Mittelaterliche Wasserleitung vom Museum weggeworfen

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Bevor du selbst spekulierst
Ich spekuliere nur an der Börse..., für alles andere fehlt mir die Muße und die Zeit.... ^^ Mir ist aber leider immer noch nicht klar was Du überhaupt von uns willst ? Geht es Dir darum einen vermeintlichen, regionalen Mißstand anzuprangern, dann solltest Du Dich tatsächlich an die lokale Presse wenden. Ich wüßte nämlich nicht wie Dir hier das Forum helfen könnte, ansonsten solltest Du vielleicht einfach Deine Wünsche konkret und klar äußern. Ich denke Einschätzungen zu den Objekten hast Du mittlerweile von einigen Usern erhalten, nur ist Deinen Beiträgen zu entnehmen, daß diese wohl eher nicht zu denen gehören, die Du erwartest hast. Aber auch damit muß man in einem Forum leben, daß durchaus konstruktive , aber auch berechtigte Kritik und Bedenken geäußert werden. So ist es halt, so leid es mir auch tut.
 
Noch ein Nachtrag: Auch ich würde es sehr begrüßen, wenn Museen ihre Überschüsse, anstatt in Magazinen zu "begraben", dem seriösen Kunstmarkt zur Verfügung stellen würden. Der Kunstfreund, der diese Stücke erwirbt, wird diese zumindest mit dem nötigen Respekt behandeln, und diese so der Nachwelt in einem präsentablen Zustand erhalten. Er würde auch keine Mühen und Kosten scheuen, wenn es um dringend erforderliche Restauration und Konservierung geht. Jetzt wird mit Sicherheit das "platte" Argument folgen: "Ja, aber dann stehen die Objekte in einer Privatsammlung, und sind der Öffentlichkeit nicht mehr zugängig." Nun, das ist "gequirlter Blödsinn", denn wenn man auf diese o.g. Weise Stücke legal erworben hat, dann kann man sie auch problemlos in der Öffentlichkeit präsentieren, bzw. auch publizieren. Viele große Museen sind nämlich im 19./20.Jhd. aus Privatsammlungen hervorgegangen, wie z.B. das Schnüttgenmuseum und die Sammlung Ludwig in Köln, oder auch das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. Die Liste dieser Museen könnte man noch endlos fortsetzen. Weiterhin sind z.B. archäologische Objekte bereits wissenschaftlich ausgewertet, gezeichnet/fotografiert, vermessen und dokumentiert. Aus archäologischer Sicht ist damit eine Magazinierung des Originalobjektes in einem Museumskeller eigentlich nicht mehr erforderlich, es sei denn es handelt sich um ein "Highlight". Wie schon gesagt, der Fund wurde ja bereits nach allen Regeln der Kunst dokumentiert. Daher könnten unbedeutende Funde problemlos für die Öffentlichkeit freigegeben werden, und die durch den Erlöß freiwerdenden Fördermittel könnten dann anderen, kleineren Museen zukommen. Der Steuerzahler wäre damit jedenfalls deutlich entlastet. Und auch das Argument, der "illegale" Kunstmarkt würde durch "Premiumobjekte" aufblühen ist nicht haltbar. Es wird eher zu einem Einbruch dieses Marktes kommen, da ein Kunstsammler größten Wert auf exakte Datierung, Seriosität und gesicherter Provenienz legt. Warum sollte man zweifelhafte Stücke erwerben, wenn man Besseres bekommen kann. Und, um noch mal auf die ominösen Rohre zurückzukommen: Mit einer Freigabe zum Verkauf o.ä. kann man selbst solch zweifelhafte Objekte problemlos an den Mann bringen. Ich denke damit ist alles gesagt, was zu diesem Thema zu sagen ist.
 
Was hackt ihr denn so auf dem rum ey. Tatsache is, dass Bäume nicht in 10 Jahren so dick und groß werden. Eher in 100 Jahren. Wer das nich weiß, der scheint keinerlei Ahnung von Biologie und Naturwissenschaften zu haben. Wir lernen das heut zu Tage in der Schule. So und das Rohr is ja auch eine Rarität. Ich hab so was noch nie gesehen, ich wusste noch nicht mal, dass man im Mittelalter Stellenweiße schon so weit in der Entwicklung war. Bewundernswert, wenn man beachtet, dass im Barrock wieder alles auf der Straße landete. Aber es heißt ja auch, dass die Römer schon sehr vortschrittlich waren und ganze Kanalisations und Rohrsysteme hatten.
 
