"Das böse Wort mit A" - lesenswerter Blogbeitrag

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Ich finde auch nicht dass grundsätzlich alle Stoffe selbst mit historischen Methoden gefärbt sein sollten - im Gegenteil, meine gefärbten Stoffe beim Handwerker zu kaufen statt sie selbst (in einer mangels Erfahrung schlechten Qualität) zu färben ist sogar die eigentlich historisch korrekte Methode. Und nein, es muss nicht alles zwangsläufig mit Naturstoffen gefärbt sein, aber das "look & feel" sollte schon stimmen, d.h. die Kenntnis welche Farben mit historischen Methoden erreichbar sind und welche Webarten üblicherweise in einer bestimmten Zeitstellung und für einen bestimmten Zweck verwendet wurden (soweit wir das halt wissen) sollte vorhanden sein. Übrigens haben wir durch chemische Analysen von textilen Bodenfunden ( zB aus den Londoner Hafengrabungen) und durch überlieferte Rezepte aus Primärquellen schon Hinweise darauf, welche Färbedrogen Verwendung fanden.
 
Lieber Pit, auch du vermischt hier die Begrifflichkeiten deshalb mein Einwand ;) Zitat von Pit dem Schreiber: Lieber gut chemisch gefärbt als schnell pflanzlich! Kommentar: Es ist immer ein chemischer Prozess! Sprich lieber von Industrie- oder Handfärbung
 
Kleiner Hinweis: Blau (mit Indigo oder Waid) lässt sich auf Leinen sehr gut färben, da anderer chemischer (sic) Färbeprozess als bei einer Beizenfärbung. Krapp ist eine Beizenfärbung und um die auf Leinen schön und haltbar hinzukriegen, gehört eine Menge Know-How und vor allem Arbeit dazu. Deshalb hat sich die Krappfärbung auf Pflanzenfasern erst wirklich mit der Verbreitung der TürkischRot-Färbung durchgesetzt. Ich kenne nur äußerst wenige wirklich sichere Nachweisen von Krapp auf Pflanzenfasern im Fundgut der textilen Geschichte. Deshalb wäre ich extrem vorsichtig, wenns denn A sein soll mit einer Krappfärbung auf Leinen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich bei den Färbungen im großen Kessel immer die Krappwurzeln in einem extra Leintuch ausziehe, damit sich die Stückchen leichter entfernen lassen aus dem Färbegut. Dieses Reinleinen hat jetzt schon mindestens 30 Färbevorgänge mitgemacht und die Farbe lässt sich auch nach so vielen Vorgängen in keiner Weise mit der auf Wolle vergleichen. Nach dem Rausnehmen sieht sie ja noch ganz nett aus, aber soätestens nach dem Spülen verliert sie den größten Teil ihrer Farbintensität. Marled
 
Da fasziniert mich mehr der Zimmermann, der alleine mit Axt, Keilen und Hammer aus einem Stamm einen viereckigen Balken schlagen kann, als die noble Standfigur , absolut A, die Angst hat, sein Schwert könnte Flecken bekommen. ( Hatte mal einen "Notfall" wo eine Axt von Nöten gewesen wäre, aber alle Axt tragenden Darsteller hatten Angst, dass es Kratzer geben könnte).
Solche Blender gibt es sicher, aber viele gute Darsteller schaffen es beides (ein Handwerk und gut rekonstruierte Kleidung/Ausrüstung) unter einen Hut zu bringen. Und natürlich drückt man nicht einfach irgendjemanden seine 200€-Streitaxt zum Holzhacken in die Hand ;) Auch Werkzeuge mit Klingen verleih ich allgemein nicht an Leute, denen ich nicht vertraue.
 
Schon klar, dass man die nicht jedem in die Hand drückt und natürlich gibt es auch Stücke, die halt wirklich mehr museal sind. Trotzdem mag ichs halt wenn man mit einem Messer auch schneiden kann, mit einer Axt hacken kann etc. Eine noble Streitaxt hätte ich auch keine dazu genommen, aber gab genug eigentlich geeignete Aexte dort für den Zweck. Hab in anderen Bereichen z.B. auch eine Büffelskinner Replik mit der häute ich regelmässig Büffel. Auch so ein Experiment: Ist es zeitlich und praktisch gut machbar, einen Bison der in der Wiese liegt alleine komplett abzuhäuten ? ( geht besser als Anfangs gedacht und auch das Umdrehen ist alleine machbar wenn er nicht älter als 3-4 Jahre ist. Nachher wirds zu massig.) Mann will ja auch wissen ob sich so ein Teil auch wirklich für den besagten Zweck eignet. Berufsbedingt hat man da auch andere Möglichkeiten. Also hab auch schon ausgetestet ob ein Schwert sich eignet einen aufgehängten frisch abgebalgten Fuchs mit einem Schlag zu halbieren und so Sachen. Nur einen Keiler auf die Saufeder auflaufen zu lassen, da trau ich mich nicht. ( Mal abgesehen vom Rechtlichen).
 
