Bitte um Hilfe, Haithabu 850-900

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Dave

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Hallo zusammen, ich könnte noch etwas Hilfe bei meiner Kleidung brauchen, und hoffe jemand greift mir etwas unter die Arme. Wie ihr der Überschrift entnehmen konntet möchte ich einem Mann aus dem gehobenen Mittelstand bis Oberschicht in Haithabu um 850-900 darstellen. Bevor ich jetzt weitere Teile meiner bisherigen Kleidung ersetze wollte ich mich hier noch etwas absichern, bevor es in die Hose geht. Ich muss zugeben, ich tue mich z.B. schwer damit, genaue Datierungen herauszufinden, wenn es um Funde geht. Vorweg, ich habe mir die Fundberichte aus den Gräbern, der Siedlung, die Lederfunde, Holzfunde und das Bootskammergrab besorgt. Literatur ist also vorhanden, aber vielleicht fehlt mir einfach etwas, um völlig hinter Fundberichte und Texte dieser Art zu steigen. Habe nie studiert oder anders gelernt, solche Texte zu erarbeiten. Also bitte laut schreien, wenn ich etwas Falsch mache, Kritik ist ausdrücklich erbeten! Hier geht es los: Ich habe mir eine Hose genäht, vom Schnitt nach Thorsbergfund, nur mit ordentlich Nahtzugabe um sie "aufzupumpen". Gefärbt mit Fertigmischungen von Färbepflanzen wie Reseda. Leider habe ich Walkloden genommen, der fällt als Hose weder schön, noch ist er im Sommer angenehm zu tragen und auch der Fund der Pumphose war ja gekreppter Wollstoff. Daher würde ich zeitnah eine neue nähen, nur aus dem richtigen Stoff. Beinlinge hatte ich verworfen, da die ja zu Spät für mich wären. Als nächstes wären dann die Untertunika auf feiner Wolle oder Leinen in Tuchbindung und eine Obertunika in Gleichgratköperbindung dran. Hatte mir die ersten Tuniken nach der Anleitung von Wikingerkleidung.de mit den sechs Trapezkeilen genäht, wollte es auch wieder so machen. Nur auch hier diesmal mit dem richtigen Stoff, richtig gefärbt. Und hier stellen sich mir die Fragen: Was sollte ich genau beachten, bei Besätzen, Borten oder genauem Schnitt, damit ich zeitlich richtig liege? Oder grenze ich die Zeit mehr durch Beschläge, Fibeln und anderen Zierrat ein? Komme da gerade mit meiner Recherche leider nicht weiter. Und welche Färbepflanzen waren in Haithabu zu der Zeit in Gebrauch? Ich würde mich freuen, wenn mir einer von den "alten Hasen" mal einen Schubser in die richtige Richtung geben könnte. Puh, und Danke schon einmal dafür, dass du tatsächlich bis hier hin gelesen hast! LG Dave
 
Vergiss Borten, Beschläge und Stickerreien. Diese Kommen im Fundmaterial nicht, oder so gut wie nicht, vor. Von den Färbepflanzen würde ich auf alle Fälle Zwiebelschalen meiden. In den Archeologischen Schichten wurden nämlich keine Pollen von Zwiebelgewächsen gefunden. http://www.skjoldmus.de/Typentafeln_Bindungsarten_Hb.html noch ein Link zu den Stoffen die in Haithabu vorkommen. Ansonsten Solltest du dir vielleich mal das Buch "Die Textielfunde aus dem Hafen von Haithabu" von Inga Hägg besorgen. Wenn du das durchgelesen hast sind alle deine Fragen beantwortet.
 
Hallo, Danke für die schnellen Antworten. @ Hergils: Ja, ich war auf "Kurs Haithabu" zum ersten Mal dort. Vielleicht waren es zu viele Eindrücke, war mit Kamera, Block und Papier bewaffnet, bin aber leider nicht schlauer. Habe wohl leider einiges übersehen. Und von Köln ist es nicht mal eben "um die Ecke", daher wird der nächste Besuch im Norden wohl noch etwas dauern. @ Bering: Ja, das mit den Zwiebelgewächsen hatte ich schon gelesen, wollte daher Richtung Reseda, Krapp, Indigo, Birke etc. gehen. Wie oben geschrieben, ich habe das Buch hier, bzw Scanns auf dem Rechner, aber auf Manches finde ich keine Antworten. Stickereien kamen für mich nicht in Frage, aber Besätze sind doch aufgeführt. Und mit Beschlägen meine ich Gürtelschnallen, -zungen und -beschläge. Danke für den Link, den kannte ich bereits. Auch hier finde ich leider keine zeitliche Eingrenzung der verwendeten Bindungen. Oder kann ich die Kleidung nur so grob zeitlich eingrenzen und durch Accessoires präziser deklarieren?
 
