Ein paar Fragen zur Religionsdarstellung

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Heidensohn

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Da es ein nicht unproblematisches Thema ist, habe ich mich entschlossen meine Fragen in einem Bereich zu stellen, der nur für angemeldete Personen einsehbar ist. Immerhin geht es um Religion. Wie vielleicht der eine oder andere hier mitbekommen hat, habe ich einen gewissen Interessenschwerpunkt auf mittelalterlicher Ordensgeschichte. Verschiedene Projekte nähern sich dabei der Fertigstellung und eine große Frage wird immer drängender: "Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?" - Beziehungsweise ihrer "Wiedergabe" auf Veranstaltungen. Ab 1100 ist man in Europa entweder Christ, Jude, Muslim, oder bekommt bald ein Problem mit Deutscherren bzw. Mongolen. Elemente des religiösen Lebens, von der Kathedrale bis zum Kreuzzeichen, waren allgegenwärtig und der Anteil an Geistlichen war in der Bevölkerung wahrscheinlich höher, als der von Adeligen. Es heißt, dass man um 1250 in Mittel- und Südeuropa keine zwei Tage reisen konnte, ohne über einen Franziskaner zu stolpern. - Was sieht man davon in den verschiedenen modernen Wiedergaben des Mittelalters? Den machthungrigen Bischof, den intriganten Kardinal, den sadistischen Inquisitor, den versoffenen Pfarrer, den geilen Bruder. Aus Gründen des Kostümaufwands begegnen im Marktbereich vor allem die letzteren beiden. Im geschichtsnäheren Bereich hat es zwar mehr bessere Ritterordensangehörige, aber immer noch nur ganz wenige Geistlichkeitsdarsteller. Ich würde selbst mit meiner Darstellung gerne was an diesem von mir als unschön empfundenen Zustand ändern. Einen ganz normalen Geistlichen darstellen, der eben auch nur ein Mensch, aber eben ein mittelalterlicher und geweihter ist. Ich kenne schon einige der zahlreichen Probleme, habe aber nichts dagegen sie hier aus anderem Blickwinkel nochmal zu hören und neue kennen zu lernen. Ich möchte nun gerne von Euch lieben Mitusern wissen: 1. Empfändet ihr mehr historische Religion auf Veranstaltungen als Bereicherung? 2. Wie seht ihr den speziellen Plan sowohl einen wandernden Minoriten, als auch einen predigenden Dominikaner als Darstellung je nach Veranstaltungssituation aufzufahren? 2. Würdet ihr entsprechendes "Rollenspiel" unterstützen? (Speziell: Bei einer Predigt an den richtigen Stellen raunen, betroffen gucken, sich bekreuzigen, jubeln? Ein lateinisches Ave Maria mitsprechen?) 3. Wie schätzt ihr eure eigene Befähigung und die von Zuschauern ein gespieltes historisches Christentum von praktiziertem heutigen Christentum zu unterscheiden? Und wenn's erlaubt ist, um eure Antworten besser einschätzen zu können: 4. Wie haltet ihr selbst es mit der Religion? Ich persönlich bin ja Agnostiker, glaube nicht an Gott, aber sehr wohl in die Macht des Glaubens und die Berechtigung der Kirche. Diskussionen (bis zum gepflegten Streit) zu diesen Frage und dem generellen Thema heiße ich ausdrücklich willkommen. Solange der Forumssegen nicht schief hängt dürfen hier durchaus Meinungen aufeinander prallen. Viele Grüße Sebastian P.S.: Kann es sein, dass in der Vorstellungswelt der meisten Leute genau zwei Klischeebilder des mittelalterlichen Geistlichen existieren? Der fette Sack und das hässliche Klappergestell mit dem stechenden Blick? Ist im Gegenzug schonmal jemanden aufgefallen, dass in den bekannten Liedern vom Bauern, der früh aufstand, oder dem Mönch, der vor ein Nonnenkloster kam, nie gesagt wird wie die Herren aussahen? Oder auch nur wie alt sie sind? Also ich könnte die Bäuerin schon verstehen, die sich einen jungen, gutaussehenden, am Ende sogar studierten Pfaffen angelt, der noch dazu einen flotten Spruch auf den Lippen hat, als ihn der Ehemann erwischt. 8)
 
