Folgenden Artikel schrieb ich im Frühjahr für einen netten Wiki Larper. Und da es gerade Thema ist, dachte ich mir, ich stells mal ein. Vorwort: Ich kenne aus dem Stegreif zwei Beispiele für Mäntel aus Nordeuropa: - Das Mammengrab - Der Bocksten Mann Beides(!) waren Halbkreismäntel, beim Bockstenmann noch voll zu sehen, beim Mammenmantel war es anhand der Stücke und Winkel vermutet. Man muss zum Bockstenmann sagen, dass er zwar auf 1300 datiert, seine Kleidung aber über weite Strecken identisch mit Funden der Wikingerzeit ist! Der Mammen Mantel war wahrscheinlich ein gesässlanger Halbkreismantel, und hatte eine mit Pelz verbrämte Kapuze. Viele Abbildungen lassen sich auch als Halbkreismantel interpretieren. Was jetzt interessant ist, ist die Frage nach dem omnipräsenten Rechteckmantel. Was kann der, wo kommt er her, wer hat ihn getragen? Der Rechteckmantel, eigentlich Sagum, ist ein römischer Militärmantel, der über die Franken nach der VWZ weiter genutzt wurde und sich so recht schnell verbreitete. Ein Rechteckmantel war aus nicht entfetteter Wolle, denn er musste dem Soldaten als Mantel, Decke und notfalls Zeltersatz dienen. Das Gewicht konnte leicht bis zu 3kg betragen. Die meisten Abbildungen hat man aus fränkischen Quellen, wie dem Stuttgarter Psalter. Generell hat sich der Rechteckmantel, ebenso wie der Brillenhelm, beim Wiki leider zu einem Selbstläufer entwickelt. Jeder kennt ihn, jeder hat mal gehört, dass es "typisch wikingisch ist" und jeder gibts ungeprüft weiter. Er ist halt nur begrenzt nutzbar und es gibt bessere Alternativen, die weitaus besser belegt sind. Manteltypen, nebst nachprüfbaren Belegen (ich bitte den Wortlaut zu einschuldigen, 90% meiner Bücher sind englisch, eines auch norwegisch, ich musste on the fly übersetzen: Feldr oder Veldr Tatsächlich der einzige Rechteckmantel mit Beleg. Ahmad Ibn Fahdlan beschreibt ihn in der Risala als ein Kleidungsstück, dass den halben Körper bedeckt, einen Arm unbedeckt lässt und auf der rechten Schulter geschlossen wird. Er beschreibt ihn als identisch zu den Mänteln der Germanen aus Tacitus tagen. Dieser Mantel ist ein Kleidungsstück der frühen Wikinger Ära. Die Grösse des Mantels ist relativ. In Kormaks Saga wird der Mantel als fimm álna I skaut beschrieben, ca 230x130cm, wenn als Mass für den Hòlmganga genutzt. Im Isländischen Gesetz Gràgàs wird der varar-feldr, der Händlermantel aus verfilztem Stoff, mit 160x80cm angegeben. Dies deckt sich mit der Gesta caroli magni, die das Grössenverhältnis mit 1:2 angibt. Generell werden durch die Quellen 2 Materialien angegeben: Grobe, locker gewebte Mäntel mit weiten, aber dicken Maschen, die vor allem wärmen sollen. Andere Mäntel, aus dünneren, aber dichteren Tüchern waren eher Wetterschutz und werden sogar, in der Tradition des Chlamys, als Tunikaersatz gehandelt. Auf dem Teppich von Bayeaux tragen von den 400 Personen nur 1/8 gefibelte Mäntel, diese sind immer hochrangige Personen, wie Herzog William oder Harald Hardrada. Diese Nutzung des veldr als Abzeichen wird auch in der Konungs Skuggsjà beschrieben. Skikkia und Mötull Der Mötull wird das erste Mal in der Kormàks Saga aus dem 10. Jhd. in Kapitel 22 erwähnt. Als Lehnwort beschreibt Mötull hier einen Mantel aus westlicher Kultur, einen Halbkreismantel, der in die skandinavische Kultur in der Mitte der Wikingerära eingeführt wurde. In dieser Zeit wurden Halbkreismäntel an oder unter der Schulter, wie Grabfunde nahe legen, geschlossen. Das wiederum lässt u.U. die Vermutung der Absens einer