Reenactment Waffen- und Rüstkammer (alles was historisch belegbar ist)

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Neben in Auftrag gegebenen Neuanfertigungen und "second hand-Anschaffungen" in gutem Zustand befinden sich auch einige "Projekthelme" in meinem Bestand. Das sind Stücke, die noch (mal mehr und mal weniger) Aufmerksamkeit benötigen, bevor ich sie für meine Zwecke einsetzen kann. Hier wären mal drei solche Exemplare, die ich am Wochenende mal für eine "Zustandskontrolle bzw. Bestandsaufnahme" aus dem Depot/Lager mitgenommen habe. Solche Helme sind bei mir geölt, in Säcken/Tüchern abgepackt, eingelagert. Gelegentlich muss mal der ein oder andere mit Nachhause, weil ich beispielsweise eine Projektidee hatte und dann schauen muss, ob der Helm dafür als Basis taugt, etc. In diesem Zuge wird gleich mal noch nach dem allgemeinen Zustand geschaut und alles neu geölt. Morgen gehen zwei Stück wieder frisch geölt und verpackt zurück. Solche Helme warten (teils auch schon mal etwas länger ^^ ) auf einen Umbau bzw. eine Überarbeitung und werden irgendwann einen Platz in der Sammlung erhalten, oder auch weitergegeben. Projekthelme.jpg(Bildquelle: ich)
 

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Der Helm hinten links hat ja eine interessante Form - sowohl die Kalotte, als auch der Gesichtsschutz. Gibt's dafür historische Vorbilder?
 
Der Helm hinten links hat ja eine interessante Form - sowohl die Kalotte, als auch der Gesichtsschutz. Gibt's dafür historische Vorbilder?
Entfernt ist dieses Stück an einer Vorlage angelehnt, die auf einem Fresko aus dem späten 12. Jhd. (in Spoleto, Italien) abgebildet ist. Muss zuhause mal noch genauer nachschauen. Es gab meines Wissens nach noch mindestens eine weitere ähnliche Quelle. Spoleto Helm mit Gesichtsmaske.jpg (Bildquelle: pinterest)
 

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Klar, dem italienischen Harnisch im Mailänder Stil, der mit seinen Parametern in die Zeit zwischen 1440 und 1450 einzustufen ist und von D. Hewitt (white rose armoury aus England) hergestellt wurde, fehlt noch einiges... Diese fehlenden Details (Rüsthaken, Verstärkungsplatte auf der rechten Schulter, Kettenzeug, etc) und die vorhandenen Makel (Rost, schlechte Politur, etc.) werden in den nächsten Monaten (...) Stück für Stück bearbeitet und abgestellt.
Auf dem Weg zu einer Veranstaltung in Greyerz hat Jakub Malovany (der Chef von Arma Bohemia) gestern noch kurz bei mir angehalten und ein paar schöne italienische Hentzen übergeben. Sie passen stilistisch sehr gut zu meinem Harnisch im Mailänder Stil (c1440-1450) und verstärken zudem die Panzerhandschuhsammlung. Hentzen Collage.jpg(Bildquelle: ich) Die Hentzen passen wunderbar in mein Konzept. Sie sind, wie der restliche Harnisch auch, aus gehärtetem Stahl gefertigt. Die ursprünglich montierten Hentzen (die an die Hentzen des Avant-Harnischs, um 1440, angelehnt sind), wurden vom Erstbesitzer zum Tjosten verwendet und sind (etwas massiver als die Originale) ohne die Schuppen auf den Fingern, mit zwei Fingerfolgen an der Handrückenplatte konstruiert (man sieht sie im Beitrag 1108). Die jetzt montierte Variante, ohne Fingerfolgen mit einer grossen, bis über eine Teil der Finger reichenden Handrückenplatte und Metallschuppen als Fingerschutz, bildet nun die zweite typisch italienische Hentzenvariante ab, die quasi die Nachfolger der sogenannten Stundenglashandschuhe sind und in der ersten Hälfte des 15. Jhd. entstanden und verwendet wurden. Man findet diese Variante mehrfach in den zeitgenössischen Quellen bis ca. 1450. Um diese Zeit ändert sich dann die Form und Konstruktion. Die Hentzen werden ab ca. der Mitte des 15. Jhd. nicht mehr symmetrisch, sondern asymmetrisch gestaltet. Die Hentzen erhielten eine grössere, nicht mehr rund sondern spitze auslaufende Stulpe. Die linke Hentze wurde zur Verbesserung des Schutzes im Handgelenk versteift und in der Regel mit weniger beweglichen Teilen konstruiert, da sie "nur" die Zügel des Pferdes halten musste. Die rechte Hentze blieb beweglicher, da mit ihr die Waffe geführt wurde. Stopp, ich schweife schon wieder ab... :keule1 Ian Laspina stellte bereits vor 5 Jahren die hier gezeigte Art Hentzen in einem seiner Videos vor und erklärt meiner Meinung nach anschaulich die Entwicklung und Besonderheiten dieses Panzerhandschuhtypes. [media]https://www.youtube.com/watch?v=b9wSgyo9JTI&t=320s[/media] (Quelle: Knyght Errant auf youtube)
 

