Wetterschutz für einen Krämer des späten 12.,frühen 13.Jahrhundert?

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aber ich nehme eben auch nicht an dass nicht alles,jedes Teil,jede Vorgehensweise belegbar ist oder sein muss.
Das kommt immer drauf an wie genau du es haben willst. Manche brauchen für alles Belege, andere können auch mit Interpretationen leben. Beispiel: Ich habe mit dem Jahr 1300 zwar mit dem Codex Manesse eine gute Bildquelle, aber wie bei vielen mittelalterlichen Handschriften sind fast nur Adlige abgebildet. Naja, abgesehen von einer Bäuerin die Korn erntet während ihr ein (vermutlich adliger) Herr mit seinem Falken durchs Feld reitet. Auf einem Bild sind noch ein paar Kranke/Behinderte die um Almosen bitten wo man vielleicht noch einen verunfallten Stadtbürger sehen könnte. Aber das ist schon alles was es bei mir in der Region gibt - zumindest was ich online finden kann. Ich müsste wohl in irgendwelche Archive stöbern gehen, aber das ist leider nicht ganz so einfach und das Landesmuseum braucht viel Zeit... Ich muss also bis zu einem gewissen Grad interpretieren, kann aber auch die Kleidung der Adligen "herabstufen" um zu sehen was ein "gut betuchter" Stadtbürger getragen haben könnte. Knöpfe weg lassen, das Kleid bodenlang statt überlang... Das sind dann zwar Details, aber die können eben schon viel ausmachen. Wie gesagt, es kommt darauf an welche Ansprüche du für deine Darstellung hast.
 
Das meiste ist doch eh schon viel Interpretation und 'müsste so gewesen sein'. Bildliche Darstellungen aus der Prä-Foto-Ära sind doch ohnehin schon der subjektiven Wahrnehmung des Künstlers unterworfen. Und Rekonstruktionen von Kleidung, für die es nur ein paar Fragmente an Funden gibt, basieren auch nur auf Annahmen und Annäherungen. Bei aller Liebe zur Belegbarkeit - wir finden ein Fragment einer Wiki-Tunika. Das Ding war nach eingehender Untersuchung vermutlich mal grün gefärbt. Ein völlig anderes Fragment war wiederum blau. Mit welcher Berechtigung (hinsichtlich Belegbarkeit) dürfen wir nun die Rekonstruktion vom ersten Fragment auch blau färben? Weil wir sagen 'sie konnten es', 'es wäre gut möglich'. Und nicht, weil es dafür einen Beleg gibt. Das kombinieren, oder besser interpretieren wir einfach. Ist - vermutlich - auch okay so. Aber wirklich wissen können wir es nicht, solange es keinen neuen blauen Fund des ersten Fragmentes gibt. Und wenn wir eh schon solche Spekulationen als legitim belegt erachten, ist da die Frage nach der Tragweise einer nicht-umgelegten Cappa nicht etwas am Ziel vorbei?
 
Das erinnert mich übrigens ans Römerfest in Xanten letztes Jahr. Etliche römische Legionäre, ultra-A ausstaffiert. Ein Schmaus fürs Auge, und auch an Wissen, was die Jungs hatten. Einer von denen hat mir seinen Schild geliehen. Ziemlich schwer, und hat beim Tragen recht unangenehm am linken Handgelenk gedrückt. Auf meine Frage, ob das so sein muss, zückte einer von denen ein Bündel Stoffstreifen. Er meinte, das hätten die Legionäre sich vermutlich ums Handgelenk gewickelt, damit es bequemer war. Er meinte auch, dass es für so einen Pipifax keinen Beleg gäbe. Wäre vermutlich zu unwichtig gewesen, um es irgendwo zu erwähnen. Aber - und hier schließt sich der Kreis - er sagte auch, dass unter Garantie nicht hunderttausende Legionäre über mehrere Jahrhunderte hinweg mit blutigen und entzündeten Handgelenken unterwegs gewesen sein würden. 'die waren nicht doof damals' wird oft herangezogen, um irgendwelchem Blödsinn eine Legitimation zu erteilen. Aber manchmal ist es halt doch nicht sooo daneben...
 