Ich bin der Überzeugung, wenn man eine möglichst genaue Darstellung einer Zeit an einem Ort machen möchte, gehört die Religion, die der Charakter (ich nenne es nun mal so) aller Wahrscheinlichkeit nach gehabt haben wird, auch mit dazu. Dem nach bin ich der Meinung, dass du auch das Christentum spielen solltest, wenn du deine Darstellungen so ausfertigst, wie du es beschreibst. Die Klischees der saufenden, hurenden Brüder und arroganter Kirchenväter mag vielleicht aufgrund der Tatsachen entstanden sein, dass der Mensch dazu neigt, das Schlechte herauszuheben, während gute Dinge wenig auffallen. Entsprechend kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Chronisten wohl hauptsächlich Verfehlungen notiert haben könnten. Aber du, lieber Sebastian, schreibst selbst, dass wohl ein sehr großer Teil der Bevölkerung Kleriker waren. Somit stellt sich auch die Frage, inwieweit man die Berichte der Chronisten übertragen kann auf den Otto-Normal-Kleriker, der predigend durch die Straßen zog oder im Klostergarten das Gemüse erntete. Hier wird oft gemahnt, dass man von wenigen Funden nicht auf eine ganze Zeit schliessen kann, was m.E. nach auch für Kirchenberichte über ihre Mitglieder gehandhabt werden sollte. Und zur letzten Frage: Privat bin ich früher Agnostiker gewesen, doch ich entwickel eine immer stärkere Affinität zum Asatrú.
 
Das ausklammern religiöser Elemente aus mittelalterlicher Darstellung halte ich fast schon für eine Verzerrung der damaligen Zeit - auch wenn ich verstehen kann, daß man aus verschiedenen Gründen Bauchschmerzen mit einer solchen Darstellung haben kann. Zu Deinen Fragen sage ich: 1. Ja. 2. Finde ich gut. Zu welcher Gelegenheit würdest Du denn was darstellen wollen? 3. Ja würde ich. Mir wäre dabei allerdings wichtig, daß dies der Darstellung einer damals wahrscheinlichen Lebenswirklichkeit dient, und nicht offensichtlich satirisch o.ä. ist. Evtl. wären schriftliche Erläuterungen zu religiösen Darstellungen in Programmheften etc. hilfreich. 4. Ich würde das trennen, denke aber, daß für einige Darsteller das Ganze kein Spiel wäre, sondern sich der eigene Glaube in religiösen Handlungen spiegeln würde. Andere wiederum könnten damals praktizierte Dinge vielleicht kaum mit ihrem Glauben vereinbaren. Für Zuschauer finde ich es wichtig klarzustellen, daß hier ein Stück mittelalterlicher Alltag dargestellt wird, siehe auch mein letzter Satz zu 3. 5. Ich würde mich durchaus als gläubigen Christen bezeichnen, auch wenn ich mit den Lehren meiner Amtskirche in einigem nicht konform gehe.
 
@ Urs: ich sehe dass genauso wie du, der Glaube gehörte damals zum Alltag. Ich stimme dir in allen Punkten zu (außer in 5: ich bin Buddhistin und Ethikerin ich habe vom christlichen Glauben nicht viel Ahnung ;) )
 
1. Auf jeden Fall...wie stark die Kirche und der Gottesglauben den Alltag der damaligen Bevölkerung durchdrungen hat, ist bei den von mir bislang besuchten VA extrem ausgeblendet Da gibt es fürs späte MA schöne Parallelen zur heutigen "Leistungsgesellschaft"... so wurde u.a. versucht, Gottesgnade zu erreichen, in dem man möglichst viele Abendmähler besuchte... so kam es dazu, dass man mindestens zur Elevation dabei sein musste... mehrere Abendmähler pro Tag wurden so "gesammelt" Erstes 2. ... 2a. Wandelnd... also still herumgehen und die Fragen der interessierten Besucher beantworten? ... nun ja, etwas schmal... würde mich als Besucher (aber als Veranstalter) eher nicht reizen 2b. Die "Missstände" wie damals predigend geiseln... Würde mir als Besucher gefallen, gäbe eine schöne Geschichtsstunde in Religionsgeschichte... braucht aber einen außerordentlich fähigen und kenntnisreichen "Entertainer"... da ICH als pöbelnder Handwerker ordentlich Gegenworte finden würde8o Zweites 2....( :D ) 2. auf jeden Fall würde ich mitmachen 3. als regelmäßiger Sachbuch-Leser kenn ich das eine oder andere...ist aber nicht mein Themenschwerpunkt und bin somit eher nicht der Kenntnisreichste, um Fragen in Gelebte-Religion- heute-und-damals-Themen sauber trennen zu können. denn... 4. ich bin 100% religionsfrei im Alltag unterwegs... kann mir aber vorstellen, wie wichtig ein spiritistischer Halt für manche Menschen (vor allem in Krisensituationen) sein kann... wenn nur die Amtskirche und deren Repräsentanten nicht wären :bye01
 
