Reenactment Waffen- und Rüstkammer (alles was historisch belegbar ist)

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Wenn sich Tomasz Tomala meldet, schlägt mein Herz immer etwas schneller. :love: Ein weiterer hochmittelalterlicher Helm (hüstel... der vierzigste) für meine Sammlung bzw. Darstellung, hier mit hochgezogener Kalotte umgesetzt, ist fertig. Er lässt sich mit dieser Form ins späte 12. Jhd datieren. Ein wirklich geniales Teil! Ich freue mich sehr darüber. :party02 302281275_1808825749510194_7195477558343633979_n.jpg (Bildquelle: www.tomala.lublin.pl)
 

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@Thomas W. Lässt sich der Helm irgendwie regional einordnen? Spannende Form auf jeden Fall!
 
@Thomas W. Lässt sich der Helm irgendwie regional einordnen? Spannende Form auf jeden Fall!
Diese Kalottenform sieht man vor allem im letzten Viertel des 12. Jhd. im deutschsprachigen Raum (häufig z.B. im Hortus Deliciarum) und auch im französischen und spanischen Raum (auch im letzten Viertels des 12. Jhd). Die hochgezogenen Kalotten gab es in rund, spitz und phrygisch auslaufender Form.
 
Kürzlich kam ein Paket bei mir an, in dem sich ein weiteres Helmprojekt* für die Sammlung befand. Hierbei handelt es sich um eine Interpretation eines Kübelhelmes aus dem 14. Jhd. Er stellt die Weiterentwicklung des klassischen Topfhelmes des 13. Jhd. dar und verschwand in der zweiten Hälfe des 14. Jhd. Stück für Stück vom Schlachtfeld. Unter ihm wurde eine Beckenhaube getragen, die dann als eigenständiger Helm (mit Visier, Brünne, etc.) den Kübelhelm ablöste. Im Turnierwesen blieb er jedoch noch eine Weile erhalten. Aus dem Kübelhelm entwickelte sich dann im Laufe der Zeit der sogenannte Stechhelm. *Der Kübelhelm wurde ursprünglich von R. Valentine aus den USA gefertigt, ich habe ihn Anfang August "second hand" in England erworben. Am Helm selbst gibt es noch einiges zutun. Es fehlen einige Löcher/Öffnungen, die man an den Originalen vorfindet. Zudem möchte ich die Sehschlitze noch etwas schmaler gestalten und ich überlege diesem Stück eine Helmdecke und ein Zimier fertigen zu lassen. Mal schauen was man aus dem Stück noch machen kann... 305247832_5445757705470757_5634292273796510073_n.jpg(Bildquelle: ich & lookandlearn.com)
 

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Immer wieder spannend was du schreibst. Der Sehschlitz wirkt im Vergleich tatsächlich relativ groß, aber ohne den Vergleich wäre es mir nicht aufgefallen
 
@Thomas W. - Zwei Helme übereinander? Wie ist denn da der Tragekomfort? Was sind die Hintergründe dafür? Also warum hat man das eine Zeitlang so praktiziert, aber vorher und hinterher nicht?
 
@Hendrik1975 ... das wurde auch schon vorher praktiziert ... in dem Fall war es dann Hirnhaube unter Topfhelm. Komplett geschlossene Helme ab beginn des 13 Jh. waren mehrheitlich reine Reiterhelme ... Atmung und Sicht sind stark eingeschränkt ... Für den Nahmkampf zu Fuß wurde der Topf- Kübelhelm abgeworfen oder per Knebel und Kette gehalten. Dann bestand der Kopfschutz aus Hirnhaube und Kettenhaube.
 
