Christliches MA schwach vertreten

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Petrus, vielen Dank für die Gedanken zum Christentum, lieber Nikolaus, vielen Dank für die Gedanken zum Adel/ Bauern Verhältnis. :) Ich denke auch es liegt eher daran dass Kirche zur Zeit recht "uncool" ist, da helfen auch keine Jesusfreaks. (Zur Erklärung: Junge "wilde" Christen) Meiner Meinung nach gehört Religion mit zur Darstellung, es war "damals" so gut wie undenkbar, nicht an Gott zu glauben. Und in christlichen Gegenden/ Zeiten war man dann auch Christ. Kenne übrigens Neuheiden die eine christliche Darstellung amchen und Christen mit heidnischer Darstellung, sowas gibt es also auch.
 
ich bin jetz mal so frech und zitier nen mod Also laut katholischer Kirche bist du ab dem Zeitpunkt der Taufe in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen und ab dem Zeitpunkt der Firmung ein ja ich nenn es mal "vollwertiger" Christ (Katholik) bei den Evangelischen mit der Konfirmation.
@ Amalia Die Definition der Katholischen Kirche, deren Erfindung das Christentum, so wie wir es heute kennen ist, ist mir und den meisten Fories hier schon klar. Mir ging es bei meiner Anmerkung um die Definition von unserem Themenstarter, die eventuell von der der KK ganz oder teilweise abweichen könnte . Und je nachdem wie die Definition gelagert ist, werden die Erklärungs- Versuche wohl verschieden ausfallen . ;)
 
sag das ne peter, es gibt leut die wissen net mal was ne firmung gibt (nicht das ich jetz jemand für dumm erklären will, neindas ist nicht mein ziel) na dann bin ich gespannt....
 
halte nichts von Gott und trage dies auch laut vor. Ich denke nicht das das früher gern gesehen war. Wenn ich z.B. ein Darsteller bin der jetzt eher in seinem kleinen Dorf unterwegs ist, waren da heidnische Bräuche gang und gebe , aber offiziel war man Christ.
Diese letzteThese unterschreibe ich niemals... nicht für ´s HoMi und nicht für ´s SpäMi (FrüMi ist außerhalb meiner Kenntnis) Und der Satz "das wäre früher nicht gern gesehen" ist die Untertreibung des Jahres. Nach allem, was ich bisher las, hätte man dies vielleicht gedacht, aber niemals nicht laut vorgetragen.... schon gar nicht in einem "kleinem Dorf", wo "Fremdeln" bis heute nicht geschickt ist. Also besser: Nix sagen und sich Aussagen zum Thema auf VA´s verkneifen, wenn man sich nicht einfühlen will oder kann. Sich in einer Darstellung offensiv dagegen zu stellen, ist m.E. genauso unhistorisch wie ein Alukettenhemd. :bye01
 
Dann gibt es noch die, die eine vollkommen Stereotype Darstellung wählen, sich dazu aber völlig unpassend verhalten - saufende und hurende Templer zB. Dafür habe ich wenig Verständnis, weil es meiner Meinung nach ein wenig an Respektlosigkeit grenz. MfG Merc
Für mich ist es schon Respektlosigkeit einen Christen darzustellen, wenn man mit den Glauben nichts am Hut hat. Ist eine Darstellung dann überhaupt "A"? :zunge
 