Da bin ich auch ganz zwiegespalten. Der Glaube gehörte zum Alltag, wie essen, trinken und schlafen. Glaube und Religion hat sich mir selbst nie erschlossen. Mit unter beneide ich Menschen, die glauben können und Kraft darin schöpfen. Aus Respekt vor den Gefühlen anderer halte ich mich mit meiner eigenen Meinung in Sachen Religion meist zurück. Ärgerlich finde ich wenn auf einer VA Glaube VORGESPIELT wird. Ich finds respektlos. Nun kommt es auf die VA an und auf die Art und Weise, so was kann sicherlich mit Respekt passieren,so was hab ich bisher aber noch nicht gesehen, aber ich hab auch noch kein Rittersturnier gesehen. Wenn Glaube im Ramen einer Veranstaltung gelebt wird, finde ich das eine schöne Sache. (auch wenn ich selbst nicht dran teil neme) Mit Sicherheit gab es diese unfrommen Geistlichen von denen Heidensohn schreibt. Kann man so eine Person glaubhaft ohne Klamauk darstellen ? Schwierig. Gerade jetzt, wo die Kirche mit ihren "kinderlieben" Geistlichen und um Ansehen und Ruf kämpft, ist es gewagt. Kritik sei erlaubt und nötig, aber ist das der richtige Platz oder Weg ? Es ist auch sicherlich eine Frage der Eitelkeit - man will halt auch in der Darstellung, nicht als die letzte verabscheungswürdigste Person da stehen. Nicht unbedingt als der gierige Bischof , wenn man eh schon mit Übergewicht kämpft, und sich dann sagt OK mach ich halt den verfressenen Bischof,die Wampe hab ich schon. Oder die vertrocknete Nonne. Nur so als Beispiele, es gibt da sicherlich andere Rollen die man mit körperlichen Gegebenheiten ausfüllen könnte, die Liste wär lang. Mag man die eigenen Schwächen so betonen ? Riskiert man ,wenn man glaubwürdig rüberkommt, Ansehen und Ruf ? Schwieriges Thema.
 
1.) Wenn die Darstellung ernst genommen wird, natürlich. Damit meine ich ausdrücklich nicht, daß der Darsteller sich persönlich mit der dargestellten Religion identifizieren muß. Im Gegenteil, vermutlich ist persönliche Distanz sogar äußerst hilfreich. 2.) Schwierig. Man darf ja nicht unterschätzen, daß die Prediger einen großen "Entertainment"-Faktor boten. Das läßt sich doch heute, im Zeitalter von Fernsehen und Internet, durch bloßes Nachspielen kaum mehr vermitteln. Die Leute sind freiwillig in die Kirche gerannt, um sich eine möglichst markerschütternde Rede von Höllenfeuer und der eigenen Sündhaftigkeit anzuhören? Hä? - Ich denke, es wäre notwendig, immer wieder einmal erklärend aus der eigenen Rolle herauszutreten und Zusammenhänge zu erläutern. Nochmal 2.) Bin nur Besucher. Das könnte ich bestimmt nicht, einfach mangels notwendiger Kenntnisse. 3.) Schlecht. Der Durchschnittsmensch heute geht nur an Weihnachten in die Kirche und hat von der Religion seiner Großeltern kaum noch eine Vorstellung. Wie soll der unterscheiden können, was heutig und was damalig ist? 4.) Römisch-katholisch getauft und erzogen, bis zum Jugendalter sehr gläubig. Zur Zeit reden wir nicht so viel miteinander, der Herrgott und ich. Aber das heißt nicht, daß wir einander nicht mehr wichtig sind. Nicht wahr. ^_^ (Und ich merke, daß ich mit zunehmendem Alter aus bloßer Nostalgie wieder mehr Interesse an der Kirche entwickle.)
 
