Freikampf

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Quelle: Thomas Locker, Großostheim Freikampfsarten Freikampf definieren wir als Kampftraining mit nicht festgelegtem Ablauf von Techniken ohne festgelegte Rollen (Angreifer, Verteidiger). Geschwindigkeit und Intensität der Aktionen sowie Härte des Kontakts (Kontaktlos, Leichtkontakt, Halbkontakt, Vollkontakt) variieren hierbei je nach verwendeter Ausrüstung und Trainingsziel. Das größte Problem beim Freikampf sind die gegenläufigen Anforderungen größtmöglicher Realitätsnähe und Sicherheit der Trainingspartner. Erhöht man den Anteil der Schutzausrüstung um Vollkontakt, ohne Einschränkungen der Techniken, zu ermöglichen, führt dies leicht zu einem falschen Sicherheitsgefühl und damit verbunden zu einem Kampfstil bei dem Treffer einfach ignoriert werden. Des Weiteren schränkt die Schutzausrüstung die Bewegungsfähigkeit ein. Dadurch können einige Techniken z.T. nicht oder nur falsch ausgeführt werden. Dennoch ist diese Freikampfsart sehr wichtig da hier die erlernten Techniken in einer realitätsnahen Situation geübt und auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden können. Außerdem ist Vollkontaktfreikampf unserer Meinung nach unterlässlich um kämpferische Fähigkeiten wie Schnelligkeit und richtiges Timing zu erwerben. Reduziert man die verwendete Schutzausrüstung um die Bewegungsfreiheit zu erhöhen und eine realistischeres Gefühl für Bedrohung und Trefferwirkung zu erzielen, ist es aus Gründen der Sicherheit unabdingbar die Intensität des Freikampfs zu begrenzen. Da Treffer in diesem Fall direkt gespürt werden und z.B. Teil auch recht schmerzhaft sein können wird bei dieser Art des Freikampfs häufig der Nahkampf sowie der Eigenschutz im Anschluss an einen erfolgreichen Angriff vernachlässigt. Es bildet sich leicht ein reiner "Punktekampf" bei dem der erste Treffer zur Trennung der Beteiligten führt. Dabei wird leicht übersehen das in einem realen Kampf häufig auch nach einem oder mehreren Treffern der Angriff vorgesetzt wird. Aus diesem Grund ist die Neigung zum Punktkampf unbedingt zu unterdrücken. Die beschriebene Problematik betrifft selbstverständlich auch die Art der verwendeten Waffen. Gepolsterte Waffen und Shinais erlauben einen härteres Freikampf während Holzwaffen und Stahlwaffen wieder stärkere Einschränkungen erforderlich machen. Vereinfacht kann man also sagen je näher die Ausrüstung an der Realität ist desto stärker muss die Kampfdurchführung limitiert werden (historische korrekte Schutzwaffen wie Helm oder Kettenhemd entschärfen diese Problem nur teilweise da bei ihrer Verwendung normalerweise Angriffe und Techniken im Mittelpunkt stehen die zu ihrer Überwindung geeignet sind). Generell ist bei allen Freikampfsarten zu beachten, dass nur solche Techniken durchgeführt werden die auch in einem realen Kampf (bezogen auf den Waffentyp) Erfolg versprechend sind. Dazu gehört das eine Technik mit der (in der Regel schwereren) richtigen Waffe durchführbar ist und auch zu einem wirkungsvollem Treffer führt. Außerdem ist das Ausnutzen von (nicht historischen) Schutzwaffen unbedingt zu vermeiden - ein Polsterstock kann man mit einem Unterarmschützer blocken, ein scharfes Schwert sicher nicht! Wegen der jeweiligen Vor- und Nachteile ist es unserer Meinung nach unabdingbar verschiedene Freikampfsarten durchzuführen und zu kombinieren. Im folgenden werden die von uns am häufigsten durchgeführten Varianten kurz vorgestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Bei Interesse an einer detaillierten Beschreibung bitte einfach mit mir Kontakt aufnehmen. Die