Da kann ich Lorb's Beitrag nur unterschreiben. Religion ist Teil der Gesellschaft und auch Teil der Darstellung. Genauso bei anderen Bereichen der Darstellung stellt sich die Frage, ob man sie mit darstellen möchte oder nicht. Und wenn man sich dafür entscheidet es mitdarzustellen, sollte man es richtig machen. Bedeutet, wenn ich einen Menschen darstelle, der aller vorraussicht nach Christ sein MUSS, dann muss er das auch verkörpern in seiner Darstellung - oder den religiösen Aspekt ganz aus der Darstellung ausklammern. Das Grausen bekam ich, als ich eine Gruppe Wikinger mit einem Pfarrer an der Taverne stehend sah, und alle ihre Humpen hoben und gemeinsam "ODIIIIIN" riefen... Der Pfarrer war vermutlich mit Abstand der lauteste. Soetwas ist unter aller Kanone - vor allem, weil es nicht nur falsch, sondern auch beleidigend sein kann für bestimmte Personen. Ähnlich sehe ich das übrigens auch in anderen Bereichen - Schwert sollte man in der Darstellung nur tragen, wenn man damit auch ein wenig umgehen kann. Klerikale Darstellungen sollten mit zumindest geringen Latein- und Bibelkenntnissen verbunden sein. Adelige Darstellungen sollten mit höflichem Verhalten nach mittelalterlichem Beispiel zusammenhängen. Man MUSS das nicht machen - dazu kann und will ich keinen zwingen. Aber entweder man macht dieses "Darstellungsmodul" richtig oder garnicht - und gibt sich damit zufrieden, dass die Darstellung dadurch "unvollständiger" wird. @Courgan: Das denke ich nicht - Wieso muss ich bekennender Christ für eine christliche Darstellung sein? Ich meine, ich bin Christ, ja. Mit eigener Interpretation, aber immerhin. Ich muss auch kein eiskalter Killer sein, der für Geld alles tut, wenn ich einen Söldner darstellen möchte... Wichtig ist nur, dass man Privatleben(/Eigene Vorstellungen) von der Darstellung(/Vorstellung des Charakters) trennt... Das ist im MA noch relativ einfach - wandern wir doch mal zum WK2 Reenactment. Angenommen, ich stelle historisch korrekt und mit viel Liebe zum Detail einen SS-Offizier dar (das würde mich tatsächlich reizen). Ich bin aber in der Realität weit davon entfernt, antijudaistisch, rassistisch oder fremdenfeindlich zu sein - ganz im Gegenteil, ich kenne sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund - und stelle immer wieder fest, dass das rein garnichts über den Menschen aussagt - da gibts nichtmal eine Tendenz. MfG Merc
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das Grausen bekam ich, als ich eine Gruppe Wikinger mit einem Pfarrer an der Taverne stehend sah, und alle ihre Humpen hoben und gemeinsam "ODIIIIIN" riefen... Der Pfarrer war vermutlich mit Abstand der lauteste. Soetwas ist unter aller Kanone - vor allem, weil es nicht nur falsch, sondern auch beleidigend sein kann für bestimmte Personen. Ähnlich sehe ich das übrigens auch in anderen Bereichen - Schwert sollte man in der Darstellung nur tragen, wenn man damit auch ein wenig umgehen kann. Klerikale Darstellungen sollten mit zumindest geringen Latein- und Bibelkenntnissen verbunden sein. Adelige Darstellungen sollten mit höflichem Verhalten nach mittelalterlichem Beispiel zusammenhängen.
solchen leuten würde ich am liebsten ein klatschen, oder fragen wiso sie so eine darstellung wählen :cursing: da könnrt ich mich jetz schon wieder aufregen... gut das mit dem latein is so ne sache.... was is gering? bevor ich mir die zunge breche... sollte man es lassen ähm ja ahnung ein wenig wäre wünschenswert. wenn mich dann ein ordensdarsteller fragt was einevangelium is.... da fehlen mir die worte
 
@ Merc: Der Reiz der von Dir angesprochenen Darstellung erschließt sich mir nicht.... @ Courgan: Ich habe den smiley am Ende gesehen... a-uthentisch werde ich hier nie sein, ich bin im RL absolut a-religiös. Allerdings respektiere ich die religiösen Gefühle meiner Mitmenschen und werde bei dem, was ich sage/tue stets darauf achten, dass der religiöse Aspekt nicht ins Lächerliche abdriftet. Das ist für mich "Respekt" :bye01 @ schwester Amalie:
wenn mich dann ein ordensdarsteller fragt was einevangelium is.... da fehlen mir die worte
... wieso, weiß Du die richtige Antwort nicht? ;)
 