1) Ich halte dies als recht große Bereicherung, weil die Religiösität ca. 80% des Mittelalters ausmacht, aber diese Art von Darstellung sollte nur jemand machen, der auch wirklich von seinem Glauben überzeugt ist. 2) Als bekennender Lazarener genieße ich persönlich auch gewisse Unterstützung durch meine Ordenskongrgation und stehe aber auch unter strenger Beobachtung, da die Mehrheit katholisch ist und ich selber Protestant, die Lazarener gehören auch zu den Minoriten und bei entsprechenden Märkten und Lagern ist bei mir eigenntlich jeder willkommen, sofern dieser unsere Konventregeln (Lagerregeln ähnlich wie die Hausordnung in den Lazarusordenshäusern) befolgt. 3) Wenn es eine Andacht gibt, erkundige ich mich schon entsprechend, wer diese abhält und ob dieser ein echter Priester ist oder nur ein Darsteller, der aber sich an die ordnungsgemäße Lithurgie hält und in wieweit dieser sich vorbereitet hat, wenn alles pass, beteilige ich mich auch entsprechend daran, notfalls gebe ich auch nützliche Tips entweder vor oder nach der Andacht. 4) Ich halte mich schon an die Lithurgie und an das Stundenbuch, wurde auch schonmal gefragt ob ich auch eine mittelalterliche Taufe vollziehen würde, was ich bisher abgelehnt habe, weil dieses Sakrament einfach zu heilig für mich ist und ehrlichgesagt nichts auf einem Markt zu suchen hat, bin zwar bereit bei einer Mittelalterlichen Taufe als Mönch dabei zu stehen, wenn diese durch einen echten Priester vollzogen wird, aber nicht auf einem Markt oder Lager. Interessiernen Zuschauern bin ich immer bereit vor und nach einer Andacht die Unterschiede zu erklären und auch klösterliches Leben näher zu bringen, hab oft genug erlebt, das die breite Masse viel zu wenig über das monastische und klerikalische Leben tatsächlich weiß. 5) Einige von euch wissewn ja aus bereits vorangegangenen hitzigen Diskussionen das ich meine Religiösität recht ernstnehme und diese sogar in meinem Privatleben übernommen habe, was auch oft auf Unverständnis und Erstaunen meiner Arbeitskollegen trifft, kurzum gesagt meine Religiösität beschränkt sich nicht nur auf meine Darstellung, sondern auch auf mein reales Leben und deshalb wirke ich auch auf Heidensohn etwasunheimlich, grins.
 
Ein sehr interessantes Thema, danke. Zunächst - Religion hat in meinem Leben nie eine Rolle gespielt. Ich sehe sie lediglich als Bestandteil der Geschichte an und kann sie demzufolge - was den Erwerb von Kenntnissen angeht, nicht ausklammern, weil ich mich mit der Zeit vor und nach dem Slawenaufstand um 983 beschäftige. "Spielen" kann ich Religiosität mit Sicherheit nicht, aber ich weise interessierte Besucher im Museum darauf hin. Ich besitze die Replik eines Kreuzanhängers (den ich nicht trage) und lese in entsprechende Literatur (Fachbücher). Ohne die Kenntnisse und das Wissen darum funktioniert Gelebte Geschichte m.E. nicht richtig bzw. ist unvollständig. Es steht aber auf einem ganz anderen Blatt, inwieweit wir uns wirklich in die Religiosität des Mittelalters hineinversetzen können. Ich werde mich mit dem Thema noch intensiv auseinandersetzen müssen, denn mein Lieblingsmuseum plant den Nachbau einer Kirche auf ihren Gelände. Das Einbeziehen der Religion war (und ist) bei mir ein gewisser Prozess. Zuerst habe ich das einfach ignoriert (war eben mein Normalzustand), aber Zeit und Ort, mit denen ich mich auseinandersetze, lassen es nicht zu. "Meine Slawen" waren vor 983 schon christianisiert. Zu Deinen Fragen: 1. Ja 2. Bei einer Museumsveranstaltung - ja. Dann aber auf jeden Fall mit einer vorherigen Moderation. Auf einem Markt - nein. 3. Könntest Du das denn überzeugend ohne eigenen religiösen Hintergrund? 3. Nein, außer "betroffen gucken". 4. Nicht besonders gut, mir mangelt es da völlig an Erfahrung und Kenntnis. Ich kann nicht sagen, ob es bei den Zuschauern besser sein würde. 5. In meinem Weltbild kommen keinerlei Religionen vor. Ich toleriere aber Menschen, die religiös sind, solange sie nicht versuchen, mich zu bekehren oder behaupten, keine Religion zu haben, sei unmoralisch. Ich verstehe, dass Menschen in Krisensituationen und -gebieten Schutz, Geborgenheit und Führung in Religionen suchen. Noch mal Danke für das Thema und ich hoffe auf weitere interessante Beiträge. Gruß Britta
 