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Bereits seit dem Spätsommer 2021 befindet sich eine der ersten von Andre Schätz hergestellten Tartschen in meinem Bestand. Sie ist die bisher zweite Tartsche in meiner Sammlung und unterscheidet sich von den Dimensionen, ihrer Form und vom Aufbau her deutlich von der blattvergoldeten Tartsche, die an meinem gotischen Harnisch hängt. Die Vorlage zu diesem Stück ist zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit erst im 19. Jhd. entstanden, bildet jedoch dennoch sehr gut eine der typisch spätgotischen Tartschenvarianten ab. Die Vorlage, an der sich die hier gezeigte Interpretation anlehnt, wurde vor einer Weile für ~8000 Euro auf der Plattform pba-auctions versteigert. Diese Tartsche stammt aus einer Phase, in der Andre Stück für Stück damit begann, seine Arbeiten auf Wunsch auch immer mehr mit historisch belegbaren Materialien umzusetzen.Andre hat sich mit viel Engagement in diese Materie eingearbeitet und den gewonnenen Erkenntnissen dann etliche praktische Versuche folgen lassen. Mittlerweile bewegt er sich mit seinen Arbeiten auf einem sehr hohen Level und ist derzeit, unter anderem auch deshalb, mein favorisierter Schildbauer. Von den derzeit 14 Schilden (epochenübergreifend) meiner Sammlung sind bereits vier Stück von ihm gebaut bzw. überarbeitet worden. Gegen Ende diesen Jahres kommt dann die Nr. 5 (ebenfalls eine Tartsche) hinzu, auf die ich mich bereits sehr freue. Sie wird der Oberknaller! 293931394_579886703584751_4240778307026197771_n.jpg(Bildquelle: ich & pba-auctions.com)
 

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Hallo! Habe ich das richtig verstanden, eine Tartsche ist ein Schild? Wo ist bei der Tartsche rechts und links? Wie wird sie getragen? :) Liebe Grüße, Monique
 
Habe ich das richtig verstanden, eine Tartsche ist ein Schild?
Ja, richtig. Man nennt diesen Schild auch "Stechschild". Er schützt zum einen die linke Seite des gerüsteten und zum anderen soll (bei Turnieren beispielsweise) sich die gegnerische Lanze an ihr brechen.
Wo ist bei der Tartsche rechts und links? Wie wird sie getragen?
Die Tartsche wird mittels Riemen um den Hals und dem linken Oberarm festgeschnallt. Das ganze sieht dann von vorne so aus, wie an meinem Harnisch (der linke auf dem Foto). c1480 & c1500 Harnische Nachbauten.jpeg (Bildquelle: ich)
 

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Huhu! Ah, okay, das ist ja ein cooles Teil! Und die "Ausbuchtung", ist für die eigene Lanze? LG!
 
