Ist ja auch nur eine Legende, das mit dem Hodensack, da kann man schon mal ein Auge zudrücken.
Ich halte die Tracht auf dem Mosaik (
hier noch mal ein Link zu einer etwas größeren Variante) für eine Fantasietracht, bei der die Mütze aus Tradition so gezeigt sind. Mein Vertrauen in den Künstler ist relativ gering. Dafür habe ich mehrere Gründe: 1. Die ganze Geschichte rund um die heiligen drei Könige ist ohnehin deutlich jünger als das Matthäusevangelium. In diesem ist nur die Rede von
Magoi apo anatolôn, was man nun recht beliebig übersetzen kann und was in der Folge eben auch recht frei übersetzt wurde. Wieviele es waren, woher sie kamen (anatolôn = Osten, das ist recht vage) und was sie brachten, erwähnt Matthäus alles nicht, das wurde alles erst später hinzugedichtet. Es kann sich also keine Darstellung auf konkrete Herkunftsinformationen beziehen, denn es gibt keine. 2. Selbst wenn es sie gäbe: Einem Künstler, der vor der Aufgabe steht, die Weisen darzustellen, müsste die tatsächliche Tracht der Herkunftsregion der WEisen um Christi Geburt bekannt sein, was ich als höchst unwahrscheinlich erachte. Würde der Künstler nun die ihm unbekannte Tracht einer bestimmten Herkunftsregion durch eine ihm bekannte Tracht ersetzen, so würde er der Vorlage untreu. Er würde also bewusst falsche Angaben machen, was er sich eigentlich nicht anmaßen sollte. Immerhin würde er dazu mehr oder weniger die Bibel mal schnell umschreiben... Gleichwohl waren die Künstler damals diesbezüglich sehr schmerzfrei, wie die ganzen Psalter und klerikalen Darstellungen beweisen, in denen wie selbstverständlich alle möglichen biblischen Personen mit gerade aktueller Kleidung ausgestattet wurden. Was wiederum zeigt, dass sie es mit irgendwelchen Authentizitäten so überhaupt nicht genau nahmen. 3. Wenn nun allerdings der Künstler sich also schon nicht auf die Originalgeschichte beruft, sondern auf eine solche spätere Legende, dann müsste wenigstens hier eine saubere Übereinstimmung zu erkennen sein. Nun vermeine ich mich zu erinnern, dass, wenn man sich schon drei Personen ausgedacht hatte, man diese auch beschrieb. Bereits in alten griechischen Vorlagen zu dieser Heiligengeschichte werden die Weisen wie folgt beschrieben: Melchior, alt, wießer Bart / Balthasar, mittelalt, dunkler Bart / Kaspar, jung, bartlos. (Ein Mohr war zu diesem Zeitpunkt noch keiner der Drei) Wenn sich der Künstler auf diese alte, zu seiner Zeit also grundsätzlich verfügbare Vorlage bezog, dann hätte er auch eine Herkunftsangabe, nämlich Syrien. Allerdings kann man unschwer erkennen, dass zwar die Personen tatsächlich wie beschrieben dargestellt werden, die Zuordnung der Namen im Mosaik aber nicht mit dieser Vorlage übereinstimmt. Zwei Möglichkeiten: Entweder er hat maßlos geschlampt oder er bezog sich auf eine andere, mir unbekannte Vorlage. Beidemale verlasse ich mich nicht darauf, dass die dargestellte Tracht authentisch ist. 4. Wenn er sich nun wenigstens auf eine zeitgenössische östliche Tracht bezog, dann müssten diese Merkmale erkennbar sein. Ich bin nun in Bezug auf die Mode des nahen Ostens um das Jahr 500 herum nahezu unbewandert, aber irgendwie sprechen mich die Figuren diesbezüglich nicht an. Die Kappe, ok, die war den Weisen zu diesem Zeitpunkt schon hingedichtet worden. Die läuft also mehr oder weniger außer Konkurrenz. Die Hosen erinnern mich in ihrer Farbigkeit und Musterung durchaus an was persisches, aber lange vorher, viel älter. Den vorderen senkrechten Zierstreifen würde ich allerdings eher nach Byzanz verorten, etwas später dann auch im fränkischen Europa. Die Mäntel kann ich so gar nicht zuordnen. Im Schnitt eher europäisch, aber für diese Zeit viel zu kurz und knapp. Auch die Verzierung am Kragen passt so gar nicht nach Europa. Für irgendwas östliches passt mir nun der Schnitt wiederum nicht. Wie gesagt, ich kenn mich da nicht aus, aber ich habe den Verdacht, da wird eine pseudoarabische Tracht stilisiert. Falls jemand da bewanderter ist als ich (keine große Kunst...): Trachten des Nahen Ostens, so um 500 rum.
Wenn der Künstler was Authentisches zeigt, dann aus dieser Zeit und dieser Region.