Hui! Da hatte ich ja jetzt Einiges zu lesen! Vielen Dank für eure vielen verschiedenen Meinungen! Sehr spannend! Ich habe das Problem, dass ich aus den „alten“ Posts nicht zitieren kann. Ich mache es deshalb ohne Zitate und gebe mir dennoch Mühe, es übersichtlich zu machen. Aaalso: Ich denke nicht, dass die Darstellung etwas mit finanziellen Mitteln oder Einfachheit oder so zu tun hat, sondern in erster Linie damit, was man gut „spielen“ kann. Da schließe ich mich Panzerreiters Meinung an: Die Unterschiede in der Umsetzung von Reenactment sind zu gewaltig. Wobei ich natürlich zugebe, dass tatsächlich Einige mehrere Darstellungen parallel ausüben. (Ritter Erasco) Amalia und Feuermagier, ich gebe euch Recht: Ich finde solches Verhalten von Templern auch schrecklich. Mein Partner stellt ja zur Zeit noch einen Cluniazenser-Mönch dar und er legt sehr viel Wert darauf, dass wir auf den Märkten nicht knutschend oder so da rumlaufen, weil Anderen etwas Emotionales in religiöser Hinsicht an seiner Gewandung liegen könnte. Ist jetzt natürlich ein extremes Beispiel. Aber zweitens sieht es einfach dämlich aus! Es wäre eine sehr besch... Darstellung! Feuermagier, es ist ein Genuss, deine Beiträge zu lesen! Und Torian, ich bin ganz deiner Meinung, was die heidnischen Bräuche betrifft. Nur dass solche Bräuche ja auch im Christentum existierten. Zu deiner Bitte, Panzerreiter: Das grausigste Beispiel habe ich aus Bernkastel: Da war eine Gruppe, die hochmittelalterlich, wenn nicht sogar schon frühneuzeitlich (Söldner vielleicht?) zu sein schienen. Das Hauptzelt war mit einem riesigen Pentagram und vielen Thors-Hammern geschmückt und zentral war ein schwarzer Ziegenbock angebunden. Vielleicht sind solche Negativbeispiele auch einfach so extrem für mich, dass ich falsch gewichte oder in die Realität hineininterpretiere (Panzerreiter). Ich werde die Augen mal diesbezüglich besonders weit offen halten in nächster Zeit... Zur Definition von Christ: Kann man diese Definition denn für damals genauso leicht treffen wie für heute? NikolausvonRumore: Ich finde es auch nicht „schlimm“, wenn es mehr heidnische Darstellungen gibt. Ich finde es nur doof, wenn Darstellungen so grundsätzlich falsch sind. Dass eine Gruppe mehr vertreten ist, ist ja in Ordnung. Ich finde es nur spannend, darüber nachzudenken, warum es so ist. Und vielleicht doch auch ein bisschen schade... Panzerreiter: Wenn du das Frühmittelalter jenseits der „Barbaren“ vermisst, wird es dich freuen, zu hören, dass die Märkte bald durch einen merowingischen Bischof und seine Gemahlin bereichert werden! Nur die Gewandung ist sooo aufwändig... Es dauert und dauert... Ich finde jedenfalls wichtig, was Feuermagier so schön erläutert hat: Das Christentum war auch im Frühmittelalter schon stark vertreten. Damals war das Christentum wohl liberaler, sodass sich eine christliche Darstellung zu der Zeit auch für moderne Heiden wie mich hervorragend eignet. Und auf das Thema mit den Bräuchen und dem Volksaberglauben kamen wir ja auch schon kurz zu sprechen. Passt also hervorragend!
 
Das es auf den Märkten den Eindruck hat als ob die Heiden die Überhand haben entsteht für mich aus zwei Faktoren. 1. Dominate Ausenwirkung der Odin Brüller die in der Regel keine so tolle Darstellung haben aber gerne Bier/Met trinken und tolle laut rufen können 2. Stereotype Meinung = Wikinger/Skandinavier gleich Heide Ich baue meine beiden Frühmi Darstellungen (einfacher Handwerker 10.Jhd Haithabu/Birka und wohlhabender Händler Birka 10.Jhd) nach und nach immer weiter aus, aber den religiösen Aspekt der Menschen wie sie zu dem Zeitpunkt gelebt haben könnten werde ich definitiv aussen vor lassen. Wenn ich sage ich bin Heide (was grundsätzlich zeitlich noch möglich war) hab ich das Problem das es zu der Glaubensausübung keine wirklich gesicherten Quellen gibt. Sprich mir wäre eine praktizierende heidnische Darstellung einfach viel zu spekulativ. Die Edda taugt da als quelle meiner Meinung nach nur sehr bedingt, da sie von einem christlichen Mönch in Island ca. 200 Jahre nach Christianisierung verfasst worden ist. Das problem gibt es meiner Meinung nach in abgeschwächter Form allerdings auch bei christlichen Darstellungen, da oft katholische / evangelische aktuelle Weltbilder in eine Darstellung eingeflochten werden bevor es die Kirchenteilung gab. Vorteil ist da nur das es über den praktizierenden christlichen Glauben mehr zeitgenössische Quellen gibt (wenn ich mich da nicht irre).
 