Den Keiler würd ich auch nicht als "Testobjekt" verwenden. Hab bei der Feuerwehr schon einige Wildunfälle gesehen, aber Wildschweine sind immer besonders Heftig. Und die Biester weigern sich ziemlich Hartnäckig zu sterben. Ich stelle zwar kein Handwerk da, aber mein Messer fürs Essen/Küche wird selbstverständlich auch dafür genutzt. Und die Cotte hat (leider) auch schon durch Essen und Kettenhemd gelitten. Es sieht halt auch danach aus was ich gemacht habe. Es ist nicht absichtich verranzt, aber so manche Flecken bleiben halt Hartnäckig
 
@Falconer Da Du schriebst "axttragende Darsteller" ging ich davon aus, dass es eine Streitaxt war. Ein Werkzeug trägt ja ein ein guter Darsteller eher nicht einfach so mit sich herum ;) Und wieder wirkt es auf mich so als würdest Du unterstellen wollen, dass Handwerk/praktische Erfahrung und "A"-Darstellung unverreinbar sind. Ich kenne sowohl Leute aus handwerklichen Berufen, welche sich eine gute Darstellung aufgebaut haben, als auch A-Darsteller, welche sich im Zug der Darstellung ausgezeichnete handwerkliche Fähigkeiten angeeignet haben. And now for something completely different: 08.04.2019:
Wobei ich jetzt schon die Nörgler in einer FB-Gruppe hören kann - Leinen? Seide? An einer Hose? Wo ist das denn bitte schön belegt???
Und bei jedem Satz den man schreibt "Quelle??????"
06.01.2019, gleicher Thread:
"Kreismantel"? Kenne ich in der genannten Epoche noch gar nicht, wo haben die Forscher den denn ausgebuddelt? Quelle?
"Kaufte sie Honig vom Imker auf dem Markt?" - Ist der Beruf des Imkers bei den Wikingern belegt? Fände ich hochspannend, bitte eine solide Quelle dazu...
:whistling:
 
Krapp ist zwar das "Billige" Rot, aber dennoch eine edle Farbe. Da Walnuss = Retter in der Not oder Popelsfarbe drüber legen finde ich unpassend. Walnuss ist im frühen Mittelalter für den Norden nicht belegt so weit ich weiß.
 
Walnuss ist im frühen Mittelalter für den Norden nicht belegt so weit ich weiß.
Häufigst nachgewiesener Farbstoff bei den Hafenfunden in Haithabu. Und Krapp dürfte im Norden auch nicht ein "billiges" (klar, Du meinst im Vergleich zu Kermes) Rot gewesen sein - kommt selten vor und wenn dann fast nur auf sehr feinen Stoffen. Heimisch und in Finnland öfters zur Einfärbung nachgewiesen - und damit für mich am ehesten der Anwärter auf erschwingliches Rot im Norden - ist Labkraut.
 
