Panzerreiter
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Fernere Vorgeschichte: Ich sehe nun schon seit vielen Jahren immer wieder, mit einem Gefühl, das irgendwo zwischen Amusement und gelindem Grausen liegt, den "Feldschlachten" auf Märkten oder in Fernsehdokus zu. Der Ablauf ist fast immer gleich: Zwei Gruppen von Kriegern bilden je etwas, das entfernt an einen Schildwall erinnert, grölen sich gegenseitig an, klopfen auf ihre Schilde, laufen aufeinander zu und sobald sich die ersten Waffen berühren, löst sich das Ganze sofort in ein wildes Getümmel aus lauter Einzelkämpfen auf. Wozu man dann überhaupt einen Schildwall gebildet hat, bleibt offen. Nähere Vorgeschichte: Vor ein paar Jahren habe ich mal das Strategikon des (Pseudo)Maurikion gewälzt. Das ist ein byzantinisches Handbuch für Militärführer, das auf etwa 600 AD datiert wird. Dort sind recht detailliert einige Formationen drin, zwar hauptsächlich für die Kavallerie, auf die sich das byzantinische Heer als Hauptwaffe stützte (Die Infanterie formte nach dem byzantinischen Standardmodell eine sichere Basis, von der aus die Kavallerie operieren konnte und in der sie sich bei Bedarf neu formieren konnte; die Hauptoperationen im Kampf waren aber meist Sache der Kavallerie), aber durchaus auch für die Infanterie. Nebst einigen Befehlen auf Latein interessanterweise. (Das ist deshalb lustig, weil Generationen von Römerreenactorn, inklusive namhafter Professoren, seit langem jammern, dass keine lateinischen Originalbefehle überliefert seien). Ich habe ein paar der wichtigsten Befehle aufgeschrieben und kurz erläutert und an meine näheren FrühMi-Freunde verteilt. Auf dem nächsten Markt haben wir das dann mal ausprobiert. Es war sehr erheiternd, aber auch der volle Renner beim (eigentlich ungewünschtem - wir wollten uns ja nicht blamieren) Publikum. Inklusive Pfeilbeschuss auf den Fulcon (das ist ein Zwischending zwischen Schildwall und römischer Schildkröte) mit Pömpfenpfeilen, um zu testen, ob der auch dicht ist. Jetzt das Problem: Um so eine Formation auch halbwegs vernünftig umsetzen zu können, braucht man vor allem drei Dinge: Manpower, manpower und manpower. (Gerne auch girlpower) Die Jungens stehen im Original mindestens 8 Glieder tief, in gaaanz seltenen Fällen, bei einem Angriff von zwei Seiten, auch mal nur 4 Glieder. Normal wären 16 Mann hintereinander. 4 Mann tief wäre absolutes Minimum, auch weil sonst einige Manöver schlicht nicht umsetzbar sind. Mein Traum wäre es, genügend Leute zusammenzubringen, um eine richtige, authentische frühmittelalterliche Formation auszuprobieren, zu üben und vorführen zu können. Dazu sind aber um die 100 Leute nötig. Die alle regelmäßig zusammenzubringen ist schwer, da so viele Leute nicht unbedingt nahe beieinander wohnen. Man könnte aber einzelne, lokale Untergruppen bilden, die zusammen üben (Einweisung und Befehle gibt's von mir) und sich vielleicht 2 oder 3 mal im Jahr treffen, um die einzelnen Untergruppen dann zu koordinieren, damit das auch in der großen Gruppe flüssig läuft. Um Eindruck zu erwecken, sollte das schon auch zackig und auf den Punkt klappen; vielleicht nicht ganz so knallig wie Leonidas' Spartaner in "300", aber doch erkennbar trainiert. Sonst wird's lächerlich. Die benötigte Ausstattung ist denkbar simpel: Ein Schild - im Idealfall rund und flach - und ein Speer von nicht zu kurzer Länge. Rüstung und Schwert wären nur für die erste Reihe notwendig oder besser: für die Hälfte der Leute, wenn man eine Viererformation macht. (Im Original mindestens die ersten und die letzten zwei Reihen), der Rest sollte zwar einen Helm haben, braucht aber keine Rüstung. Bogenschützen und Plänkler (Schleuderer oder Speerwerfer) wären als Ergänzung nett. Gedengelt wird nicht, es geht nur um die Formationen. Eine Schutzausrüstung oder Dengelerfahrung wird nicht benötigt (ist aber nicht von Nachteil), und somit sind auch Leute, die sich nicht im direkten Zweikampf mit anderen Kämpfern messen wollen, gerne gesehen. Was nicht heißen soll, dass man, wenn man sich eh schon trifft, nicht nebenbei, vorher oder hinterher auch ein bisschen dengeln kann, wenn man Gleichgesinnte findet. Theoretisch gäbe es auch für Dengelei eine Anwendungsmöglichkeit, denn links und rechts der Formation waren sogenannte Defensores und Cursores (Verteidiger und Angreifer) etwas lockerer formiert, um eine Flankierung der Formation zu verhindern bzw zu versuchen, den Gegner zu flankieren. Jetzt kommen wir allerdings schon in Bereiche der Mannstärke, wo wir wohl die gesamte deutsche FrühMi-Szene rekrutieren müssten... Wer wäre denn aus Süddeutschland dabei bzw kennt Leute, die dabei wären? Ob CB-Kämpfer, A oder nicht, LARP, willkommen ist, wer Bock hat.