Das problem gibt es meiner Meinung nach in abgeschwächter Form allerdings auch bei christlichen Darstellungen, da oft katholische / evangelische aktuelle Weltbilder in eine Darstellung eingeflochten werden bevor es die Kirchenteilung gab. Vorteil ist da nur das es über den praktizierenden christlichen Glauben mehr zeitgenössische Quellen gibt (wenn ich mich da nicht irre).
Ich weiß von meinem allerliebsten gebildeten Schatz, dass du im deutschen liturgischen Institut in Trier herrlich viele Informationen findest. Dort findest du liturgische Schriften von seit dem Beginn des Christentums. Oder: Gregor von Tours ist unsere wichtigste Quelle für unsere Darstellung.
 
Was man aber auch bedenken sollte, ist das Bevölkerungswachstum - 100 Jahre am Ende des Mittelalters schlagen grob geschätzt 4mal so stark durch wie 100 Jahre am Anfang, wenn wir das in "Mannjahren" rechnen.
Das ist sicherlich historisch gesehen richtig, aber in Bezug auf die Wahl der Darstellung wohl eher nicht relevant. Die Epoche ist interessant, nicht die damaligen Bevölkerungszahlen. Zumindest hat mir noch nie jemand auf die Frage, weshalb ihn das 15. Jahrhundert so fasziniert, geantwortet: "Oh, um ehrlich zu sein, ich stelle diese Zeit dar, weil da vier mal mehr Menschen in Europa lebten als im Jahre 850." In Mannjahren zu rechnen führt uns also wohl nicht zum Verständnis für das Phänomen, weshalb heidnisch geprägte Darstellungen (falls die eingangs beschriebene Beobachtung tatsächlich zutreffen sollte, was ich ja nicht ausschließen möchte. Dass ich sie so nicht gemacht habe, muss ja nicht automatisch heißen, dass sie nicht zutreffen kann) tatsächlich überporportional vertreten sein mögen. Wenn wir die Rechnung mit den Mannjahren konsequent weiterverfolgen, dann beweisen wir gleichzeitig, dass sie für die LH nicht zutrifft. Denn dann müssten ja wiederum konsequent mehr Napoleoner rumlaufen als Ritter und mehr Leute 1920 als Epoche wählen als etwa 1450. Und wir müssten überschwemmt sein mit Reenactmenthippies und statt Feldschlachten gäbe es Studentendemos mit Wasserwerfern. Nein, in Bezug auf die Motive, wegen derer jemand die Epoche und die Darstellung wählt, die er wählt, ist die Bevölkerungszahl definitiv völlig irrelevant. Das ist schlicht die individuelle Faszination einer Epoche. Und damit wären wir beim nächsten Punkt meiner Argumentation: Wer Lust hat auf ein, nennen wir es mal betont aktives und extrovertiertes christliches Leben, der macht nicht LH, sondern geht zur Heilsarmee. Ich will Ritter sein, dass ist es doch, was die meisten Leute zu ihrer Darstellung bingt, oder? Nicht regelmäßig beten. Wenn ich das will, gehe ich in die Kirche und nicht auf eine Wiese unter lauter Touristen. Selbst wenn ich also eine Darstellung wähle, die in einer betont christlichen Epoche anzusiedeln ist, dann in aller Regel nicht wegen dieser betonten Christlichkeit, sondern aus anderen Gründen. Selbst wenn zum Alltag meines Alter Ego damals ein intensiveres Ausleben meines Glaubens dazugehört haben mag, das steht für mich nicht im Vordergrund meiner Darstellung. Und das ist ja auch so falsch nicht, denn der Fokus eines Schreiners etwa dürfte in der Tat das Schreinern gewesen sein, nicht der Rosenkranz. Ich bin mir fast sicher, dass wir, nicht zuletzt durch den klerikalen Anteil und der daraus resultierenden Färbung der Überlieferung, den Aktivismus, die Intensität der damaligen Alltagsreligiösität überschätzen, gleichwie sie sicherlich deutlich größer war als heute. Aber sie spielte ebenso sicherlich nicht die erste Geige im Leben der normalen Menschen. Wenn ich also eine christliche Darstellung wähle, und, wie Du ja durchaus dargelegt hast, rein statistisch müssten für Europa die christlichen Darstellungen überwiegen (selbst wenn wir das MA ganz klassisch mit 500 AD beginnen lassen), dann lebe ich als Darsteller diesen Teil meines Alter Ego wohl eher nicht mit besonderer Hingabe aus, unabhängig davon, wie mein historisches Vorbild das vielleicht gemacht hätte. Ein Kreuz als Anhänger, vielleicht sogar ein Rosenkranz am Gürtel, das sollte reichen. Wobei ich zu bedenken geben möchte, dass der Schreiner, den als Beispiel zu nehmen ich vorhin beliebte, wohl üblicherweise keinen Rosenkranz mit sich herumgetragen haben dürfte, schon gar nicht bei der Arbeit. Ein Bauer oder Korbflechter, der nun kein auffälliges Merkmal seiner christlichen Gesinnung zur Schau stellt - ist das wirklich unhistorisch? Ich habe, wie man sieht, ein zweifaches Problem: 1. Sehe ich schon auf der Ebene der historischen Korrektheit Zweifel angebracht an exzessiver, auffälliger Christlichkeit. 