A ist toll ! Nur der Gegenstand alleine machts für mich aber nicht aus. Da fasziniert mich mehr der Zimmermann, der alleine mit Axt, Keilen und Hammer aus einem Stamm einen viereckigen Balken schlagen kann, als die noble Standfigur , absolut A, die Angst hat, sein Schwert könnte Flecken bekommen.
Ich glaube ich weiss wie du es meinst, weil ich dich persönlich kenne Eric. Es gibt allerdings Leute, die in diesem Hobby unterwegs sind, die meinen das tatsächlich bösartig und abwertend. Wenn man da seine Ausrüstungen nicht selbst gefertigt hat, oder regelmässig Turniere im Fechtverein gewinnt, etc., ist man in den Augen derer ein "Blender, Sitzritter", oder sonst irgendwas und wird teils derbe "belächelt". Ich finde das bedenklich, denn es grenzt etliche wunderbare Bereiche und Personen in diesem Hobby aus, bzw. wertet sie und das was sie tun ab. Bei einer Form des "Living History", nämlich dem Display stelle beispielsweise auch ich immer mal wieder Realien (Nachbauten mit durchaus historischem Anspruch) aus und spiele dazu "den Erklärbär". Da findet man bei mir auf dem Tisch viele einzelne sehr hochwertige "Gegenstände", die man selten bis gar nicht als Rekonstruktion zusehen bekommt und die man bei mir teilweise sogar auch noch "anfassen & erfühlen" kann. Und natürlich liegt es da nicht in meinem Interesse, dass eines meiner Schwerter "Flecken" oder Beschädigungen (von was auch immer) bekommt. Es liegt auch nicht in meinem Interesse, dass einer der Besucher den Streitkolben an einer der zahlreich ausgestellten Helmrekonstruktionen ausprobiert, oder irgend ein anderer Darsteller der VA seinen Zelthering damit in die Erde klopfen möchte weil sein Hammer kaputt ist, jemand mit meiner (Streit)axt einen Baum fällen will, oder sogar einer versucht mit der Lanze durch den ausgestellten Textilpanzer, den Ringpanzer oder den Plattenrock zu stechen, um zu testen ob die das auch wirklich wirklich aushalten würden. :whistling: Es liegt deshalb nicht in meinem Interesse, weil die Stücke (oft in mehrerlei Hinsicht) sehr wertvoll sind und nur mit hohem Aufwand repariert oder gar wiederbeschafft werden könnten! Mit der Methode des Displays zu arbeiten, empfinde ich als sehr wert- und sinnvoll, denn der Besucher sieht, erfährt und erspürt auf diese Art oft mehr als das bei anderen Varianten der Fall ist! Aber das sehen etliche Leute gar nicht so und man muss sich für das was man da tut von Leuten sogar noch belächeln, oder gar beleidigen lassen, denn man (in dem Fall ich) hat die Sachen ja nicht selbst hergestellt, bzw. "benutzt" sie nicht (oder nur selten) "artgerecht"... :| Ich möchte zu "den verschiedenen Spielarten des Hobbys" noch einen lesenswerten Artikel von Benjamin hier lassen: https://inforo1300.wordpress.com/20...9ct5OeLrmIG_Lodmbv3SOUttFEzB1V1psfwQrphh1e1ic (Quelle: inforo1300.wordpress.com)
 
@nib - Echt ? Gut das wir drüber gesprochen haben, danke schön. genau ich meinte Krapp ist billiger als Kermes, aber halt schon edel. Ist die Wurzel von Labkraut ergiebiger als Waldmeister ? Ich habe im Garten mal Waldmeister roden müssen und von etwa 1m² ein Fäustchen voll getrockneter Wurzel erhalten.
 
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@Silvia zum praktischen Umgang mit Labkraut kann ich leider nichts sagen. Kenne nur die Farbstoffanalysen, wo das eben nachgewiesen wurde.
 
@Thomas W. Also ums Himmels Willen bitte nicht falsch verstehen. Natürlich bin ich auch vom Objekt ans sich oft fasziniert und manche Stücke sind echt zu schade um damit rumzumachen. Gerade Deine Repliken gehören oft dazu. Für mich halt am faszinierendsten wenn jemand ein historisches Gerät oder den Nachbau auch noch handhabt. Eine Alpenwanderung in Gewandung mit dem Gepäck, um zu fühlen wie es ist, den Kopisten bei der Arbeit, nicht "nur" das Produkt. Die Armbrust, die auch mal abgeschossen wird um die Wirkung zu sehen und zu fühlen wie sie sich spannen lässt. etc . etc. Kennst das ja. Bei einem alten Schiessrohr, da will man doch auch mal wissen wie das tut. Vielleicht ein bisschen vergleichbar mit ( Hab ja auch mal Oldtimer Motorrad gefahren): Toll eine Museumssammlung der alten Vehikel, aber wenn dann eins in Betrieb genommen wird, man mal damit fährt, ist es einfach noch noch viel toller. Manche Dinge ( nicht alle) müssen einfach mal benutzt werden. Kennst es ja auch. Das Equipment das Grafen Hartmann, fein. Der Graf Hartmann als agierende Person: GRANDIOS. Hatte auch mal eine Phase, da war an meinem Motorrad jede Schraube und Mutter vergoldet etc. viel Massanfertigung daran, viel Handarbeit , aber es wurde gefahren, auch bei schlechtem Wetter. Da dachte auch mancher, ich hätt einen an der Waffel, ok vielleicht stimmts ja auch.
 