Bezeichnungen "Voll, Halb oder Leichtkontakt" bezieht sich immer auf die max. zulässige Intensität mit der Angriffstechniken ausgeführt werden dürfen bzw. sollen. Wo erforderlich sind aber auch innerhalb der jeweiligen Einteilung weitere Einschränkungen möglich. So werden z.B. Schläge mit dem Schildrand auch beim Vollkontaktfreikampf nur mit Halb bzw. Leichtkontakt ausgeführt. Als oberste Verhaltensregel gilt es Verletzungen des Trainingspartner möglichst zu vermeiden. Blaue Flecken, leichte Prellungen und Schürfwunden zählen wir dabei nicht als Verletzungen. Vollkontaktfreikampf Erlaubte Techniken Alle soweit bei der Durchführung nicht weiter beschrieben. Generell Bei allen Varianten des Vollkontaktfreikampfs wird versucht den Gegner nicht zu verletzen. Variante1 Ausrüstung: Shinais, gepolsterte Stöcke, normale und gepolsterte Schilde, Tiefschutz, Handschutz, Helm, Halsschutz. Optional: Gelenkschützer, Schienbeinschützer, Gambeson, Eishockeybrust und Schulterschutz. Durchführung: Alle Techniken werden mit vollem Kontakt ausgeführt. Kantenschläge mit dem Schild sind je nach Art des Schildes und Trefferzone nur mit Halb oder Leichtkontakt durchzuführen. Vorteil: Keine bzw. nur minimale Beschränkung der Technik nötig. Durch die verwendete Schutzausrüstung ist auch ein harter Nahkampf (Infight) möglich. Da Trefferwirkung z.T. nur eingeschränkt war genommen wird, werden auch Situationen trainiert in denen ein Gegner trotz schwerer Treffer einen Angriff fortsetzt. Bedingt durch das verminderte Schmerzempfinden während eines realen Kampfes darf nicht generell davon ausgegangen werden, dass eine schwere Verletzung den Kampf immer unmittelbar beendet (siehe hierzu auch polizeiliche Studien und Statistiken über Auswirkungen von Schussverletzungen). Daher ist die Bedeutung dieser Trainingsform nicht zu unterschätzen. Nachteil: Der Helm beschränkt die Sicht und führt zu einem falschen Sicherheitsgefühl. Schutzausrüstung behindert z.T. die Bewegungsfreiheit. Schlagwirkung wird nicht oder nur vermindert war genommen wodurch ein "Blindes" hineingehen in den Gegner gefördert wird. Unrealistische Techniken wie z.B. Blocken eines Schwerthiebs mit dem Arm können leicht antrainiert werden. Handtreffer werden häufig ignoriert. Risiko: Mittel. Variante2 Ausrüstung: Gepolsterte Stöcke. Optional: Handschutz, Gelenkschützer, Tiefschutz, Mundschutz Durchführung: In dieser Variante wird von uns nur Escrima betrieben. Stock Schläge werden voll durchgezogen. Faustschläge werden mit Halbkontakt geschlagen. Buttstricks nur angedeutet. Offensichtliche Treffer zum gefährdeten Zielen (Kopf, Hals, Rücken) werden soweit möglich abgebremst (d.h. wenn man frühzeitig sieht das der Schlag trifft). Generell wird versucht den Trainingspartner nicht zu verletzten. Vorteil: Sehr realistische Trainingsmethode. Blindes hineingehen in den Gegner sowie ignorieren von Treffern gewöhnt man sich bei dieser Freikampfsmethode schnell ab. Distanzgefühl und Timing werden besonders gut geschult da kein Helm die Wahrnehmung einschränkt. Nachteil: Um schwere Verletzungen zu vermeiden ist eine gewisse Selbstbeschränkung notwendig. Treffer führen durch ihre Wirkung meist dazu das man sich trennt bzw. der getroffene zurückweicht. Dadurch treten Situationen bei denen ein Gegner trotz harter Treffer weiter zuschlägt und nach vorne geht bei dieser Trainingsweise kaum auf. Risiko: Hoch. Insbesondere das Risiko von Platzwunden am Kopf ist nicht zu unterschätzen. Diese Freikampfsmethode sollte nur von erfahren Kämpfern durchgeführt werden die über entsprechende mentale und körperliche Kontrolle verfügen.