1. Empfändet ihr mehr historische Religion auf Veranstaltungen als Bereicherung?
-Definitiv. Religion war ein wichtiger Bestandteil des Lebens seinerzeit, einige Historiker sind der Meinung dass es den Menschen fast unmöglich war nicht an eine göttliche Macht zu glauben, es war wohl eher eine Tatsache das Gott(heiten) existier(t)en.
2. Wie seht ihr den speziellen Plan sowohl einen wandernden Minoriten, als auch einen predigenden Dominikaner als Darstellung je nach Veranstaltungssituation aufzufahren?
-Halte ich für eine gute Idee, da ist man flexibel.
2. Würdet ihr entsprechendes "Rollenspiel" unterstützen? (Speziell: Bei einer Predigt an den richtigen Stellen raunen, betroffen gucken, sich bekreuzigen, jubeln? Ein lateinisches Ave Maria mitsprechen?)
-Wenn es zu meiner Darstellung passen würde, ja. :)
3. Wie schätzt ihr eure eigene Befähigung und die von Zuschauern ein gespieltes historisches Christentum von praktiziertem heutigen Christentum zu unterscheiden?
-Ich denke da gibt es doch recht grosse Unterschiede. Meines Wissens kamen Predigten erst im 12. Jahrhundert in Mode, oder? Da ich im Katholizismus nicht so bewandert bin kann ich da nicht soviel zu sagen. Ich denke die Heilige Messe etc hat sich nicht sehr verändert, aber ich stelle mir vor dass die Gemeinde etwas andächtiger war, grob gesagt. Und die Themen der Predigten werden sich wohl auch unterschieden haben.
4. Wie haltet ihr selbst es mit der Religion?
Ich halte die Existenz einer göttlichen Macht für sehr wahrscheinlich, vielleicht aber nicht unbedingt in Form eines Gottes, der heiligen Dreifaltigkeit oder einem ganzen Pantheon. Auch die Vorstellung eines Paradieses ist für mich zu abstrakt, stetige Wiedergeburt scheint mir logischer, also dass der göttliche Funken nach dem Tod auf ein neues Wesen, Mensch oder Tier, übergeht. Religion im allgemeinen halte ich für eine gute Sache, da ich weiß dass Glaube vielen Menschen die nötige Kraft gibt Schicksalsschläge zu überstehen. Ich schreibe bewusst Religion, da ich keine Religion der anderen vorziehen möchte, ich denke jede Religion hat positive sowie zu kritisierende Aspekte
 
aber ich stelle mir vor dass die Gemeinde etwas andächtiger war, grob gesagt
... mich deucht, gelesen zu haben, das das Gegenteil der Fall war. Die Ruhe heutiger Gottesdienste soll oft von den Predigern angemahnt worden sein.
 