Für mich halt am faszinierendsten wenn jemand ein historisches Gerät oder den Nachbau auch noch handhabt. Eine Alpenwanderung in Gewandung mit dem Gepäck, um zu fühlen wie es ist, den Kopisten bei der Arbeit, nicht "nur" das Produkt. Die Armbrust, die auch mal abgeschossen wird um die Wirkung zu sehen und zu fühlen wie sie sich spannen lässt. etc . etc.
So sehe ich es auch. Logischerweise gab es auch im Mittelalter "Sonntagskleidung" (zumindestens bei denen,die es sich leisten konnten),die kostbarer gestaltet war und an Sonn- und Feiertagen und zu bestimmten festlichen Anlässen getragen wurde...und nicht bei der Feldarbeit oder in der Werkstatt. Und bei der Mittelalterdarstellung ist es meines Erachtens ähnlich. Würde ich einen Adeligen darstellen der vornehme Kleidung des Hochadels besitzt,würde ich diese Kleidung auch nicht beim Feuermachen tragen oder beim Zeltauf- oder -abbau wenn es gerade regnet,sondern zu "repräsentativen" Zwecken.
 
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Für mich ist das "machen" einer der wichtigsten Aspekte. Das zeigt in mehrfacher Weise den Wert des Gegenstands. Ich hab, völlig ohne Vorkenntnisse meine Klamotten selbst gefärbt und genäht. Das zeigt sehr deutlich welch Arbeit in ganz banalen Dingen stecken kann. Und es zeigt ganz erschreckend wie sorglos wir heutzutage mit allem umgehen. T-Shirt hat einen Fleck der nicht mehr raus geht, macht nix im Laden gibt es die ja für 5,-€. Würde ich mit meiner Cotte niemals machen, die hat Flecken, aber das ist dann so. Wenn was durchgescheuert ist, wird erst mal ein Flicken drauf gemacht. Auch geht man ganz anderst mit den Sachen um, mein selbstgeschmiedetes Messer wird immer gleich gereinigt und kommt sofort zurück in die Scheide. Aber diese Erkenntniss führt auch dazu bei gewissen Dingen vom "A" abzuweichen. Meine Schuhe sind eben keine 100% Wendegenähten, nein ich trage mit Absicht welche mit Ledersohle. Denn um auf Schotter und Asphalt die guten in kurer Zeit durchzulaufen wären sie mir zu Schade. Ich werde mir langfristig "Richtige" machen lassen, aber die werde ich nur da Tragen wo ich sie nicht gleich Schrotte.
 
Du hast sowas von Recht... Der Wert eines Kleidungsstücks, und auch dessen Wertschätzung, ist völlig anders, wenn man es selbst herstellt, und dann auch die Arbeit kennt, die drin steckt. Seit drei Abenden bin ich jetzt dran, einen schlichten Zierbesatz auf meinen Klappenrock zu nähen. Einfache, gerade Nähte. Aber mit einer Stichlänge von 1-2 mm, damit es sauber und ordentlich aussieht. Mit der Nähmaschine vermutlich in einer Stunde fertig. Per Handnaht - ewig. Persönliche Wertschätzung gegenüber dem 1-€-Shirt vom Wühltisch - unbezahlbar.
 
Aber mit einer Stichlänge von 1-2 mm, damit es sauber und ordentlich aussieht.
Respekt! Ich könnte immer ins Essen brechen, wenn Klamotten mit groben Stichen zusammengetackert sind damit es "mittelalterlich" aussieht. Hatte ich anderswo schon erwähnt, der Fellumhang vom Ötzi (Museum in Bozen) ist aus lauter kleinen Stückchen zusammengenäht, mit ganz feinen Stichen die man kaum sieht. Und das vor mehreren tausend Jahren...
 
@Wilfried Tenneberg Meine Mutter hat sich früher auch immer alle Kleider selbst und per Hand genäht, weil kein Geld da war. Die hat sogar noch Fäden gezählt, damit es wie von Maschine aussah. Immer 4 Fäden vom Saum entfernt, und 3 Fäden bis zum nächsten Stich. Zum Glück sind meine Augen dafür nicht mehr gut genug ^^ Und Du hast völlig Recht mit den Geweben von früher. Feiner und ordentlicher als heute mit der Maschine. Eine bewusst grobe und unordentliche Naht, damit auch ja jeder sieht, dass es per Hand ist, und 'damals konnten die das ja auch nicht besser', sorgt immer wieder für einen Schmunzler ;-)
 

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