 
Halbkontaktfreikampf Variante1 Ausrüstung Holzwaffen, Aluwaffen, Stahlwaffen (mit einigen Einschränkungen bezüglich einzelner Trefferzonen) ungepolsterte Schilde, Helm und Handschutz. Optional: Tiefschutz, Handschutz, Halsschutz, Gelenkschützer, Schienbeinschützer, Gambeson, Eishockeybrust, Schulterschutz, historische Rüstungen Durchführung: Alle Techniken werden mit mittelschwerem Kontakt durchgeführt. Bei Schildschlägen gelten dieselben Einschränkungen wie Vollkontakt Variante 1. Vorteil: Die verwendeten Waffen kommen der Realität näher (insbesondere höheres Gewicht, keine störenden Polsterung). Nachteile: Die Art der Waffen erfordert ein höhere Kontrolle und damit eine Beschränkung des Freikampfs. Faktoren wie Schnelligkeit, kraftvolles Schlagen und harter Infight werden weniger trainiert. Risiko: Mittel. Bei entsprechendem Trainingsstand (mental wie körperlich) ist das Risiko dieser Freikampfsmethode deutlich geringer als beim Vollkontakt. Variante2 Ausrüstung: Wie Variante 1 nur ohne Schutzausrüstung (max. Hand- und Tiefschutz erlaubt) Durchführung: Techniken die leicht zu Verletzungen führen (z.B. zum Kopf) werden je nach Trefferzone (Kopf, Gelenk) ohne bzw. mit leichtem Kontakt durchgeführt. Stiche zum Kopf werden nur angedeutet. Vorteil: Gegenüber Variante 1 entfällt das falsche Sicherheitsgefühl. Des Weiteren werden störende Einflüsse durch die Schutzbekleidung (mangelnde Sicht und Beweglichkeit) eliminiert. Nachteil: Techniken sind sehr kontrolliert durchzuführen. Schwer kontrollierbare Situationen wie Nahkampf sind nur mit großer Vorsicht durchführbar Variante3 Ausrüstung: Wie Variante 2 nur mit Polsterwaffen Durchführung: Vorteil: Gegenüber Variante 1 entfällt das falsche Sicherheitsgefühl. Des Weiteren werden störende Einflüsse durch die Schutzbekleidung (mangelnde Sicht und Beweglichkeit) eliminiert. Gegenüber Variante 2 kann auch zum Kopf mit Halbkontakt geschlagen werden. Stiche zum Kopf werden allerdings auch hierbei max. mit Leichtkontakt ausgeführt. Nachteil: Wie bei Variante 1 allerdings etwas mehr Kontrolle erforderlich. Risiko: Mittel bis Hoch. Auch beim Einsatz von Polsterwaffen im Halbkontakt kann es in schwer kontrollierbaren Situationen leicht zu Verletzungen kommen. Leichtkontakt / Nullkontakt Variante1 Ausrüstung: Stöcke, Stahlwaffen (Stumpf). Optional: Handschutz, Halsschutz, Gelenkschützer, Schienbeinschützer, Gambeson, historische Rüstungen Durchführung: Alle Techniken werden mit leichtem (Körper) bzw. ohne Kontakt durchgeführt. Die Geschwindigkeit der Ausführung wird (abhängig vom Trainingsstand der Teilnehmer) so reduziert, dass eine sichere Ausführung möglich ist (z.B. Beschränkung auf 50%) Vorteil: Die verwendeten Waffen kommen der Realität sehr nahe. In einer stressarmen Situation können Bewegungsabläufe (Schrittarbeit!), Waffengefühl und taktische Konzepte erarbeitet und verbessert werden. Nachteile: Die Art der Waffen erfordert ein sehr starke Kontrolle und damit eine Beschränkung des Freikampfs - eigentlich kann man nicht mehr wirklich von Freikampf sprechen. Faktoren kraftvolles Schlagen und harter Infight werden nicht trainiert. Risiko: Niedrig. Bei entsprechendem Trainingsstand (mental wie