1. Empfändet ihr mehr historische Religion auf Veranstaltungen als Bereicherung? Unter bestimmten voraussetztungen kann es sicher ein interessanter Beitrag sein aber Vorsicht man darf die Gefühle heutiger glaubender Menschen nicht verletzen und es darf nicht in einer missionierung der Besucher enden. 2. Wie seht ihr den speziellen Plan sowohl einen wandernden Minoriten, als auch einen predigenden Dominikaner als Darstellung je nach Veranstaltungssituation aufzufahren? Das hängt eindeutig von deinen Fähigkeiten ab diese glaubhaft darzustellen und die gradwanderung zu den oben genannten Punkten zu schaffen. 2. Würdet ihr entsprechendes "Rollenspiel" unterstützen? (Speziell: Bei einer Predigt an den richtigen Stellen raunen, betroffen gucken, sich bekreuzigen, jubeln? Ein lateinisches Ave Maria mitsprechen?) Meinerseits könntest du keine Unterstützung erwarten 3. Wie schätzt ihr eure eigene Befähigung und die von Zuschauern ein gespieltes historisches Christentum von praktiziertem heutigen Christentum zu unterscheiden? Das hängt wiedereinmal von den oben genannten Punkten ab und von einer guten Moderation Und wenn's erlaubt ist, um eure Antworten besser einschätzen zu können: 4. Wie haltet ihr selbst es mit der Religion? Ich persönlich bin ja Agnostiker, glaube nicht an Gott, aber sehr wohl in die Macht des Glaubens und die Berechtigung der Kirche. Ich mache in diesem Fall von meinem Recht zu schweigen gebrauch.
 
Zu deinen Fragen: 1. Empfändet ihr mehr historische Religion auf Veranstaltungen als Bereicherung? Wenn sie glaubhaft rübergebracht wird: ja 2. Wie seht ihr den speziellen Plan sowohl einen wandernden Minoriten, als auch einen predigenden Dominikaner als Darstellung je nach Veranstaltungssituation aufzufahren? Siehe Frage 1. 2. Würdet ihr entsprechendes "Rollenspiel" unterstützen? (Speziell: Bei einer Predigt an den richtigen Stellen raunen, betroffen gucken, sich bekreuzigen, jubeln? Ein lateinisches Ave Maria mitsprechen?) Ja. Am Ave Maria müsste ich allerdings noch üben, obwohl, mitsprechen könnte gerade so klappen ... 3. Wie schätzt ihr eure eigene Befähigung und die von Zuschauern ein gespieltes historisches Christentum von praktiziertem heutigen Christentum zu unterscheiden? Meine: so einigermaßen. Zuschauer: eher wenig. Und wenn's erlaubt ist, um eure Antworten besser einschätzen zu können: 4. Wie haltet ihr selbst es mit der Religion? Mein Verhältnis zur Religion lässt sich salopp so zusammenfassen: ich glaube an Gott, aber habe Probleme mit seinem Bodenpersonal (von wem war dieser Spruch nochmal?). Meinen Spiritualismus lebe ich so, wie ich es für richtig halte. Das kann genauso in der freien Natur wie in einer Kirche sein. Was das Christentum in der Darstellung angeht, so ist mir bewußt, welchen Stellenwert die Religion "damals" hatte und versuche, mir das nötige Hintergrundwissen zu verschaffen. Zum Beispiel die für mich fast schockierende Erkenntnis, dass im 12. Jahrhundert noch der Julianische Kalender gültig war - welche Konsequenzen hat sowas? Oder Angaben in der Literatur wie z.B., dass Krönungen an bestimmten christlichen Feiertagen stattfanden, die ich erstmal nachschlagen muss. Ich wußte bis vor kurzem nicht, dass Epiphanie der 3-Königstag ist. Dieses ganze christliche "Fachchinesisch" ist mir weitgehend fremd.
 
1. Ja 2. Wenn die Veranstaltungsituation das zulässt, ja. Und sie gehörten nun mal zum Alltagbild. 2. Situationsbedingt wahrscheinlich. Man spielt in diesem Moment eine Rolle und kehrt ja nicht seine Seele nach außen. Zur Bereicherung eines "Rollenspiels" durchaus angemessen. 3. Ich muss manchmal in die Rolle eines Bischofs schlüpfen. Allerdings führe ich dabei keine religiösen Rituale auf. Meine Texte sind ausschließlich machtpolitischer Art. Hätte aber keine Probleme auch Gebete oder ähnliches zu sprechen. Es ist halt eine "Rolle". 4. Bin getauft und auch christlich erzogen. Man kann sich als Kind schlecht dagegen wehren. Habe mich vom Christentum abgewendet. Wichtiger ist mir abends in den Spiegel schauen zu können und zu sagen ja, ich habe mich meiner Umwelt gegenüber gut verhalten, niemandem geschadet und im besten Fall jemandem geholfen oder eine Freude bereitet. Heilig ist mir die Natur. Die Erde ist für mich ein lebender komplexer Organismus und nichts was man endlos ausbeuten kannn. Deshalb kann ich mit dem christlichen "macht Euch die Erde untertan" überhaupt nichts anfangen.
 