Ihr diskutiert hier ob man das gute Stück am Bändchen oder Beutel transportiert und verliert die Gugel aus dem Auge. Ich habe am Schnittmuster Zweifel. Da ist doch arg viel Stoffverschnitt, das sehe ich um diese Zeit so nicht. Ich würde ein schlichteres Modell wählen, bei dem kein Abfall anfällt. Im Zeitraum 1150 - 1250 gibt es sichtbare Modeströmungen, da würde ich den Zeitraum enger eingrenzen oder aber auf schlicht setzen. Gugeln lassen sich wunderbar aus Rechtecken und Quadraten schneidern. Gibt es für den Zipfel eine Quelle ?
 
Moin du hast Recht Silvia! ;) Ich würde als Universalwetterschutz aber weiter bei der Cappa bleiben. Man kann damit beim Tragen auch eine normalhohe (ca. 60 cm) Kiepe mit abdecken. Die Front sollte so lang sein das man sie auch in den Gürtel stecken kann. Dann sieht man auch bei gebückter Haltung was man macht. :) In wiefern der Pilgerhut, den ich weiter oben schon angesprochen habe dafür brauchbar ist müsste noch geprüft werden.
 
Cappa ist ungemein praktisch, von Schnitt her anspruchsloser als die vorn verlinkte Gugel, und bei Regenwetter und Kälte einfach die bessere Wahl. Beim Rechteckmantel von Raginhild haben mich bein Trageversuch die Zipfel wahnsinnig gemacht, die immer irgendwie im Dreck hingen oder irgendwo hängen blieben. Der Schnitt ist ja eigentlich identisch, nur das die abgeschnittenen Enden vorn angenäht werden, spart Stoff, hält den Bauch warm.
 
Ich würde als Universalwetterschutz aber weiter bei der Cappa bleiben. Man kann damit beim Tragen auch eine normalhohe (ca. 60 cm) Kiepe mit abdecken. Die Front sollte so lang sein das man sie auch in den Gürtel stecken kann. Dann sieht man auch bei gebückter Haltung was man macht.
Ich liebe meine Cappa und kann auch problemlos meinen Korb mit drunter nehmen. Bis jetzt der Korbinhalt auch bei Regenwetter nie nass geworden. Was die Länge betrifft ist meine Cappa vorne etwa so lang, dass sie knapp bis zum Schambein geht (kann man auch in den Gürtel stecken) und hinten lange genug damit das Hinterteil nicht kalt wird. Die Länge kann natürlich variert und entsprechend angepasst werden. Meine warme Wintercappa ist entsprechend länger - vorne etwa Knielänge, hinten ungefähr Wadenlänge. Was den Stoffverbrauch angeht habe ich sehr wenig "Verschnitt". Das Teil das beim Halsausschnitt entsteht und dort wo die Rundung ist. Die Kapuze ist bei uns einfach ein Rechteck mit einem kleinen Zipfel (ca. 5 cm) dran. Bei Töchterchen musste ich an der Kapuze vorne einen Streifen ansetzten weil es vom Zuschnitt her nicht anders gegangen ist und es sieht toll aus. Material habe ich für Aussenseite und Futter mitteldicke Wolle.
 
Er meinte, das hätten die Legionäre sich vermutlich ums Handgelenk gewickelt, damit es bequemer war. Er meinte auch, dass es für so einen Pipifax keinen Beleg gäbe. Wäre vermutlich zu unwichtig gewesen, um es irgendwo zu erwähnen.
Das meinte ich. Damals wird - in der Antike wie im Mittelalter - so mancher Zeitgenosse sich seine Alltagsgegenstände so angepasst haben,dass er/sie (!) damit leben konnte ohne dass das je in einer Chronik oder Abbildung eindeutig erschien,weil es einfach unwichtig war. @ all Danke für die letzten Tips,besonders was die Cappa betrifft.
 
Dann freue ich mich von den Fortschritten zu hören und zu lesen. ... und hört beide bitte auf herum zu spekulieren ;)
 
Ich habe mir vor ein paar Tagen eine Gugel aus Lodenstoff genäht, nach dem Skjoldehammer-Muster. Wenn ich es aber richtig verstanden habe, dann passt diese aber eher auf eine wikingsche Darstellung und das wäre für dich ja ein paar Jahrhunderte zu früh.
 
