Flachs in der Wikingerzeit

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Sehr interessant! 400 Stunden Arbeit für ein Hemdchen... Bei einer heutigen Wochenarbeitszeit von 40 Stunden wären das immerhin schon fünf Hemdchen im Jahr!
 
leider ist es aber genau das, was diejenigen die ein Handwerk nicht als solches ausüben, für sowas max. zu zahlen bereit sind... das man Stunden dafür sitzt ist für die unbegreiflich! Schöner Artikel jedenfalls!
 
Nur leider nicht so ganz glaubhaft. Nu muß die Uroma wieder herhalten, mit Ihrer Aussteuertruhe, voll Leinenzeug. Handgesponnen, Handgewebt. 80cmx80cmx120cm Bettlaken, Bettbezüge , Kopfkissen und n paar Bahnen nicht zugeschnittenes Leinen. Dazu der Bedarf auf einem Hof mit 4 Erwachsenen (minimum) + 3-4 Kinder, jeder ein Hemd/Jahr + eine -2 Unterhosen Das wären nach dieser Darstellung eine Person nur zur Leinenherstellung ! Das lief aber nebenher und die waren nicht schlecht gekleidet. Und Tischtücher gabs auch noch ! Dazu die zu verarbeitende Wolle Dies Ergebnis bezweifle ich denn mal, aber es war schon ne solide Menge Arbeit, auch wenn nur insgesamt 100 std im Hemd stecken. Und über den Stundenlohn einer Näherin brauchen wir damals wie heute nicht reden, der war schon immer zum Leben zu wenig
 
Hallo Wilfried. Ich muß sagen ich halte 300-400 Stunden noch für relativ knapp bemessen, wenn man wirklich vom Samenkorn zum fertigem Hemd rechnet. Da wäre die Vorbereitung des Ackers, die Aussaat, Ernte, die Stengel brechen und hecheln, kämmen, spinnen, nachbearbeiten (mir sind grade die Wörter dafür entfallen), weben, zuschneiden, nähen. Wenn sie die Ernde nicht mit bedacht haben und bei den 200 Stunden fürs Spinnen schon die Fasergewinnung mit drin ist kommt das schon hin. Zumindest meine Uroma ist da kein Vergleich. Zum einen hat sie schon mit der Nähmaschine gearbeitet, zum anderen mit dem Spinnrad. Das geht beides schneller. Genauso wie der Trittwebstuhl. Und ich weiß auch, dass sie Leinen zugekauft haben, da ist sone Aussteuertruhe schnell voll.
 
tu ja seit ca. nem halben Jahr auch Flachs spinnen... das geht nicht übermäßig rasch, obwohl ich inzwischen Übung habe... sprich die Stundenangabe ist entweder untertrieben oder grad richtig. Bedenke auch dass nicht nur 1 Person sondern ALLE Frauen eines Hofs gesponnen, genäht, gewebt haben, sprich mindestens mal 3-5 Frauen, da kommt auch entsprechend mehr zusammen. Und bereits im Mittelalter gabs dazu noch in den Städten das Verlagswesen, sprich Frauen die gegen Lohn für die Webereien das Garn spannen, bzw. wurde dann Leinen auch schon damals dazugekauft wenn nötig, oder aber die Kleidung wurde so lange geflickt bis ein neues Hemd fertig war, egal wie lang das dauerte. Diese Wegwerfgesellschaft wie wir sie heute haben war damals noch absolut unbekannt! Da wurde wirklich jedes Fitzelchen Stoff ausgenützt!
 
Es zeigt sich also, das es so etwas wie eine Spezialisierung gegeben haben muß. Sorbische Stämme waren zum Beispiel recht bekannt für ihre Stoffe. Eigenbedarf decken iss zwar ne schöne Sache, funktioniert aber nur bedingt. Wenn man bedenkt, dasHemden an Kleidung nicht alles ist. Da sind noch Schuhe, Gürtel, Kopfbedeckungen. Und da sind wir noch gar nicht bei Waffen oder Werkzeugen. Und warum haben das nur Frauen gefertigt??? Später waren Weber hauptsächlich Männer. Du kannst also gerne noch Kinder und halbwüchsige dazuzählen.(übrigens war auf denn Balearen das Flechten von Schleudern nie Frauenarbeit, Das hat sich dort bis heute erhalten) Wirklich Krieger waren nur die wenigsten. Wikis gelten zwar als Kriegerisch, aber das war nicht ihre Hauptader. Durch Handwerk und Handel sind sie sesshaft geworden, nicht durchs kämpfen.
 
Dass Männer gerade im textilen Bereich typisch weibliche Arbeiten übernahmen, entwickelte sich mehr oder weniger im Lauf des 12./13. Jh., sprich mit der Organisation der Handwerker in Zünften und dem Wandel von der Stoffherstellung im familiären Umfeld zu einer lukrativen Einkommensquelle. Sprich wo Geld eine Rolle spielt, wird die Frau zunehmend aus der Arbeit herausgedrängt bzw. ihr nur eine Randaufgabe (wie die Garnspinnerei) zugestanden. Es gibt da im Buch "Medieval Fabrications Dress, Textiles, Cloth Work, and Other Cultural Imaginations", E.Jane Burns; Palgrave Macmillan Verlag, 2004 auf S. 89 ff einen guten Artikel zu diesem Thema "This Skill in a Woman is By No Means to Be Despised" - Weaving and the Gender Division of Labor in the Middle Ages. Und evtl. ebenfalls interessante Artikel rund um das Thema Flachs & Leinen bzw. Weitergebrauch von alter Kleidung finden sich im Medieval Clothing & Textiles 6, Robert Netherton, The Boydell Press 2010: - "Flax and Linen in Walter of Bibbesworth's Thirteen-Century French Treatise for English Housewives" - "Fripperers and the Used Clothing Trade in Late Medieval London" LG
 

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