@Thomas W. - Zwei Helme übereinander? Wie ist denn da der Tragekomfort? Was sind die Hintergründe dafür? Also warum hat man das eine Zeitlang so praktiziert, aber vorher und hinterher nicht?
askalon hat es bereits gut erklärt. Der Tragekomfort ist (wenn die Stücke gut auf den Kopf angepasst sind) akzeptabel. Da ich nicht kämpfe bzw. Tjoste, fehlt mir hier natürlich der Praxistest. Eine gute Passgenauigkeit auf dem Kopf (und der Helme miteinander) ist aber die erste wichtige Voraussetzung. Im Video, dass Andrej kürzlich mit mir zum Thema "Helme im Hoch- und Spätmittelalter" aufgezeichnet hat, bekommst du es bei Interesse nochmal anhand einiger Realien genauer erklärt. Aus Zeitgründen sind wir im Video nicht im speziellen auf den Kübelhelm (und die Weiterentwicklung dieses Typs hin zum Stechhelm) eingegangen (ich hätte selbstverständlich je ein Exemplar neben dem Tisch stehen gehabt :saint: ). Wir haben im Video für diesen Helmbereich bei "um 1300" mit dem "Typ Madeln I" aufgehört. Danach ging es mit den Beckenhauben weiter. [media]https://youtu.be/Zo6cpEKOAjo[/media] (Quelle: Geschichtsfenster auf YouTube) Einige Ergänzungen & Korrekturen zu meinen Aussagen in dieser Sendung findest du im Diskusionsthread zu "Youtube - Geschichtsnerdismus" (Quelle: Mittelalterforum) im Beitrag 21.
 
Immer wieder spannend was du schreibst. Der Sehschlitz wirkt im Vergleich tatsächlich relativ groß, aber ohne den Vergleich wäre es mir nicht aufgefallen
Ich danke dir. :) Ja, das finde ich auch. Der muss kleiner. Die abstehenden Ränder um die Sehschlitze müssen einfach noch etwas enger zusammen "gedrückt" werden. Das wird dann mein Schmied bei der Überarbeitung mit erledigen. :thumbup:
 
@askalon & @Thomas W. - Danke Euch für die Erklärungen. Das Video habe ich gesehen, und dadurch auch 'per Knebel und Kette' verstanden ;-) Also war diese Kombination quasi eine Art modularer Multifunktionaler Rüstung - zumindest hinsichtlich Helm? Und später war der Ritter primär zu Pferd im Kampf unterwegs, und weniger zu Fuß auf dem Schlachtfeld, so dass die Beckenhaube entbehrlich wurde?
 
Also war diese Kombination quasi eine Art modularer Multifunktionaler Rüstung - zumindest hinsichtlich Helm?
Ja, so könnte man es sagen.
Und später war der Ritter primär zu Pferd im Kampf unterwegs, und weniger zu Fuß auf dem Schlachtfeld, so dass die Beckenhaube entbehrlich wurde?
Nein, dass hat damit nicht zu tun. Ritter haben über lange Zeit primär eigentlich immer auf dem Pferd gesessen (ausser in England vielleicht). Die Beckenhaube, als eigenständiger Helmtyp, hat sich im 14. Jhd. (so denke ich) aus rein praktischen Gründen heraus entwickelt und machte dann den Kübelhelm im Kampf entbehrlich. Die "zwei-Helme-Lösung" wurde vermutlich irgendwann als zu umständlich wahrgenommen. Auch die Mode spielte dort vermutlich mit hinein. Später entwickelte sich dann der sogenannte Armet und die Schaller (wohl von "Schale" kommend) daraus. Die waren im dann im 15. Jhd. mit die beliebtesten ritterlichen Helmtypen (für den Kriegseinsatz).
 
Guten Abend zusammen, Ich habe mir gerade einen neuen Topfhelm gekauft den ich hier gerne vorstellen möchte. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich das mache, weil es ein Helm von der Stange ist und viele hier höhere Ansprüche haben. Mal ganz davon abgesehen, dass er qualitativ mit dem was Thomas W. hier vorstellt, nicht konkurrieren kann. Weil ich ihn trotzdem gut finde, werde ich ihn hier vorstellen und eine pro und contra Liste dazu machen. Replika eines Topfhelms aus der Maciejowski-Bibel, Hersteller: GDFB. Fotos: 34D8AB62-FBC5-403C-B383-E384104D1743.jpeg 20331299-2824-4D60-B756-8F4D6E55648C.jpeg Vorlage: https://www.themorgan.org/collection/Crusader-Bible Contra:
  • in der Vorlage sind die Sichtschlitze mittig angeordnet. Bei dieser Replik ist der Teil über den Sichtschlitzen minimal länger als der Teil darunter.
  • Die Gesichtsplatte ist relativ stark nach innen geneigt. Die Nase stößt fast dagegen. Die Neigung ist vielleicht etwas stärker als in der Vorlage.
  • Der Nackenschild müsste nach der Vorlage etwas weiter nach unten gezogen sein.
  • Das Futter ist meiner Ansicht nach nicht authentisch.
Pro:
  • Materialstärke 2mm, kampftauglich mit authentischem Gewicht.
  • Es gibt eine Vorlage und man erkennt die Form deutlich.
  • Das Futter ist hochwertig. Es gibt eine zweite Lage aus gestepptem Stoff an der Helmdecke die man zur Größenanpassung entfernen kann.
  • Der Helm sitzt (bei mir) sehr gut mit Kettenhaube und nicht zu dicker Wollbundhaube darunter.
Der Helm war mit rund 130€ recht günstig. Das wollte ich jetzt nicht unbedingt als pro aufschreiben, aber ich finde schon das es ein super Preisleistungsverhältnis ist. Gruß André
 