körperlich) der Teilnehmer. Thomas Locker, Großostheim den 09.11.2005 Stellungsnahme zum Thema Pro- und Contra Kampfkunstwettbewerbe Generell besteht das Problem das eine Kampfkunstwettkampf entweder lebensgefährlich ist, oder aber Einschränkungen (Technik, Verwendung von Schutzausrüstung) erforderlich macht die zu einer Versportlichung führen (ich habe bereits zu genüge beobachten können, zu welchen Auswüchsen dies führen kann). Viele etablierte Kampfkünste verzichten aus diesen Grund sogar ganz auf die Ausführung von Wettkämpfen. Dennoch kann auch für einen Kampfkünstler die Teilnahme an Wettkämpfen sehr wertvoll sein. Die Anspannung und der psychologische Druck ist während eines Wettkampfs deutlich höher als beim Sparring. Die beim Wettkampf gewonnene Erfahrung im Umgang mit Stress und Belastung helfen dabei in einer realen Auseinandersetzungen ruhiger zu bleiben und überlegter zu handeln. Wichtig ist es allerdings, dass man den Wettkampf lediglich als eine erweiterte Form des Sparrings begreift. Möchte man vom Wettkampf als Kampfkünstler profitieren darf man auf keinen Fall Techniken trainieren die nur für den Wettkampf, nicht aber für den Ernstfall, geeignet sind (z.B. Stockhieb absichtlich mit Arm blocken (1Punkt minus um eine Kopftreffer (3Punkte plus) zu setzen). Zeitweise den Trainingsschwerpunkt so zu setzen, dass man Techniken übt die AUCH im Wettkampf erfolgreich eingesetzt werden können ist allerdings durch aus in Ordnung. Das gleiche gilt für einen zeitweise Trainingsschwerpunkt auf Sparring mit Wettkampfausrüstung - aber auch hier immer unter Berücksichtigung des realen Kampfes. Diese Einschränkungen bezüglich des Wettkampftrainings bedeuten natürlich immer eine nicht optimale Vorbereitung auf den Wettkampf und damit verminderte Gewinnchancen. Hier muss man sich über die eigene Zielsetzung klar werden. Ist einem eine erfolgreiche Karriere als Wettkampfsportler wichtiger oder ein Training das sich möglichst an der Realität orientiert. Anmerkung: Natürlich ist in gewissem Rahmen beides möglich (vor allem wenn man sehr viel Zeit für Training). Allerdings sind dann immer Einschränkungen in beide Richtungen notwendig. Beim historischen Fechten verschärfen sich die Probleme noch deutlich. Ein Grund hierfür ist das bereits bei der Angriffswaffe starke Kompromisse gemacht werden müssen (es gibt es meiner Meinung nach keine Sparringswaffe die eine so große Realitätsnähe aufweist, dass Sie für eine sinnvolle und sichere Wettkampfdurchführung geeignet wäre (aus diesem Grund verwenden wir ja verschiedenen Waffensimulatoren um verschieden Aspekte des Fechtens zu simulieren und zu trainieren (als Beispiel sei hier das Fühlen am Schwert genannt, dieses geht nun mal am besten mit Stahlwaffen bei denen dann aber wieder Einschränkung bezüglich des Kontakts notwendig sind)). Anmerkung: Der Begriff des realen Kampfes ist natürlich schwer zu definieren. Gemeint ist hiermit eine ernsthafte Auseinandersetzung außerhalb des üblichen Trainings bzw. Wettkampfrahmens. Die Art der Auseinandersetzung kann dabei naturgemäß ganz unterschiedlich sein. Thomas Locker, Großostheim den 13.03.2007
 

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