Fußvolk

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uaf einer der ersten Seiten dieses Threads wurde geschrieben:
Ein Ritter zu Fuß ist kein Ritter.
Stimmt sooooo nicht ganz. Das Vorrecht eines Ritters war natürlich auf seinem Ross in den Kampf zu reiten, allerdings brachen die Engländer nachgewiesener Maßen das erste mal damit bei der, für die Franzosen, verlorenen Schlacht bei Crecy am 26. August 1346. (im kleineren Maße fand das selbige übrigens einmal bei Straßbourg statt) Die Schlacht wurde gefochten von 14000-20000 Kämpfern inklusive Troßeinheiten auf der englischen und der etwa gleichstarken französischen Seite. Wie bei jedem Kampf gilt es sich zu entscheiden ob man offensiv oder defensiv kämpft. Eduard III. von England entschloss sich für die Defensive, und Phillip der VI. für die Offensive. Man darf hier Phillip keinen Vorwurf machen da er an ein sonst übliches Rittergefecht dachte. Eduard hingegen wählte eine neue Taktik und eine gute defensive Position aus worauf der Franzose nicht gefasst war. Eduard ließ die Ritter absitzen und in den vorderen Reihen Stellung beziehen um einen besseren moralischen Halt des Fußvolkes, insbesondere der Schützen, zu gewährleisten. So war zwar die Kampfkraft eines Ritters zu Pferde vertan, jedoch ein wichtiger moralischer Halt gegeben, da sonst bei verlorener Schlacht meist das Fußvolk abgeschlachtet wurde, während die Ritter auf ihren Pferden besser wegkamen. Nun jedoch bestand Chancengleicheit und die Spießer und Schützen hielten bei dem Angriff stand. Eduards Position mit einem Wald an der rechten Flanke, auf einem Hügel und entlang, statt auf der Vormarschstraße der Franzosen, verstärkte den strategischen Aspekt da die Ritter angesichts des Feindes oft nicht zu halten waren. Mangelnde Diziplin unter den Franzosen ergab den Rest und die einzelnen und wenig massierten Angriffe der französischen Ritter brachen an dem Pfeilhagel der Engländer, und deren Ritter und Spießer. So kann man also schon fast eher sagen, dass ein Ritter ohne Pferd rittericher ist als mit da er dem Feind nicht entfliehen kann und obendrein moralischen Halt in den Schlachthaufen gibt ;)
 
Original von Gawan of Orkney Ich dacht jetzt an Fusssoldaten... :whistling:
Also, bei uns in der Gruppe sind alle nicht berittene Fußsoldaten, da sich die Gruppe bei der Gründung bewusst GEGEN Adelsdarstellungen entschieden hat. Der klassische Ritter scheidet damit schon mal aus. Ob in ein paar Jahren oder Jahrzehnten dann doch noch mal ein Pferd zur Gruppe dazustößt, muss sich zeigen. Und ich muss sagen, wir fahren damit im Augenblick sehr gut. Da wir natürlich nicht durchgehend kämpfen können und wollen, hat eigentlich jeder auch noch eine Handwerkerdarstellung.
 
Das ist in jedem Fall cool. Bei uns in der Gruppe sind gut 2 Drittel Adelig. Dreiviertel sogar, wenn man zum Beispiel die Ausstattung unseres Musikus nimmt, die in der Art niemals ohne Rang sein kann. Mein Traum wäre ja eine kleine einigermaßen geordnete Truppe mit mittelhochdeutschen Befehlen über nen Markt zu jagen... ^^ :rolleyes:
 