2. Spielt dieser Aspekt bei den meisten Darstellern eine eher untergeordnete Rolle, selbst wenn sie in einer christlichen Epoche angesiedelt sind. Nun gibt es natürlich Sonderfälle, bei denen eine gewisse auffällige Glaubensorientierung schon dazugehört, insbesondere bei christlichen Ritterorden etcetera. Wer sich für eine solche Darstellung bewusst entscheidet, der sollte selbstredend mit dem geistlichen Aspekt seiner Darstelluntg vertraut sein und sich auch nicht scheuen, diesen Teil der Darstellung mit darzustellen. Aber - und das ist das große Aber - soweit ich das sehe, machen das die meisten derartigen Darsteller ja auch. 16-jährige Jungs, die als Besucher im weißen Tischtuch mit rotem Filzkreuz darauf kommen und sich begeistert Templer nennen, filtere ich mal raus... ...was zu Punkt drei meiner Überlegungen führt: Wir reden von Darstellungen, nicht von Träumen. Im Sinne des Eingangsposts fiele es mir nicht ein, jeden irgendwie gewandeten Menschen, der auf einem Mittelaltermarkt zu sehen ist, mit in die Beobachtung einzubeziehen. Ich beziehe in meine Einschätzung der Qualität der deutschen Autofahrer auch nicht die Jungs auf den Bobbycars mit ein. Ich denke, da müssen wir schon realistisch bleiben und sorgfältig differenzieren. Wenn wir jeden Besucher, jeden Liverollenspieler, jedes Ritterknäblein, kurz: jeden, der nicht wie ein normaler Mensch des 21 Jahrhunderts gekleidet ist, mit einbeziehen, dann kommen wir natürlich zu schrägen Ergebnissen. Viele Leute wollen einfach mal anders sein, irgendwie ihre Sehnsüchte ausleben. Schaut Euch beim nächsten Markt mal aufmerksam im Publikum um: Hagere Jünglinge mit Nickelbrille, die sich endlich mal, schwertbehangen, stark fühlen können und einen Nachmittag lang groß und ehrfurchtgebietend sein dürfen. Verlebte Damen, die sich, mit Jungfernkränzchen bedacht, in Kleidern, die sie eigentlich besser nicht mehr tragen sollten, wieder jung träumen. Ältere Männer, die als Ritter oder Wikinger mal endlich das spielen können, was sie sich als Kind nie leisten konnten. Und, und und... Die wollen viel, aber sicher nicht den christlichen Aspekt ausleben. Da sind andere Dinge wichtiger. Und wisst Ihr was: Ich gönne es ihnen. Und mit diesen Träumen kommen wir auch zum letzten Teil und der eigentlichen Antwort auf die ursrprünglich gestellte Frage, soweit ich da eine Vermutung äußern darf: Stichwort träumen: Warum machen viele, das, was sie da machen? Ich wage zu behaupten, dass nicht nur begeisterte Besucher ein wenig ihre Träume erfüllen möchten, sondern zu einem gewissen Teil auch unsereiner. Bevor jetzt der reflexartige Aufschrei kommt: Hand auf's Herz. Wie sieht's aus? ;) Gut, ich für meinen Teil bin vielleicht ein Sonderfall, weil zum Teil nicht ich, sondern der bayrische Lehrplan die Wahl der Darstellung für mich getroffen hat (siehe mein Profil), aber trotzdem: Wäre da nicht das Herz mit dieser Wahl zufrieden gewesen, wäre das Hobby nicht geblieben. Ich oute mich: Ja, ich gefalle mir in meiner Klamotte und ja, ich mag das (Traum-)Bild vom starken Panzerreiter auf dem stolzen Ross... Das ist zwar nicht der Hauptgrund, warum ich das Hobby mache, aber die gelegentliche Existenz dieser Träume zu verleugnen, wäre schlicht gelogen. :whistling: Jetzt kommt der Gedanke: Wenn jemand christlich geprägt ist, muss er sich dann in eine Darstellung flüchten? Braucht er etwas, um seinen Traum auszuleben? Nein, denn wie schon von Anderen erwähnt, leben wir ja in einer christlichen Kultur. Diesen Teil meines Traums kann ich im Alltag ausleben, wenn ich möchte. Wenn ich aber nun, nennen wir es mal: weltanschaulich alternativ geprägt bin, dann übt eine gezielt heidnische Darstellung schon einen signifikanten Reiz aus. Rein statistisch überwiegen, soweit ich das beobachte, die Darstellungen aus christlichen Epochen. Im Zusammenhang damit verweise ich auf die Umfrage, die hier mal gemacht wurde. (Ich merke an, dass "FrühMi" nicht automatisch heißt: "heidnisch") Wenn jemand zu dem Endruck gelangt, das "Heidnische" würde eine überproportional große Rolle in den Darstellungen auf Märkten ("Märkte", nicht "Museumsveranstaltungen", das nur nebenbei) spielen, dann dürfte das weniger der quantitativen Glaubensverteilung geschuldet sein, als vielmehr der qualitativen. Soll heißen: Die Christen hängen das überwiegend nicht an die große Glocke, die Nichtchristen neigen dagegen dazu, das etwas auffälliger auszuleben. Kurz: Dasselbe Problem wie überall in der Gesellschaft. Nicht die stille Mehrheit wird wahrgenommen, sondern die laute Minderheit, die dann fälschlicherweise für die Mehrheit gehalten wird.
 
