Meine Holzerfahrungen beim Schnitzen: Tropenhölzer benehmen sich im Allgemeinen garstig. Hatte noch keines, dass sich angenehm schnitzen lies, aber sehr wohl solche, die sich gar nicht schnitzen lassen haben. Kandidaten für Säge und Bandschleifer. Mag ich gar nicht - aber man kommt halt nicht aus, wenn frau sich GENAU DIESE Holzmaserung oder Farbe für die Nadelbindenadeln ausgesucht hat. Fichte und Kiefer ist zu weich. Tanne hingegen lässt sich ebenso wie Lärche halbwegs schnitzen. Zirbe ist sehr leicht, aber stabil, langfaserig; eher was für Möbel mit Kerbschnitzereien. Ein wunderbares Schnitzholz ist Eibe. Ist stabil und trotzdem sehr gut zu schneiden. Perfekt für verzierte Werkzeuggriffe. Marille kann man eigentlich nur feucht gut schneiden, dann riecht sie sehr gut und ist noch weich. Beim Trocknen verzieht sie extrem und reisst. In trockenem Zustand ist sie grausam hart und widerspensig. Da geht nur bestes Schnitzwerkzeug und Geduld. Dafür ist das Ergebnis hübsch. Zu meinen Lieblingen zählen Kirsche und Birne, wobei sich die Birne noch feiner bearbeiten lässt. Sehr schöne Schnitzhölzer, verwende ich sehr gerne, besonders für kleine Detailschnitzereien und glatte Oberflächen. Gleich danach kommt die Zwetschke (die die meisten von euch nur als Pflaume kennen werden) - sehr schöne Rotfärbung des Kernholzes; das Splintholz fasert ein wenig; in Astbereichen teilweise ganz gemein hart. Fast so gut wie Birne. Fast so gut wie Birne ist auch Apfel - der ist härter und zäher, ist aber ähnlich kleinteilig schnitzbar und sehr hübsch. Habe ich grade in Arbeit. Nussholz ist etwas härter, aber noch gut zu bearbeiten, hat eine schöne Maserung und nur eine leichte Tendenz zu fasern und ergibt schöne Oberflächen. Detailschnitzereien ergeben wegen der Maserung wenig Sinn. Birke ist weich zu schnitzen, fasert aber. Muss man sich herantasten, geht aber nur für große Formen (Löffel, Dosen, etc.), kaum für Zierschnitzereien. Ist ein nettes und freundliches Holz, dass auch mal Schnitzfehler verzeiht. Kastanie ist ähnlich wie Ahorn und Platane je nach Holzstück leicht fasernd bis geschmeidig zu schneiden. Sind gut zu bearbeiten, haben schöne Maserungen im Astbereich, sind bei Detailschnitzereien aber teilweise etwas bruchempfindlich. Für Nadelbindenadeln, Handspindeln und dergleichen sehr schöne Hölzer. Wer auf die historische Korrektheit achten möchte, muss bei Kastanie und Platane aufpassen, weil die erst im Mittelalter nach nördlich der Alpen gebracht wurden, also nicht für alle, eventuell die wenigsten, Darstellungen geeignet sind. Vom Ahorn gibt es mehrere Hundert Arten, die mittlerweile auch in Europa wachsen, hauptsächlich als Pflanzungen in städtischen Anlagen (Gärten, Spazierwege). Ursprünglich heimisch ist nur der Feld- und der Bergahorn.
ff1 Obstbäume unterliegen alle eine schnellen Evolution (zum Glück) und daher werden die Sorten meist auf einen Baum gepfropft, deshalb sind genaugenommen mehrere Holzsorten auf einem Baum und viele davon sind sehr moderne Sorten, vielleicht haben wir überhaupt keine mittelalterlichen Obstbäume mehr. Auch ist der Wuchs aller Hölzer sehr stark Klima- und Wetterabhängig, auch beeinflusst der Boden das Holz spürbar, auch die Mondphasen bei der Schlägerung haben sehr deutliche Auswirkungen (Deshalb gibt es Almhütten die seit dem Mittelalter stehen und moderne Holzhäuser, die nach 30 Jahren auseinanderfallen). Es ist also meiner Meinung nach völlig unmöglich authentisches Holz zu verwenden. Es ist immer aktuelles Holz.