Buch-Hinweis: „Affenhaube, Schellentracht und Wendeschuh - Kleidung und Mode im Mittelalter“

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Graf Moritz von Baernfels

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Jenes Buch entstammt der Feder von Gabriele Praschl-Bichler. Die gebürtige Wienerin studierte Literatur– und Kunstgeschichte. Als Autorin machte sich die auf die Habsburgerdynastie spezialisierte Historikerin einen Namen.

Mit ihrem Buch „Affenhaube, Schellentracht und Wendeschuh - Kleidung und Mode im Mittelalter“ greift sie ein Thema auf, welches immer wieder und immer auf´s Neue Mittelalterenthusiasten aller Couleur beschäftigt.
2011 erschien jenes Werk bei F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München. ISBN: 978-3-7766-2671-1

Ich charakterisiere Praschl-Bichlers Buch als sehr unterhaltsam. Obgleich ich etliche ihrer Aussagen als zu undifferenziert und populistisch empfinde.
Anders als der Buchtitel vermuten lässt, behandelt die Autorin zumindest anteilig auch die Frührenaissance und weicht kurz in die Spätantike ab.
Gut gefällt mir, dass sie auf die Spezifika der modischen Vielfalt in Abhängigkeit von Ort und Zeit, von Stand und Vermögen und allerlei anderen Einflüssen wie u.a. individuellen Geschmack und Kenntnis oder Unkenntnis über neuartige Entwicklungen verweist. Auch die angerissenen Schwierigkeiten im mediävistischen Teilfachgebiet der Kostümkunde (Kostümkundler würden die Mediävistik als eins ihrer Teilfachgebiete bezeichnen *g*) kann ich nur bestätigen.
Wie Praschl-Bichler fallen auch mir immer wieder Widersprüche und zumindest verwirrend heterogene bis hin zu nachweislich unkorrekten aber gern plakativ-populistischen Aussagen von Forschern und Autoren auf. Leider finde ich auch Praschl-Bichler hiervon nicht frei.

Anhand von ca. 150 Bildern, viele davon gleich mehrfach wiederholt aber oft in verschiedenen Ausschnitten oder Betrachtungsweisen dargestellt, zeigt Prasch-Bichler Details und Entwicklungen in der Mode von Spätantike bis Frührenaissance auf. Gleichwohl die meisten der verwendeten Bilder erst ab dem 15. Jhd. entstanden zu sein scheinen, gelingt ihr dies recht brauchbar.
Noch eine Randkritik: Ich selbst empfinde die mir auffallenden inhaltlichen Wiederholungen als suboptimal.
Dennoch:
Dem Kundigen ist das Werk als durch eigenes Wissen und tiefergehende Recherchen zu validierende unterhaltsame Lektüre durchaus zu empfehlen.
Was nun inhaltliche Laien anbelangt, so bringt Praschl-Bichler ihren Leserinnen und Lesern das Thema zumindest amüsant näher.


Ein PS möchte ich noch nachschießen:
Was der Kundige stets aber nicht selten vergeblich versucht, nämlich Begriffe und Kostümbeschreibungen in der Mediävistik einheitlich zuzuordnen und korrekt zu handhaben, ist m.E. im Grundsatz so ziemlich unmöglich.
Deshalb sei den Laien und selbst den Kundigen nachgesehen, wenn ihnen widerfährt, was schon den mittelalterlichen Zeitgenossen geschah: Die Überzahl an verschiedenen Begriffen für ein und das selbe Kleidungsstück und die Verwendung ein und des selben Begriffes für viele verschiedene Gewandungen, örtliche und regionale sowie individuelle Abweichungen und Dialekte verwirren. Historiker aber auch kommerzielle Anbieter von Nachfertigungen oder erhaltenen Originalen späterer Jahrhunderte taten mit gern widersprüchlichen Klassifikationen und Definitionen ein Weiteres dazu, die Verwirrung keinesfalls geringer werden zu lassen….
 

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