Ich wage es mal, einen weiteren Aspekt mit in die Diskussion einzubringen: Auch wenn wir heute in einer christlich geprägten Welt leben, ist das bekennende Christ-Sein heutzutage alles andere als cool. Ich selbst, ich bin Christ. Ich studiere Religionslehre, ich fahre alle zwei Jahre auf den Kirchentag und ich bin seit meinem 14. Lebensjahr ehrenamtlich in unserer Kirchengemeinde aktiv. (In den sonntäglichen Gottesdienst geh ich nicht, dazu bin ich zu sehr Morgenmuffel... :whistling: ) Aber wisst ihr, wie schwer es für einen 14-jährigen ist, Gleichaltrigen zu sagen, ich geh jeden Freitag Nachmittag in die Kirche, die Kindergruppe betreuen? Und ich geh da gern hin und unsere beiden Gemeindepfarrer sind echt cool drauf? Da braucht es echt viel Selbstbewusstsein, um die ganzen höhnischen Kommentare anhören zu können. Es gibt Studien, die sagen, 85% der Deutschen leiden an mangelndem Selbstbewusstsein. Warum sich also in die Gefahr begeben, "uncool" zu sein?
 
Hehe, ich mein grad, dass das hier ein Outingthread ist. Ich war 13 Jahre Messdiener, war 16 Jahre im Pfarrgemeinderat, 4x Firmhelfer und bin heute noch Stammesvorstand bei den Pfadfindern. Und JA, ich wollte mal irgendwann Pfarrer werden. Dieses Jahr war das erste mal seit 1994, dass ich nicht auf dem Katholikentag war. Und wenn nicht noch irgendwo ein Fünkchen Glauben wäre, würde ich jetzt nicht kurz nach 6 am Rechner sitzen und mich fertig machen zum Aufbau für die Fronleichnamsprozession. Ich könnte mir allerdings nie eine rein christliche Darstellung vorstellen und mir läuft die Galle über, wenn irgendsoein Möchtegernpriester oder gar Bischof meint auf dem Mittelaltermarkt eine Messe zu zelebrieren. Und es kommt noch viel schlimmer! Wieviele "Schauspieler" fallen dann andächtig auf die Knie und sind plötzlich von der Wandlung sowas von ergriffen? Und der dumme Touri glaubt dann noch, dass das alles echt ist. Jeder der sich damit beschäftigt, fängt doch an, an der Ernsthaftigkeit der Darstellung zu zweifeln!
 
@ Pip Dass das bei dir so schlimm war tut mir leid, allerdings kann ich das nicht von "hier" sagen. Ich bin auch Chist (vor nem Monat endlich konfirmirt :) ) und bei mir an der Schule wird der Glaube mindestens respektiert und manche meiner nichtchristlichen Freunde sinds inzwischen auch (zumindest im Glauben, weil ihre Eltern das nicht wollen) Und ich werde auch einen Wikinger darstellen. Ob der chrsitlich, heidnisch, oder beides ist, weiß ich noch nicht :D
 
@ Pip Dass das bei dir so schlimm war tut mir leid
Ooch, na ja, so schlimm war's für mich nicht, ich hatte ja das oben erwähnte nötige Selbstbewusstsein (fragt mal meine Eltern, die können euch das aus leidvoller Erfahrung bestätigen :ups ), drum bin ich ja auch dabei geblieben. Aber da gehör ich wohl zu einer Minderheit. Was ich sagen wollte, ist, dass es - unabhängig von Alter - heutzutage einen gewissen Mut braucht, Glauben bzw. sichtbare Anzeichen davon, zur Schau zu stellen, weil man damit leider schnell etwas schief angesehen wird - oder zumindest ist die Angst davor groß (klar, nicht alle Leute sind so schonungslos wie 14-jährige Mitpubertisten...). Was dazu kommt, ist möglicherweise, dass sich viele Leute auch im Christentum des 21. Jhd. nicht wirklich auskennen, da könnten neugierige Nachfragen bzgl. der Darstellung schnell unangenehm werden.
 