Anno von Köln schrieb:
Mir ist aber leider immer noch nicht klar was Du überhaupt von uns willst ?
Das fragt man sich...ja, was will ich denn von euch? Man kann sich höchstens dafür entschuldigen, dass man es gewagt hat sich hier anzumelden, um einen mittelalterlichen Fund, der weggeworfen wurde zu präsentieren. Nijura hat recht: So ein Baum ist schon sehr alt und überhaupt, die Rohre sind die einzigen bekannten Zeugnisse für eine frühe Wasserversorgung im Norden und die einzigen aus Flensburg. Es gibt in ganz Deutschland nur wenige ähnliche erhaltene Wasserleitungen. 'Wieso hackt ihr immer auf dem herum?' fragt sie. Ja, was wollt ihr denn von mir, müsste die Frage lauten, aber eine Antwort erwarte ich nicht. Vielen Dank, Nijura. Also dann, macht es gut Leute. Ich wandere staunend weiter duch die Zeit, euer Zeitreisender :bye01
 
So, jetzt muß ich mal eine Lanze für die Museen brechen: Diese Wasserleitungen sind nicht so selten wie man meinen könnte, in Lübeck liegen/lagen 9.300 Meter Wasserkunst unter den Strassen. Dendrochronologisch und über Archivalien datiert vom späten 13. bis Anfang des 16. Jh., allerdings weiter unterhalten bis in die Mitte des 19. Jh (ab 1867 Einführung von gusseisernen Rohren). Literatur: Georg Schmidt, Eine hölzerne Wasserleitung ... in: Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte Bd. 24, 1996, S. 309 ff. Museen sind in der Kulturverwaltung oftmals die Bereiche, in denen massivst gespart wird. Museen sind keine Pflichtleistungen wie der Sozialbereich der Kommune, das ist eine Kannleistung. Und wenn sich das Museeum nicht lautstark meldet und eine entsprechende Lobby aufgebaut hat, wird es immer weniger Personal halten und attraktive Veranstaltungen anbieten können. Das schliesst die Lagerung von Exponaten ein. Wenn für großvolumige Objekte kein Raum vorhanden ist, muß der Kustos abwägen: ist das ein Essential oder kann das weg. Niemand, der verantwortungsvoll mit Exponaten umgeht, tut das leichtfertig. Es ist daher bezeichnend, dass andere Sammlungen die Übernahme der Wasserrohre ebenfalls abgelehnt haben. In diesem Falle meine ich mich erinnern zu können, dass diese Wasserleitungen sogar schon publiziert sind. (Ich habe gestern in der Bibliothek gesucht, aber außer dem Nachweis für Lübeck, den aber mehrfach, nichts gefunden.) Man könnte sich ggf. noch darüber streiten, ob man die relevanten Teile (Verplombung, Absperrvorrichtung) rausschneidet und nur diese Teile einlagert. Aber mal ehrlich: nur weil ich eine Kindkeitserrinnerung an die Wasserleitungen habe, macht diese nicht zu einem unersetzbaren Kulturgut. Bei archäologischen Grabungen, gerade bei frühneuzeitlichen Siedlungsgrabungen kommen oftmals einige Tonnen (1000 x 1 kg) Scherbenmaterial zu Tage. Interessant sind die Randscherben, der Rest wird noch gezählt und dann? Restaurieren? Erhöht das Verpackungsvolumen exorbitant - siehe oben und ist unbezahlbar! An den "interessierten Laien" abgeben? Na klar, dann tauchen in einigen Jahren Sammlungen von Scherben an völlig fremden Standorten auf - ich liebe diese Nachlässe, am besten unbesehen in die Tonne. Und gerade kleine Museen leiden unter Schenkungen: Da wird für die "Heimatstube" Omas altes Bügeleisen abgegeben. Toll, ich bin das rostige Ding los, diesen alten Staubfänger, aber im Museeum will ich es sehen, mit dem Zettel dran "Schenkung von MIR". Nur dumm, dass das Museum schon drei Stück davon in der Schausammlung stehen hat (mit Zettel dran), das war ein Standard-Modell, das hatte jede Hausfrau am Ort. Und wenn dann nur eines dasteht, heißt es dann: Die stellen MEINE Schenkung nicht aus, diese undankbaren Gesellen, die kriegen nichts mehr von mir! Ein undankbares Geschäft für die Museumsleitung... Noch ein Hinweis: Museen zeigen in der Regel weniger als 10% ihres Bestandes. Man könnte den Rest sicherlich verkaufen, nur würde dann noch jemand dem Museum eine Schenkung übergeben, wenn das Risiko besteht, dass diese auf dem Kunstmarkt landet? Das könnte auch Begehrlichkeiten der Kulturverwaltung und Anderer wecken: Verkauft doch Euren alten Mist, dann könnt Ihr: - Euer Personal halten, - neue Objekte kaufen, - die notleidende Kulturverwaltung unterstützen, - Ach übrigens,Ihr habt doch das süße Bildchen da, ich hätte Interesse dran, wolle mir mache Geschäft? (Boshafte Unterstellung, wird niemals vorkommen...) Manchmal ergeben sich Gelegenheiten für Ausstellungen, wo auch diese Objekte mal zum Zuge kommen. Museen sammeln nicht in erster Linie zu Ausstellungs-, sondern zu Dokumentationszwecken! Und wer da zu spät kommt, den strafen die fliegenden Preise des aktuellen Kunstmarktes. Gruß vom Pfaffenbrunner, seit dreissig Jahren in diesem Geschäft unterwegs... :kopfstreichel
 