Danke für die Anregung zu diesem Thema! zu 1.: Auf jeden Fall eine Bereicherung, da es zum Alltag der Menschen einfach dazu gehörte. zu 2a.: Hört sich gut an, zumal man bei Dir davon ausgehen kann, dass Du Dich gründlich mit den Ordensgemeinschaften auseinandergesetzt hast. Es wäre interessant zu erfahren, was denn die Minoriten und Dominikaner von dem Plan hielten, wenn sie davon wüssten. zu 2b.: Würde ich machen, wenn alles in einem respektvollen Rahmen stattfindet und klar ist, dass es ein Darstellung ist. Jede Art von Überziehung, Verballhornung oder ein Hineinziehen ins Lächerliche fände ich unangebracht und soll wohl auch nicht Ziel solch eines Rollenspiels sein. zu 3.: Ich für meinen Teil würde das wohl hinbekommen. Ich bin allerdings skeptisch, ob der/die (unvorbereitete) durchschnittliche Besucher/in damit zurecht kommt. Da unterscheiden zu können, setzt schon eine Menge Wissen darüber voraus, wie Christen (im speziellen hier wohl Katholiken) heute Gottesdienste gestalten/erleben. Es gibt erhebliche Unterschiede sowohl in der Liturgie als auch in der Homiletik (Lehre von der Predigt). Man braucht ja nur mal ans Zweite Vatikanische Konzil zu denken. Ich sehe da eine relativ große Gefahr, dass sich jemand in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlt. zu 4.: Ohne meinen christlichen Glauben wäre ich nicht die Person, die ich bin. Die Religion und die Gemeinschaft in der katholischen Kirche spielte bei meiner Sozialisation eine große Rolle. Leider wurde die "Beziehung" zur Kirche immer *grübel* einseitiger... :( Das führe ich hier jetzt aber lieber nicht weiter aus. Mit Gott rede ich ganz gerne mal, aber manchmal versuche ich auch, ihm aus dem Weg zu gehen oder streite mich mit ihm usw. Da sehe ich mich in einer ganz guten, jahrtausendealten Tradition. ;) Alles in allem finde ich ihn aber ganz verlässlich. :thumbsup:
 
1. Empfändet ihr mehr historische Religion auf Veranstaltungen als Bereicherung? 2. Wie seht ihr den speziellen Plan sowohl einen wandernden Minoriten, als auch einen predigenden Dominikaner als Darstellung je nach Veranstaltungssituation aufzufahren? 2. Würdet ihr entsprechendes "Rollenspiel" unterstützen? (Speziell: Bei einer Predigt an den richtigen Stellen raunen, betroffen gucken, sich bekreuzigen, jubeln? Ein lateinisches Ave Maria mitsprechen?) 3. Wie schätzt ihr eure eigene Befähigung und die von Zuschauern ein gespieltes historisches Christentum von praktiziertem heutigen Christentum zu unterscheiden? Und wenn's erlaubt ist, um eure Antworten besser einschätzen zu können: 4. Wie haltet ihr selbst es mit der Religion? Ich persönlich bin ja Agnostiker, glaube nicht an Gott, aber sehr wohl in die Macht des Glaubens und die Berechtigung der Kirche.
1. Bereicherung ja, vielfalt ist immer gut 2. eher nicht 3. ich schätze dass ichs vermutlich erkennen würde im zusammenhang, ausserhalb würd ichs vermutlich einer sekte zuordnen. die meisten besucher werden es ohne hinweis schild vermutlich schräg betrachten 4. ein grund weshalb ich bei fantasy oder wenns hochkommt frümi bleibe ist dass ich mich dann nicht mit sowas abgeben muss ;) ich halte das christentum für wenig hilfreich bis gefährlich und halte mich entsprechend nach möglichkeit fern davon. (ich bin einer von denen mit direktlink richtung hölle, getauft, konfirmiert und ausgetreten)
 
