Die Trageweise von Tierkopffibeln und Gewandnadeln - 2 Nachbildungen / Fundinterpretationen

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Torben

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[font='Georgia, Times New Roman, Times, serif']Lena Thunmark-Nylen schrieb (in „Die Wikingerzeit Gotlands III“), das zum charakteristischen Trachtzubehör der Frauen Tierkopffibeln und Trachtnadeln zählen. Christin und ich überlegten erst einmal eine Rekonstruktion ohne Trachtnadeln (z.B. Hejnum, Bjärs, Grab 84a) zu fertigen. Da Tierkopffibeln von der Achsel bis zur Hüfte lagen an der Seite des Körpers lagen, weisen sie auf ein seitlich zu verschließendes Gewand hin. Bei der Rekonstruktion kam, nach den Angaben von L. Thunmark-Nylen, ein schlauchartiges, an den Seiten offenes, Gewand heraus. Die Tierkopffibeln dienen so als Verschluss, in dem sie Vorder- und Rückseite mit einander verbinden. Wie würde so eine Gewandung mit Trachtnadeln aussehen? Die Trachtnadeln wurden in den Gräbern mit zwei Tierkopffibeln beiderseits auf Höhe des Halses angetroffen, so z.B. in Othem, Slite, Grab III/1916 oder Land Nord, Gustavsvik, Grab 22. Die Lage variiert von Schulter bis Hals, die Nadelspitzen liegen immer in Richtung „oben“ Nur: welchen Zweck aber haben die Trachtnadeln in ihrer Fundlage? Sie können nur ein Gewand verschließen, das aus zwei Teilen besteht und auf Höhe der Schulter verschlossen wird. Ein Gewand dieser Art wurde bereits von den griechischen Frauen in der Antike getragen. Dort wurde ein rechteckiges Stück Stoff an der Oberkante (dem Überfall) umgeschlagen. Im antiken Griechenland bestanden zwei Varianten: der ionische Peplos, der an der Seite offen war und der dorische Peblos der an der Seite zu genäht war. Was hier nicht wirklich wichtig ist. Wichtig ist das, das der griechisch/römische Peblos an den Schultern offen war und auch umgeschlagen werden konnte. Für die Verbindung wurden in der Antike in der Regel Fibeln verwendet. Fibeln dieser Art finden sich schon vor der Römischen Kaiserzeit paarig auf Gotland. Der antike ionische Peoplos passt ideal zum Trachtzubehör der gotländischen Frauen. Ein Gürtel, der zum Peblos getragen worden sein soll, kann durch die prunkvollen Tierkopffibeln ersetzt werden. Antike Griechische Gewandung mit der Tracht der Wikingerzeit gleich zu setzen mag gewagt erscheinen, allerdings hatten die Gotländer schon zu römischer Zeit weit reichende Handelsbeziehungen. In den Gräbern finden sich neben Fibeln römischen Typus auch Gürtelschließen, Gürtelbeschläge und Keramik. Die Fibeln werden zum Ende der Völkerwanderungszeit durch Gewandnadeln ersetzt. Unabhängig von diesen Parallelen wurde auch in Finnland ein peplosartiges Gewand für das 8. bis 11. Jahrhunderts rekonstruiert. Bevor ich mich aber in eine lange Aufklärungsreise der dortigen Rekonstruktionen begebe, hier einfach ein link zu einem Büchlein hierzu /www.vikinganswerlady.com/FTP_Files/Ancient_Finnish_Costumes.PDF[/url]> Da die Gotländer unbestritten regen Kontakt mit Finnland hatten, ist die Annahme des Peblos-artigen Gewandes für Gotland gerechtfertigt. Fazit: Eigentlich ist da wohl kaum noch etwas zu sagen, außer das man über die Struktur und das tatsächliche Aussehen des Peblos streiten kann. Es Verbleibt eine Randbemerkung: Nicht alle in den Gräbern angetroffenen Gewandnadeln waren aus Bronze. Einige wenige Exemplare sind aus Holz! Wesentlich zahlreicher sind die hölzernen Gewandnadeln in Lagore Crannog, IRland. Dort sind 9 Gewandnadeln erhalten (und sogar Spindeln aus Holz!!!) Es ist durchaus wahrscheinlich das auch auf Gotland die Gewandnadeln aus Holz häufiger waren - sie haben sich nur, wie auch hölzerne Särge, nicht im Boden erhalten können. So und wer mehr über die Fundlagen auf Gotland wissen möche, als tabellarische Übersicht gibt es das bei mir als DL http://www.derglasperlenmacher.de/downloads/trachtbestandteile-ungestoerter-graeber-auf-go.pdf [/font] Bilder hätte ich gerne dauerhaft eingestellt, aber dafür habe ich noch keine Berechtigung... :kopfwand
 
So, und die ersten zwei Bilder. Ich muß mal gucken ob ich noch eines komplett ohne Befestigungen auf Höhe der Schlüsselbeine auf meinem PC finde.
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Auf diesem Bild ist leider nicht zu erkennen, das das Peblos-artige-Gewand an den Schultern geschlossen ist. Eine Tierkopffibel und eine Gewandnadeln dienen zur Befestigung eines Dreiecktstuches.
photo-1727-f7e1244c.jpg
Die Rekonstruktion der "Peblos-Tracht" mit zwei Gewandnadeln auf Höhe der Schlüsselbeine und zwei Tierkofibeln an der Körperseite. In der kommenden Saison sollte ich dann mal Detailaufnahmen machen.
 

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