Die Darstellung, die man wählt, hat doch mit der eigentlichen Religion nichts zu tun. Mein Vater rennt mit 73 noch über den Markt, gekleidet wie ein Sarazene, aber er denkt nicht im Traum daran, zum Islam zu konvertieren. Ihm macht es nur Spaß und die Gewandung steht ihm (braungebrannt mit langem weißen Vollbart) einfach nur Hammer-gut. Andererseits habe ich, seit ich öfter mal im Templer-Lager unterwegs bin, auch schon andere Sachen erlebt. Die Truppe mit der ich dann lagere, lebt das auch richtig aus. Angefangen beim Knappentum, dass auch die Schwertleite mit jeweiliger Vorbereitung einschließt. Und diese ist bisher bei allen erst erfolgt, nachdem sie die Nacht davon wachend in einer Kirche zugebracht haben. D.h. es wurde jedes Mal Kontakt mit einer Kirchengemeinde aufgenommen und die Erlaubnis eingeholt. In den Statuten des Vereins steht, dass der verein nicht konfessionell gebunden ist. Dennoch sind viele Mitglieder entweder evangelisch oder katholisch. Der Komthur selbst engagiert sich in seiner Freizeit in seiner Kirchengemeinde. Ich habe es schon oft erlebt, dass zumindest vor der Hauptmahlzeit ein Tischgebet gesprochen wurde - und da war es egal, ob es ein öffentlicher Markt war oder ein internes Lager. Das war keine Show sondern gelebte Darstellung/ Religion. Das Dankesgebet wurde durchaus ernst gemeint. Vor einigen Jahren (ich glaube das war 2010) fand sogar ein Konzil im Kloster Jerichow statt, an dem mehrere Ordensgruppen teilnahmen. Sie haben sich dort ganz intern mit ihrer Darstellung und dem Glaubensaspekt auseinander gesetzt, auch mal 36 Stunden wie im Mittelalter gelebt (also ohne Feldbett/ Isomatte, Kaffee etc.). Messen habe ich schon einige erlebt. Meist wurden diese jedoch nicht öffentlich auf dem Markt abgehalten, sondern entweder hatten wir das Glück und konnten uns die benachbarte Dorfkirche am Sonntag morgen "borgen", oder wir nahmen am regulären Gottesdienst (z. Bsp. letztes Jahr in Jerichow) teil. Das Lager hat dann für diese Zeit lediglich eine kleine "Stallwache", da ja alle anderen in der Kirche sind. So viele Besucher sind nun mal Sonntag morgen auch noch nihct auf dem Platz. Wenn wir eine Kirche "geborgt" kriegen machen wir das gerne mit den Hospitalitern zusammen. Ich denke mal, jedem ostdeutschen Ordensdarsteller ist der Name Norbert de Lyc ein Begriff. Norbert ist einer der wenigen, die einen Gottesdienst auch offiziell zelebrieren dürfen. Teilweise auch auf Latein. Ich fand das immer besonders bewegend. Ich gebe das jetzt mal bewußt nicht als Maßstab für eine Ordensdarstellung, gehe aber konform, dass ein Templer nicht "Odin"-brüllend am Metstand stehen sollte. Aber um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ich habe nur auf "reinen" Wikimärkten den Eindruck, dass dort das christliche Mittelalter weniger vertreten ist. Bei gemischten Märkten oder reinen HoMi-Lagern habe ich schon so viele Brustkreuze bzw. Paternoster gesehen, dass ich das Gefühl nicht teilen kann.
 