Es gibt in haithabu so gut wie keine gürtelbeschläge und riemenzungen. Dafür massenhaft eiserne Gürtelschnallen. Ganz einfach und ganz Schlicht. Das ist Haithabu... Und die zeitliche einordnung müsste eigentlich schon drin stehen in den Texten. Allerdings muss man wirklich alles lesen und auch Auswerten. Und das Buch hattest du nicht erwähnt sondern nur von den Textielfunden aus den Gräbern und der Siedlung gesprochen. Kleidung ist im Frühmittelalter nicht so exackt zeitlich eingrenzbar. Dass sieht man schon daran dass Frau Dr. Hägg einen Hosenfund aus dem 4. Jahrhundert als Refferenzfund für die Fragmente die sie in Haithabu den Hosen zuordnet benutzt. Auf Birkenblätter würde ich auch verzichten ich meine mich zu entsinnen dass diese Färbung nicht nachgwiesen ist.
 
Ja, das stimmt schon. In Haithabu wurden Fragmente von (wahrscheinlich) Beinlingen im Hafen gefunden, aber für mich zu spät datiert. Entschuldige, war etwas missverständlich ausgedrückt.
 
Ach so, Dank dir Bering für den Hinweis mit den Birkenblättern. Da werde ich über die Färbedrogen noch mal tiefer forschen müssen, bevor ich da richtig in's Klo greife. Ja, das mit der Datierung und manchem gezogenem Vergleich zu zeitlich weit abgeschiedener Tracht ist wohl das, was mich daran verwirrt. Oder wie viel Phantasie in Interpretationen steckt, wenn man mal nur die fragmentarischen Funde betrachtet. Aber ich werde mich wohl noch einige Male mit dem Material das ich hier vorliegen habe auseinandersetzen müssen, bis ich da wirklich durchsteige. Danke euch für die Mühe
 
Die Datierung der Textilien ist in der Tat schwierig, zumal zum Zeitpunkt ihrer Publikation weder die Auswertung der Hafenanlagen, noch die der Gräber abgeschlossen war. Beides ist mit den Arbeiten von Sven Kalmring zum Hafen und Ute Arents zusammen mit Silke Eisenschmidt zu den Gräbern passiert. Bei den Textilfunden aus dem Hafen kann man sich evtl. mit den Ausbaustufen der Landebrücken helfen, die dendrochronologisch sehr eng fassbar sind. Das Problem dabei ist allerdings, dass man nicht weiß, ob die als Teerquasten und Kalfatmaterial sekundär verwendeten Textilien einfach vom Rand der Brücke gefallen sind, oder weggeworfen wurden bzw. noch verdriftet sind. Was wiederum darauf hinausläuft, dass sie eigentlich nicht genau über den archäologischen Befund datierbar sind. Dafür spricht, dass die meisten Textilreste ohnehin nicht im direkten Umfeld der Landungsbrücken bzw. dem von ihnen überbauten Areal lagen. Deswegen werden die Textilien aus dem Hafen allgemein grob in das 10. Jahrhundert datiert.(Sven Kalmring, Der Hafen von Haithabu. Ausgrabungen in Haithabu, Bd. 14, S. 217). Bei den Gräbern sieht es da vielleicht schon etwas anders aus, vorausgesetzt, dass die jeweils Textilien enthaltenden Gräber datierbare Beigaben enthielten. In den Arbeiten zum Hafen und den Gräbern werden die Textilien jeweils nicht ausführlichim Textteil berücksichtigt. Das müsste man entsprechend anhand des Katalogteils der Grabfunde mit der Arbeit von Inga Hägg selbst abgleichen. Oder darauf hoffen, dass die lang ersehnte neue Arbeit von Inga Hägg zur Tracht in Haithabu das irgendwann enthält... Beste Grüße
 
Danke auch für deinen Beitrag, Grettir. Wirklich interessant. Ich mache mir jetzt erstmal noch ein paar Gedanken, bevor ich Stoff und Farben ordere. Und ich fürchte, ich muss doch zeitnaher als gedacht noch ein Mal nach Schleswig hoch. Das ärgert mich dass ich da offensichtlich so vieles im Museum übersehen habe, aber das Rahseglertreffen war es alle Male wert. LG, Dave
 
Danke auch für deinen Beitrag, Grettir. Wirklich interessant. Ich mache mir jetzt erstmal noch ein paar Gedanken, bevor ich Stoff und Farben ordere. Und ich fürchte, ich muss doch zeitnaher als gedacht noch ein Mal nach Schleswig hoch. Das ärgert mich dass ich da offensichtlich so vieles im Museum übersehen habe, aber das Rahseglertreffen war es alle Male wert. LG, Dave
Die neue Ausstellung wird dir im Bereich Textilien aber nicht wirklich was bringen :S
 
Da hat Leif leider recht. Bis auf die Filzmasken sind leider alle Textilien aus der neuen Ausstellung verschwunden. Halt Dich diesbezüglich besser an die Bücher.
 
Ach, na das könnte erklären, warum ich davon nichts gesehen habe. Vielleicht waren die Sachen da schon ausgemustert. Gut, das spart dann Zeit und Geld, Danke. Schade eigentlich, weil das hatte ich im Museum nämlich vermisst.
 
Vorsicht: Museen lagern ein, sie mustern nicht aus. Wenn es nicht ausgestellt ist, ist es in einem Arsenal. Bei Haithabu kann es auch in Schloss Gottorf sein - Die Museen gehören zusammen. ich weiß nur nicht, was die aktuellen Ausstellungen dort sind (außer Schädelkult, der sich übrigens lohnt, auch wenn er keine Wikingerschädel hat.)
 

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