Authentische Darstellung einer Heilkundigen oder Hebamme für Anfänger um 1248 :D

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Tyvia

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Hallo erstmal :) Ich habe mir vorgenommen eine Heilkundige junge Frau um 1248 in Köln darzustellen. Jetzt wird man leider bei all dem Kram der im Internet so steht schon "blind" und kann kaum die richtig überlieferten informationen herausfinden. Ich würde gerne wissen, ob die folgenden Informationen stimmen und man damit schonmal mit der Darstellung anfangen könnte. ( Ich bitte um Nachsicht, weil ich mit dem Thema wirklich noch ziemlich am Anfang bin ^^") Ich habe gelesen, dass die Stoffe, die am häufigsten vorkommen Leinen, Wolle und Hanf waren und das hauptsächlich, auch auf grund des Standes und des damit verbunden Vermögen, naturtöne bevorzugt wurden. Ist es richtig, dass das Gewand aus einem Ober- und einem Unterkleid besteht, wobei beide knöchellang sind, sowie lange Arme und einen geschlossenen Ausschnitt hatten? Ich habe auch gelesen, dass bei manchen Oberkleidern am unteren Saumende ein dreieckiger Keil eingearbeitet war und das viele Heilkundige zu dieser Zeit eine Schürze trugen. Stimmt das wirklich? Habe da widersprüchliche Informationen gefunden. Kann man als "Umhang" ein Cappa oder ein Rechtecktuch nehmen und wenn ja, wie lang sollte das ganze sein? Habe gelesen, je mehr die Leute früher arbeiten mussten, desto kürzer soll es gewesen sein. Zu den "Werkzeugen" einer Heilkundigen würde ich gerne wissen, ob für den Anfang ein kleines Kräutermesser (hatte etwas von einer "Hippe" gelesen, aber als ich näher nachschaute fand ich leider nichts, ausser das die "Hippe" in der Forstwirtschaft verwendet wurde) und ein Weidenkorb aus geschälten oder ungeschälten Weiden authentisch wäre. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel Unsinn verzapft ^^". Freue mich über alle Tipps, Anregungen, Verbesserungen usw. :)
 
Zur Darstellung einer Heilkundigen müsst es hier im Forum schon irgendwo nen Thread geben. Hebamme war zumindest in Städten ein Ausbildungsberuf und frau brauchte eine Genehmigung vom Stadtrat o.ä.. Da findest du bestimmt noch Genaueres raus. Was die Stoffe angeht, bist du richtig informiert. Das leinerne Unterkleid wurde nicht gefärbt (wozu auch, sah man ja eh net. ), als Ober- und Unterkleid Wolltuch ist auch richtig. Naturfarben muss es aber nicht sein. Gerade die Hebamme war ja kein "armes Kräuterweiblein", sondern konnte, je nach Wohlstad ihrer Patientinnen, ebenfalls zu wenigstens bescheidenem Wohlstand gelangen. Zudem gibt es genügend Pflanzenfarben, die auch damals nicht ruinös teuer waren. Der Schnitt scheint mir zunächst stimmig, aber da es nicht genau meine Zeit ist, wissen andere sicher mehr. Die Dreiecke am Saum heißen Geren. Sie geben dem Rockteil Weite und setzen je nach Zeitstellung entweder unter der Brust oder auf Hüfthöhe an. Zur Schürze kann ich nichts sagen, aber Frauen, die berufsmäßig Gefahr liefen, sich schmutzig zu machen, aber trotzdem nicht nur im Hemd arbeiten konnten, hatten oft Schlupfärmel an den Kleidern. Die konnten also aus den Ärmeln schlüpfen und diese waren dann vor Verschmutzung geschützt. Waren die Ärmel weit genug, wurden sie einfach gekrempelt. Und wie weit deine Ärmel nun sein dürfen, weiß ich nicht. Das mit dem hochgeschlossenen Halsausschnitt stimmt. Wichtig ist vor allem noch eine Kopfbedeckung, auch hier hast du mehrere Möglichkeiten, dazu können andere ebenfalls detaillierter Auskunft geben. Gut finde ich in diesem Zusammenhang die Abhandlung zur landsässischen Tracht http://www.brandenburg1260.de/tracht-landsasse.pdf (Quelle www.brandenburg1260.de ) Etwas spät für deine explizite Zeitstellung aber von den Grundsätzen her, wie ich finde, recht brauchbar.
 