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Von gdfb (indischer Hersteller soweit ich weiß) ist einiges recht ok oder zumindest anpassbar wenn man handwerklich was auf dem Kasten hat. Alles eher auf der schweren Seite und riecht erstmal ne Weile nach Motoröl oder altem Frittenfett, aber definitiv besser als eigentlich der ganze andere Kram (zeughaus, ulfberth und wie sie alle heißen)
 
Von gdfb (indischer Hersteller soweit ich weiß) ist einiges recht ok oder zumindest anpassbar wenn man handwerklich was auf dem Kasten hat. Alles eher auf der schweren Seite und riecht erstmal ne Weile nach Motoröl oder altem Frittenfett, aber definitiv besser als eigentlich der ganze andere Kram (zeughaus, ulfberth und wie sie alle heißen)
Stimmt. Hab (gerade bei den Helmen) auch einige Stücke (mehrheitlich noch aus meinen Anfängen) von denen im Bestand, die ich bis heute behalten habe. Die Basis ist brauchbar. Da sind (oft noch durch eine "Optimierung" ergänzt) einige wirklich schöne Stücke draus entstanden. :thumbup:
 
Beim sogenannten "Katzbalger" ist es gar nicht so einfach, dessen Entwicklung bis zur allseits bekannten Form (ab um 1515+) als Realie sichtbar zu machen. Einer der frühesten, ich bezeichne diesen Typ als "Proto-Katzbalger", aus dem Zeugbuch Kaiser Maximilians I. (um 1502), verstärkt nun als Interpretation meine noch sehr überschaubare Katzbalgerabteilung. Dieses Stück habe ich bisher noch nicht als Nachbau gesehen. Besonders freut mich daran, dass sich meine liebe Frau am Kauf dieser Waffe (als mein Geburtstagsgeschenk) beteiligte. Ich arbeite nun daran, für diesem Bereich in den nächsten Monaten noch mindestens eine weitere Variante für den "Entwicklungsstrahl" dazu zubekommen. Zu gegebener Zeit werden diese Stücke dann gerne auch ausführlicher gezeigt und vorgestellt. 275608150_450589750184194_7844287625837849135_n.jpg (Bildquelle: blogspot.com) Auf dem oberen Bild ist der "Proto-Katzbalger" im Zeugbuch Kaiser Maximilans I. rechts unten am Bildrand zu erkennen. Die Waffe ist zerbrochen. Das Gefäss, mit seiner leicht s-förmig geschwungenen Parierstange und dem pilzförmigen Knauf zeigt bereits eine Tendenz zu den späteren Exemplaren. Die Klinge wirkt noch eher schlank und "schwertartig". Das ändert sich dann im Laufe der nächsten Jahre hin zur eher typischen (eher durchgängig breiten) Katzbalgerklinge mit meist rundem Ort. 305573571_602063841411885_156278328096294035_n.jpg(Bildquelle: ich) In diesem "Wimmelbild" sind meine beiden bisherigen Katzbalger zu erkennen. Oben der "Porto-Katzbalger" (um 1502) aus dem Zeugbuch Kaiser Maximilians und darunter ein typischer Vertreter dieser Waffenart, wie er um 1520 herum ausgesehen hat.
 

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Der wunderschöne "geharnischte" hl. Florian ist aufgrund eines Ausstellungswechsels heute über unser Sofa gezogen. :love: Mal schauen was meine Frau morgen dazu sagt. :keule1 :party02 :wiki1 :knutsch01 308530327_1828733627519406_5401926360918429305_n.jpg(Bildquelle: ich)
 

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