Man könnte den Rest sicherlich verkaufen, nur würde dann noch jemand dem Museum eine Schenkung übergeben, wenn das Risiko besteht, dass diese auf dem Kunstmarkt landet?
Ich "ja", wenn das eingesammelte Geld dem Museum damit Nutz bringt :angel1
 
die Rohre sind die einzigen bekannten Zeugnisse für eine frühe Wasserversorgung im Norden
Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, aber ich glaube dass es zumindest für Lübeck noch einiges an Material gibt. Außerdem sind mir durchbohrte Wasserleitungen aus Holz erst seit der frühen Neuzeit bekannt, davor hat man im allgemeinen halbrund ausgehöhlte Stämme mit flacher Abdeckung verwendet, die somit einen U-förmigen Querschnitt aufweisen (das ist zumindest mein Stand der Vorlesung aus dem letzten Semester, einige Bücher sind gerade bestellt, stehen aber leider noch im Magazin ;( ). Was mich aber interessieren würde, hast du irgendwelche Informationen darüber ob und wie das Holz konserviert wurde? lg, Philipp
 
ich hab auch mal an das Museeum geschrieben aber nicht mal eine Antwort erhalten.
Wenn man Museum keine Antwort bekommt wendet man sich halt an eine andere.Deshalb habe ich die Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte angeschrieben und heute diese Antwort erhalten.
Sehr geehrter Herr Mann, in unserer bebilderten Stadtgeschichte "Flensburg in Bild und Wort" ( Flensburg 2003), finden Sie auf den Kapitelseiten 3.1-3.3 eine historische Analyse zum Grabungsbefund, bei welchem 1988/89 in Bereich des Flensburger Altstadtkerns auch Reste hölzerner Wasserleitungen wohl aus dem späten 12. Jh. ausgegraben wurden. Die Datierung gründet sich dabei auf dendrochronologische Verfahren, welche ein Holzalter um 1100-1130 ausweisen. Allerdings zeigen die Hölzer Vornutzungspuren. Konkret konnte die Vorverwendung einzelner Holzstücke für Schiffbauzwecke nachgewiesen werden. Insofern ist für die hölzernen Wasserleitungen von einer Art Recycling-Nutzung oder Altstoff-Verwendung auszugehen, wodurch die exakte Datierung der Holzteile in ihrer späteren Funktion als Wasserleitungen erschwert ist, aber wohl für das späte 12. Jh. anzunehmen ist. Mit bestem Gruß Dr. Broder Schwensen
Man findet immer einen Weg, um an entsprechende Informationen zu kommen.
 

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