Danke für deinen Kommentar :) hab mir den Link grad mal angesehen, ist zwar wirklich etwas spät, aber ich finde ihn trotzdem sehr hilfreich und in einigen Sätzen wird das, was ich oben geschrieben habe ja nochmal bestätigt. Ich hoffe, dass noch mehr so hilfreiche Beiträge kommen :D
 
Also, prinzipiell liegst du schonmal gar nicht so verkehrt mit dem was du an Kleidung auflistest. Ich würde dir empfehlen für den Einstig ersteinmal die Ausrüstung und Kleidung für die "ziviele" Person hinter der Hebamme oder Heilkundigen fertig zu stellen. Die Dinge wie Kleidung oder Alltagsgegenstände brauchst du so oder so und es gibt dir eine ganze Menge Zeit und Möglichkeit dich weiter über den Beruf, die spezifische Ausstattung und den Hintergrund zu informieren. Und Morgan hat es ja schon erwähnt: zum arbeiten sind Schlupfärmelkleider sehr praktisch. Ich kenne kaum eine Frau in unserer Gruppe die keines hat.
 
Eine Heilkundige konnte Mitte des 13. Jahrhunderts nicht nur zu bescheidenem, sondern sogar zu einigem Wohlstand gelangen, wie z. B. die Steuerlisten in Straßburg zeigen. Der Begriff "Heilkundige" ist ja ein neuzeitlicher; im 13. Jahrhundert entspräche dem die gesamte Bandbreite vom Kräuterweiblein in irgendeinem Weiler (das sich historisch aber praktisch nicht nachweisen lässt, so dass auch keine Aussagen zu den Methoden getroffen werden können), über die Hausfrau respektive Burgherrin, die neben Hausmittelchen wenigstens Grundkenntnisse in Wundbehandlung besitzt (dass diese Kenntnisse bestanden haben, überliefern verschiedene Romane des 12. und 13. Jhs., worin sie bestanden haben, ist unklar), über Handwerksärzte (Chirurginnen), bis hin zu studierten Medizinerinnen und Apothekerinnen. Irgendwo dazwischen bewegen sich dann noch Gestalten wie Hildegard von Bingen und andere Klosterfrauen, die kein Medizinstudium vorweisen konnten, aber trotzdem Wissen ansammelten, das sicher auch praktisch umgesetzt wurde - wobei eine Nonne allerdings niemanden zum Bluten bringen darf und deshalb z. B. keine Aderlässe vornimmt.
 
Zu den "Werkzeugen" einer Heilkundigen würde ich gerne wissen, ob für den Anfang ein kleines Kräutermesser (hatte etwas von einer "Hippe" gelesen, aber als ich näher nachschaute fand ich leider nichts, ausser das die "Hippe" in der Forstwirtschaft verwendet wurde) und ein Weidenkorb aus geschälten oder ungeschälten Weiden authentisch wäre.
Zum Korb kann ich nichts sagen, das Messerchen kannst du dir aber besorgen. Die sind vom Frühmittelalter bis 21. Jahrhundert in verschiedenen Größen nachweisbar. Die Sichel für große Druiden(kurzer Griff) ist für die Weinbauern der Vorrhön so charakteristisch, dass die Bewohner des Dorfes in dem ich groß geworden bin sogar nach diesem Werkzeug benannt wurden. Die Sichel für kleine Druiden(langer Griff) ist sicher schön um auch Sachen vom Baum zu holen und für feinere Arbeiten packt man sie einfach weiter vornen. Die Sichel für starke Druiden sieht dann bis zum 16. Jahrhundert sogar auf dem Schlachtfeld fein aus, für dich aber eher weniger interessant, nehme ich an. Such einfach mal nach "Rebmesser", dann findest du bestimmt was schönes. Die Dinger haben sich designtechnisch nicht wirklich verändert, also kannst du vermutlich auch eins aus dem Baumarkt benutzen. Aber nicht Opinel oder Fiskars, das fällt auf ^^
 

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