Mal ein kleiner Einwurf, also ich hab die Erfahrung gemacht, das die Zuschauer schon recht interessiert sind an geistlicher Darstellungen, wenn ich mit einem befreundeten Templerlager zusammen unsere Horen und Andachten abgehalten hatte, selbst wenn wir Ritterweihen und Schwertweihen sowie Ordensaufnahmen mit in die Andachten eingebaut hatten, waren immer genug Zuschauer dabei gewesen die sehr interessiert zugeschaut hatten und auch entsprechende Fragen gestellt haben, die wir nach besten Wissen und Gewissen beantwortet haben. Ordensaufnahmen wurden vorher gut recherschiert und mit in die Gottesdienstlithurgie eingebunden. Also die Zuschauer waren da schon recht begeistert und interessiert, nur haben wir das nicht einfach so zur belustigung der Zuschauer gemacht, sondern wollten uns vom Geist Christis beflügeln lassen.
 
1. Empfändet ihr mehr historische Religion auf Veranstaltungen als Bereicherung? Mich persönlich stört, dass, falls man auf historischen Veranstaltungen überhaupt auf das Thema "Religion" trifft, es meiner Erfahrung nach meistens entweder die von dir schon angesprochene Darstellung des versoffenen Pfarrers und geilen Bruders ist. Eine ansprechende Information über historische Religiösität fände ich persönlich als sehr interessant und auch wichtig, da im MA die Religion (wie oben auch schon öfter angesprochen) einen wichtigen Bestandteil im Leben des Einzelnen ausmachte und die Kirche auch in der Politik immer wieder versuchte kräftig mitzumischen, also quasi omipräsent war. 2. Wie seht ihr den speziellen Plan sowohl einen wandernden Minoriten, als auch einen predigenden Dominikaner als Darstellung je nach Veranstaltungssituation aufzufahren? Mein Problem mit deiner Idee ist, dass du deine Religiösität nur spielst. Ich bin der Meinung, dass jemand, der den Leuten etwas über Religion, Glaube und Christentum erzählen möchte, durchaus hinter dem stehen sollte, was er erzählt. 2. Würdet ihr entsprechendes "Rollenspiel" unterstützen? Ich für meinen Teil: Nein. Gottesdienst und Predigt sind für mich kein Rollenspiel, sondern eine sehr persönliche Sache, die nicht zum Gegenstand einer Vorführung werden sollen. 3. Wie schätzt ihr eure eigene Befähigung und die von Zuschauern ein gespieltes historisches Christentum von praktiziertem heutigen Christentum zu unterscheiden? Mich selber sehe ich durchaus als befähigt an, diesen Unterschied zu erkennen und ich bin auch der Meinung, dass die meisten Besucher wohl einen Unterschied feststellen könnten, aber meine Meinung zu gespieltem Christentum habe ich ja oben schon beschrieben. 4. Wie haltet ihr selbst es mit der Religion? Man konnte es aus meinen Antworten auf deine anderen Fragen ja schon ziemlich rauslesen, ich selbst bin praktizierender Christ und studiere auch Evang. Theologie auf Lehramt. Was aber nicht heißt, dass ich nicht auch gerne über meinen Glauben diskutiere, gerne auch kontrovers, aber in Hinsicht auf deine Fragen steht mir einfach meine religiöse Erziehung und meine eigene Überzeugung im Weg. Wobei dein Grundgedanke ansich echt gut ist, was mich eben stört ist das Gespielte daran und der Gedanke, dass Glaube und Religiösität zu Schauobjekten und Vorführungen verkommen. Viele Grüße, Ibba
 
as mich eben stört ist das Gespielte daran und der Gedanke, dass Glaube und Religiösität zu Schauobjekten und Vorführungen verkommen.
In diesem Sinne wären alle das Thema "Religion" aufgreifenden Filme abzulehnen... das halte ich für Mumpitz. Wichtig wäre mir (obwohl ein nicht-religiös lebender Mensch) die strikte Berücksichtigung der Gefühle praktizierten Christen.... wie z.B. meiner Vorschreiberin. Es sollte das Thema in einer Darstellung nicht veralbert werden... (obwohl: Satire darf ja bekanntlich alles... ;) ). In unserer modernen Gesellschaft den Leuten vorzuführen, welche Rolle damals die Religion im Alltag spielte (und vielleicht: warum), dass fände ich eher spannend als die übliche Darstellung "kämpfender Ritter".
 

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