Im "Sommerloch" mache ich mal einen kleinen Rückblick auf einige meiner Realien. Von 2017 bis 2019 entstand dieses schöne Stück: Topfhelm um 1220-1230, aus einem Stück getriebene Kalotte, zweite Haut aus Buntmetall, vergoldet, interpretiert nach den Fresken auf Schloss Rodenegg, Südtirol. Die Sehschlitze würde ich heute leicht abgeändert in Auftrag geben. Ansonsten bin ich damit immer noch sehr zufrieden. 116158620_1233427327050042_1615123684542292133_n.jpg(Bildquelle: ich) Die grossen Einhandschwerter des Hochmittelalters (vor allem des 12. Jhd. bis um +-1200 herum) sieht man eher selten als Nachbildung. Diese grosse Klinge des Types Oakeshott XIa ist an der Basis 5,5cm breit und hat eine Gesamtklingenlänge von 91cm. Das Schwert ist komplett etwas über 105cm lang und wiegt 1331g. Die Klinge stammt ursprünglich von Hanwei und wurde von Alojz Krišto aus Kroatien nochmal fein nachbearbeitet und vernünftig geschliffen und geschärft. Die zeitgenössisch passende Parierstange und den Knauf hat er ebenfalls für dieses Schwert geschmiedet und letztendlich alles montiert und vernietet. Auf dem Bild sind für euch noch ein paar ähnlich grosse historische Schwerter (ebenfalls mit ähnlichen Paranussknäufen) um 1200 zu erkennen, an denen sich dieser Nachbau anlehnt. Voraussichtlich im August zieht ein weiteres Paranussknaufschwert bei mir ein. Somit sollte ich dann nahezu alle gängigen Knaufformen dieses Types vollständig haben. 67317678_925424634516981_964384307307085824_n.jpg(Bildquelle: ich & myarmoury.com)
 

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Im "Sommerloch" mache ich mal einen kleinen Rückblick auf einige meiner Realien.
Hier zeige ich euch nochmal meine Nachbildung des Seedoofer Schildes (des Arnold von Briefs) aus der Grablegung im Lazarinerordenskloster Seedorf (Kanton Uri,Schweiz), datiert auf um 1200-1220, gefertigt von Andre Schätz. Ebenfalls ein Kunstwerk! :love: 295537706_1784779665248136_7647053397027641220_n.jpg(Bildquelle: ich) Seedorf Schild fertig.jpg(Bildquelle: Google Bildersuche & Andre Schätz)
 

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Moin! Nach langer Suche konnte ich endlich eine Maasai-Keule (Rungu) in Kenia erwerben, nicht aus dem Tourishop, sondern über einen Kontakt meiner Schwiegermama zu den Maasai Sicherheitsleuten, die die Dinger heute noch einsetzen. Aus einem Stück geschnitzt, 55cm lang, um 400g schwer wird das Teil gern geworfen. ähnliche Abbbildungen finden sich auch unter den Kreuzfahrermanuscripten Leider war keiner der Jungs bereit mir seinen Bogen und selbstgeschmiedete Pfeile zu verkaufen. Da muss ich wohl noch warten. Falls das nicht passt, löscht den Post einfach. Gruss Christoph6A1E624F-F602-46F6-8E81-6A3B99FA0CF3.jpeg
 

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meine Nachbildung des Seedoofer Schilde
Kannst du bitte mal erklären, warum die untere Spitze unbedingt wie beim Fund rekonstruiert ist? Bei ruinösen Schwertfunden mit weggerostetem Ort wird doch auch kein anderer Ort angeschweißt...
 
meine Nachbildung des Seedoofer Schilde
Kannst du bitte mal erklären, warum die untere Spitze unbedingt wie beim Fund rekonstruiert ist?Bei ruinösen Schwertfunden mit weggerostetem Ort wird doch auch kein anderer Ort angeschweißt...
Hallo Stefan. :bye01 Wenn du die Bemalung meinst, so ist diese (zumindest der obere Teil davon) meines Wissens nach beim Original erhalten gewesen. Es scheint eine Art Podest für den Löwen zu sein, auf dem dieser steht. Ob bzw. wie dieses Podest beim Original farblich gestaltet war, kann ich nicht sagen (da ja die untere Spitze am Schild fehlt). Wir haben daher versucht die Farbe zu treffen (sind allerdings etwas zu dunkel geworden) und haben auf weitere gestalterische "Interpretationen" verzichtet. Sollten dazu mal irgendwann noch neue Erkenntnisse auftauchen, wird die Fassung dementsprechend angepasst. Edit: vielleicht habe ich dich auch falsch verstanden... keine Ahnung. Rekonstruiere ich mir heutzutage einen (evtl. nur in Teilen erhaltenen) Schwertfund, werden die fehlenden Teile in der Regel ja auch nach besten Wissen und Gewissen "ergänzt". Oder meintest du etwas anderes... ich stehe gerade auf dem Schlauch? :whistling:
 
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