Kapuze zu. Die Skikkia wird als teures, wertvolles Gewand, nur den Fürsten und Königen vorbehalten beschrieben. Leider lassen sich Quellen wie die Laxdaela Saga mehr über den Wert als den Schnitt aus, es fällt also schwer festzulegen ob es eventuell nur ein Mötull oder Veldr mit tollem Material ist. Kàpa Die Kàpa wird im Buch Landnàmabòk beschrieben, wo sie von Lijotr getragen wird, sowie in der Bandamanna saga in Kapitel 5. In Beiden Fällen wird die Kápa als Mantel mit Kapuze und einem rechten Ärmel beschrieben. Das lässt den Schluss zu, dass sie so lang ist, dass sie ohne Ärmel untragbar wäre. Man vermutet einen Halbkreimantel, dessen rechter Bereich zu einem Ärmel vernäht wurde. Andere Erwähnungen des Kleidungsstücks für hochgestellte Personen sind Thorgill in der Laxdaela Saga und Gisli in der Gisla Saga. Auf dem Oseberg Teppich ist ebenfalls ein Mann mit einem Mantel mit Kapuze abgebildet. Eine Silberanhänger aus Tuna/Uppland, ausgestellt im Staten Historiska Museeum, zeigt einen solchen Mantel. Slaedr In einem Gedicht des späten 10.Jhd. preist Egill Skallagrimsson seinen Freund Arinbjörn für das Geschenk eines Slaedr. Der Mantel, der auch in Njials Saga erwähnt wird, scheint dem englischen Cope oder Pluvial, einem Halbkreismantel aus Seide, der von der Schulter bis zum Flur reicht. Aus dem Bestand Rogers von Sizilien (Mitte 1100) ist ein cope aus scharlachrotem Samt, 345x146 cm erhalten. Und dieser ist ein Halbkreismantel. Ähnliche, halbkreisförmige, Mäntel werden bei der Beschreibung von Modir, in der Rigspula beschrieben Òlpa Die Olpa ist voraussichtlich eine kürzere Fassung der Kàpa, da in der Egills Saga Egill seinem Freund Àlfr eine Olpa schenkt, und der, bezüglich Egills Grösse, witzelt, dass diese für ihn schon eine Kàpa wäre. Ein Vers in der Hervarar saga ok Heidreks legt nahe, dass es sich um einen archetypischen Alltagsgegenstand handelt, der besser zum kämpfen geeignet ist und gelegentlich auch aus Haut (Leder) gemacht wurde. Hekla Eine Sonderstellung nimmt Hekla ein, Odins Mantel, den er immer dann anlegt, wenn er sich als Wanderer unter die Menschen mischt (eine Darstellung die Tolkien beim Entwurf von Gandalf inspiriert hat!). Der Hekla wird in der Poesie kaum erwähnt, im Grimmnismàl trägt Odin einen Feldr. Odin trägt den Hekla mit einer Kapuze, welche auch eine Cuculle oder Gugel sein kann. Weitere Erwähnungen wären der spät-wikingische Bildstein von Sanda, Gotland. Er zeigt einen Wanderer mit Kapuzenmantel. Ähnliche Mäntel tauchen auch auf dem Oseberg Teppich auf. Auf dem Bildstein von Halla Broa trägt ein Reiter einen Hekla. Der sog. northumbrische Frankensarkophag aus dem 8. Jhd. zeigt eine Szene, in der drei Personen unbekannten Geschlechts Kapuzenmäntel tragen. Zwei weitere Personen auf einer Schnitzerei, gefunden bei der Kirche der hlg. Marie in York/Jorvik, zeigen ähnliche Kapuzenmäntel. Dies zusammengefasst, geht man davon aus, dass der Hekla ein Dreieckiger oder halbkreisförmiger Mantel, mit Halsöffnung und wahlweise mit/ohne Kapuze war. soweit meine Rechercheergebnisse, wenn es jemand hilft, freut es mich, wenn jemand Infos beitragen kann umso mehr! Quellen: - VIKING CLOTHING / Thor Ewing - VIKING DRESS CLOTHING / Nille Glaesel - WOMEN IN THE VIKING AGES / Judith Jesch - DIE WIKINGER / Landesmuseeum Koblenz - GESTA KAROLI MAGNI /Notker der Stammler (883nChr) - Teppich von Bayeaux - Teppich von Oseberg - RISALA / Ahmad ibn Fadlān ibn al-Abbās ibn Rāšid ibn Hammād (10tes Jhd) - Konungs Skuggsia - Egills Saga + diverse Sagas