Warum Karl der Große nicht Kaiser werden wollte

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Naja, wenn er damals den Plan der Römer und des Vatikan voll erfaßt hätte, wäre er wohl kaum in die Kirche gegangen .... Immerhin ging es um die Abnabelung des Vatikans von Byzanz, was Karl wohl um 800 so nicht gesehen hat. Und den großen Einfluß des Vatikans auf die weltliche Politik, was auch soo nicht ins Konzept KdG´s gehörte. Glaubhaft ist da dieser Satz schon
 
Einhard beschreibt seinen Herrn und König eben gern als sehr bescheidenen Menschen. :p
 
Halb zog man ihn, halb sank er hin... Es dürfte nahezu unmöhlich sein, dass Karl mit seinen Beratern, seinen Günstlingen, seinen Paladinen, seinen Informanten, seiner Leibgarde und all den anderen Zuträgern von dem Plan des Papstes nichts geahnt haben soll. Und Kaiser, das ist offensichtlich, wäre er ja schon gerne gewesen. Ein dauerhaftes Bündnis mit der Kirche, das ist ebenso klar und durch das vorherige Handeln Karls und seiner Vor-Karolinger offensichtlich, hätte er auch gerne gehabt. Dass der Papst, dessen Stellung in Rom nicht problem~ und gefahrlos war, gerne den starken Franken an seiner Seite haben wollte, ja brauchte, steht auch fest. Wenn Karl also etwas indigniert erschien, dann wohl eher deshalb, weil er mehr oder weniger überrumpelt worden war, nach außen die Inititative vom Papst ausging, was ihn, den starken Macher und souveränen Herrn über alles, kränken musste. Verletzter Stolz also. Der Papst kam ihm wahrscheinich zuvor, was natürlich in dessen Kalkül lag. Denn so krönt er den Kaiser, andersrum hätte der Kaiser sich krönen lassen, was machtsymbolisch ein himmelweiter Unterschied ist. Aber die Krönung selbst, der Titel des römischen Kaisers, kam ihm mit Sicherheit nur mehr als recht, auch und gerade im Hinblick auf die byzantinische Konkurrenz. Denn das Verhältnis der beiden Europäischen Großmächte war nicht unbelastet. Einerseits brcuhte man sich gegenseitig, um den Rücken frei zu haben, andererseits gab es stellenweise massive Spannungen, auch territorial. Wollte Karl bei möglichen Verbündeten und kleineren Nationen punkten, wollte er respekteinflößender und wirksamer auftreten, dann war ein Titel unter dem der Konkurrenz nicht von Vorteil. Und außerdem bestand immer die Gefahr, dass Byzanz vielleicht den westlichen Rest diplomatisch oder militärisch schluckt, um das römische Reich wiederzubeleben, was ein zu starker Konkurrent geworden wäre, dessen Hegemonie man sich nicht hätte entziehen können. Das Frankenreich hätte dann die zweite Geige gespielt. So aber hatte Karl die legitime Hand auf dem römischen Rest. Selbst wenn er selbst diesen nur bedingt haben wollte, er war damit zumindest potentiellen dem oströmischen Zugriff entzogen. Fazit: Es spricht zu viel dafür, dass er den Titel über kurz oder lang brauchte und wollte. Ich halte die von Einhard kolportierte Version für einen propagandistischen Trick.
 
Ich denke auch, dass es KdG ganz recht war, so "überrumpelt" zu werden. Es war ihm ja schon lange ein Dorn im Auge, dass er mit den Mächtigen in Byzanz nicht auf Augenhöhe stand. Sich selbst zum Kaiser zu krönen, wie es nach ihm andere taten, hätte den Kaisertitel ja letztendlich entwertet: Er selbst hatte ja gar nicht die Autorität, sich zum Kaiser zu könen, er brauchte eine allgemein anerkannte Autorität. So war die Situation Weihnachten geradezu ideal: Der Papst als Stellvertreter Gottes krönt einen "völlig ahnungslosen Menschen" zum Kaiser - wer wollte ihm danach noch den Titel streitig machen?
 

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