So ist es - leider - denn zu meiner Darstellungszeit war die Skjoldehammgugel nicht mehr in Mode. Aber zur Gugel ansich habe ich noch Fragen. Wie dick ist der Loden,den Du genommen hast? Ist die Gugel gefüttert? Hast Du vieleicht ein Schnittmuster?
 
So ist es - leider - denn zu meiner Darstellungszeit war die Skjoldehammgugel nicht mehr in Mode. Aber zur Gugel ansich habe ich noch Fragen. Wie dick ist der Loden,den Du genommen hast? Ist die Gugel gefüttert? Hast Du vieleicht ein Schnittmuster?
Der Stoff ist einige Millimeter dick, keine Ahnung, so drei ungefähr. Sie ist noch nicht gefüttert, aber ich habe darüber nachgedacht das noch zu tun, wenn ich auch noch nicht weiß wie. Das Schnittmuster habe ich aus dem Internet: https://mittelalter-moehre.de/skjoldehamn-gugel Ist also nicht meins, aber sehr leicht zu nähen, auch für einen Laien wie mich.
 
Dann freue ich mich von den Fortschritten ...zu lesen.
Nun,hier www.tuchweberey.de kann ich den Stoff für die Cappa bekommen,ich dachte an anthrazyfarbenen oder rotblauen Loden. Und hier www.naeh-selbst.de habe ich angefragt ob die Besitzerin mir Hilfestellung beim Nähen geben kann. Sie kann,sogar bei der von mir gewünschten Handnaht,denn ich möchte die Cappa komplett per Hand nähen.
 
Hallo Pit, das liest sich gut nur über die Farben würde ich an deiner Stelle noch einmal nachdenken. Zumindest hattest Du zu Anfang nach Belegen gefragt. Schwarz/ Anthrazit ist eine Klerikerfarbe Rotblauer Loden jeh nach intensität der Farben der reicheren Bevölkerung
 
Falls das Thema nicht schon lange durch ist, ich würde das Cappa der Gugel vorziehen, denn der Aufwand ist minimal grösser, die Kosten ca das Doppelte, kommt aber auch darauf an wie Ihre eigenen Ansprüche sind, soll es einem Historischen Anspruch genügen, oder nicht? d.h. mit Historischem Anspruch, wäre z.b. Pflanzen gefärbter Walkloden, in der Farbe die für sie und ihren Stand passt. Ein sehr fester und für einige Zeit Wasser abweisender Stoff, eignet sich gut für Darstellungen im Herbst, Winter, Frühling oder im Sommer bei Regenwetter, bzw generell bei Regen und Schneewetter. ist allerdings nicht ganz billig, Der Vorteil des Cappas gegenüber dem Gugel ist ganz klar die Länge, für das Cappa, für mein Cappa, habe ich 3.5 Meter Stoff verwendet, die 0.5 Meter waren für die Kapuze gerechnet. Ich kann das Cappa bei Regenwetter im Sommer einfach offen als Überwurf tragen, oder im Winter gegurtet über der Surcotte. Die Gugel schützt halt nur den Oberkörper. Fürs Nähen, ich kann gleich mal schauen, ob ich auf die Schnelle ein Schnittmuster finde, das ich hier Veröffentlichen könnte, ich würde aber generell bevor Sie es mit dem teueren Stoff versuchen, erst ein oder mehrere Versuche mit einem ganz billigen Stoff, am besten der Billigste den sie finden können. damit sie dann beim Machen Fehler vermeiden können. Ich würde das Schnittmuster wenn ich es gefunden habe, einfach darunter Posten :) lg Noèmi
 
Hallo Noèmi, wir sind hier per "Du" ;) und wir warten auf die Ergebnisse oder einen Zwischenstand wieweit Pit gekommen ist.
 
und wir warten auf die Ergebnisse oder einen Zwischenstand wieweit Pit gekommen ist.
Leider bin ich aus privat-familiären Gründen,die ich zumindest hier (PN wäre noch etwas anderes) nicht erläutern möchte,nicht sehr weit gekommen. Bisher also noch auf dem Stand der Recheche. Jedoch habe ich schon Bezugsquellen für Stoff gefunden,die m.M. nach geeignet sind,ich werde sie hier noch reinstellen.
 

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