Also herum hurende Mönche iss sowas von A. gibt es einiges an Berichten. Ich hab da sogar von einem ganzen Kloster gelesen das verlegt wurde, weil es die Mönche allzu bunt trieben. Achja Templer und verheiratet ging durchaus auch als dienender Bruder. Sehr spannend finde ich eine Textstelle aus Eschenbachs "Willehalm" Toleranzrede der Gyburc.
 
Wenn wir hier schon am outen sind, ich bin mit 16 Jahren aus bewusster Entscheidung getauft worden, bin Laienprediger und Leitungskreismitglied in meiner Gemeinde. Früher war ich schon in einem Kirchenchor und besuche wenn möglich den Fachschaftsbibelkreis wo auch Pip aktiv ist. @ Panzerreiter: Ich meinte ja nicht, dass man die Darstellung nach historischen Bevölkerungsanteilen wählen würde (aber bitte, wir bleiben doch im Mittelalter, vonwegen Studentendemos etc...), aber eine gewisse Ausgewogenheit, so als anzustrebendes Ideal um den Zuschauern ein ausgewogenes Bild zu bieten, wäre doch nett :) Ich sehe 2 Phänomene: Einerseits, und das wirklich unschön, christliche Darstellungen die entweder un- oder gar anti-christlich umgesetzt werden oder im Sinne einer Karikatur negative Aspekte total überbetonen. Und andererseits den bewussten Schritt zur Heidendarstellung, weil man im Realleben mit Christentum oder was man dafür hält nichts am Hut haben will. Letzteres sehe ich als Grund für die überhängenden Heidenwikingerdarstellungen, denn selbst unter Wikis und rein zeitlich (also nicht nach Mannjahren) gerechnet sollte dort rund eine Hälfte an christlichen oder gemischten Darstellungen unterwegs sein. Wer als 1066 Normanne nach Bayeuxteppich daherkommt, kann nicht sinnvollerweise "ODIIIIIN!" brüllen... Meine Einschätzung beruht übrigens nicht darauf, welche Gruppe am lautesten brüllt, sondern ich mache mir tatsächlich die Mühe, Veranstaltungen zu durchwandern und zähle im Hinterkopf mit, wieviele Lager mit zweifelsfrei heidnischer Symbolik da anteilig stehen. Das Bedürfnis, gegen gesellschaftliche Normen (nicht nur christliche) zu verstoßen und zu provozieren, geht dann soweit, dass da Hakenkreuze auf Schilde gemalt werden, obwohl man sich genau bewusst ist, dass dieses Symbol nichtmehr so gedacht werden kann wie es vielleicht vor 1500 Jahren gedacht war. Das ist mehr fehlgeleitete Teenagerrebellion als Darstellung, allerdings von Leuten, die vor Veranstaltern und auf ihren Homepages behaupten, historische Darstellung zu machen.
 

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