2 drittel Adelig? Hm... Schwierig. Als unterste Adlige Stufe gibt es da den Dienstritter. (Der Begriff ist so nicht A, in den quellen, die ich kenne heisst er meisstens einfach nur Ritter. Nicht mit Ministerialen zu verwechseln!) Ein zweit- oder drittgeborener Sohn der kein Erbe kriegt und auch eher nicht darauf hoffen kann sich irgendwann ein eigenes Lehen zu verdienen (gabs zwar, war aber selten), und der deshalb als "Burgmann" im Dienst eines anderen Adligen steht, dessen Burgbesatzung verstärkt und natürlich auch im Krieg mitkommt, um sich damit Kost und Logis und eventuell auch noch eine gewisse Bezahlung (erst Naturalien, später zunehmend geld) zu verdienen. So eine Art Nachfare des Huscarls aus dem Fma. Und selbst dem steht ein Knecht zu, der sich im Feld um seine Pferde und die Ausrüstung kümmert. Selbst in den Ritterorden steht den Ritterbrüdern so ein Diener zu. Von daher halte ich selbst im Heerlager (und das ist noch die spartanischste, ergo am einfachsten darzustellende Lebenssituation) Adlige ohne je wenigstens einen Bediensteten zumindest für Fragwürdig. Thema Ausrüstung des Infanteristen: Wer, wann und wo? Gerade um die Jahrtausendwende kommen neue Verfahren in der Metallverarbeitung auf, wodurch Gegenstände aus Metall auf einmal wesentlich erschwinglicher werden. Um 1290 kostet in Venedig ein einfaches Schwert gerade noch das 1 1/2 - fache eines Helmes! Und auf jeden Fall ist es billiger, als ein Gambeson. Zudem ist Schwert nicht gleich Schwert. Der Ritter führt eher eine hochmoderne, perfekt verarbeitete und topgepflegte Waffe mit verzierten Griffelementen und vielleicht sogar einer Gravur in der Hohlkehle, in einer schön gearbeiteten Scheide. Währenddessen ist für den Infanteristen ein schlichtes, etwas älteres (ACHTUNG! Ich rede hier von max. 50 Jahren und nicht von nem Wiki - Schwert im 13. jhdt.!) Schwert mit deutlichen Gebrauchsspuren, in einer simplen Scheide oder einfach in den Gürtel geschoben, passender. Es handelt sich hier natürlich um Extreme, und es gibt auch alles dazwischen. Auch Infanterist ist nicht gleich Infanterist. Ein Beispiel aus meiner Zeit: (letztes Viertel 13. jhdt.) Es gab schon unter den Staufern Bestebungen, die Landbevölkerung zu entwaffnen und in meiner Zeit wird der 0815 Bauer meisstens nur zu Fuhrdiensten herangezogen und muss nur sehr selten noch kämpfen, wenn wirklich dringend viele Bewaffnete gebraucht werden. Wenn es dann dazu kommt, ist die hastig zusammengebastelte Bewaffnung natürlich nicht gerade Hitech... Das Bauernaufgebot des Grafen von Berg in der Schlacht von Worringen 1288 z.B. war mit Dreschflegeln und Nagelgespickten Knüppeln bewaffnet. (Und hat damit trotzdem die Schlacht entschieden!) An Rüstung ist hier garnicht erst zu denken. Den Grossteil des Fußvolks dieser Zeit dürften wohl Waffenknechte bilden, halbprofessionelle Kämpfer, die sich aus den nachgeborenen Söhnen der abhängigen Bauern eines Grundherren rekrutieren und die ständige Besatzung seiner Burg / seines Herrenhofes stellen. Deren Bewaffnung kann von miserabel bis state-of-the-art schwanken und hängt ganz massiv von der wirtschaftlichen Situation ihres Dienstherren ab. Dann gibt es da als Verstärkung und Kern des Fußvolks noch die Aufgebote der Städte. Die sind einigermaßen gut Trainiert (aus Italien kennen wir Berichte von regelmässigen Wettkämpfen und regelrechten Fußturnieren. Für Deutschland ist die Ausformung zwar weniger gut dokumentiert, jedoch sind solche Übungen als Vorläufer der Schützenfeste unserer Tage sehr wahrscheinlich) und im Schnitt, bedingt durch die starke Wirtschaft innerhalb der Städte, auch recht gut ausgerüstet. (natürlich gibt es auch hier gewaltige Schwankungen: Ein kleiner Krämergeselle wie ich ist mal ganz anders ausgestattet als beispielsweise ein Goldschmiedemeister) Zuletzt wären da auchnoch Söldner, die aber im gegensatz zu späteren Jahrhunderten nicht die Masse der Kämpfer ausmachen, sondern Hochbezahlte und entsprechend ausgestattete und gedrillte Spezialisten sind. (Ein abgerissener und mittelprächtig ausgerüsteter Söldnerhaufen im Hma ist also etwas daneben) Siehe hierzu: Die Brabanzonen oder die Katalanische Kompanie. Vor diesem Hintergrund jetzt meine Militärische Darstellung: Als Krämergeselle schulde Ich dem Stadtrat 40 Tage Kriegsdienst im Jahr und wöchentlich Wachdienst auf der Stadtmauer. Meine Rüstung besteht aus einer einfachen Hirnhaube (Bekeneel) und einem Gambeson (Wambis). Ich bin Läufer und trage daher den Gambi ärmellos, um beweglicher zu sein. Wenn man mich doch mal in die Linie stellt habe Ich einen etwa 2m langen Spiess, der auch zur abwehr von kavallerie - Angriffen praktisch ist und natürlich die Primärbewaffnung des Footies darstellt. Als Läufer oder fürs Handgemenge trage ich ausserdem einen kleinen Dreiecks-Schild (siehe meinen Beitrag unter "welche Kampfkunst betreibt ihr?) und ein noch brauchbares aber SEHR vermacktes Schwert, welches nach einem Original aus dem 1. Viertel den 13. jhdt. gefertigt ist. Ich habe das Glück, dass Ratingen zu meiner Darstellungszeit nicht nur verflucht reich (Man sehe sich nur mal die für diese kleine Altstadt echt größenwahnsinnige Kirche an), als auch eine Stadt der Klingenschmiede, wodurch Waffen hier natürlich billiger sind als anderswo. Zudem wurde Ratingen als Grenzfestung gegründet und wir befinden uns zu meiner Zeit grade im Krieg mit dem Erzbischof von Köln. Heisst also, die Wahrscheinlichkeit bald im Gefecht stehen zu müssen war für jeden Einwohner sehr hoch, sodass man wesentlich mehr mühe in die Militärische ausrüstung gesteckt hat, als sonst. Man sieht also: Pauschalaussagen sind extrem schwierig! Selbst innerhalb einer Zeit und eines Großraums kann es vom einen Ort zum Andern extreme Differenzen geben. Auch hier gilt wieder: Umfangreiche Eigenrecherche ist durch nichts zu ersetzen! Puh, was ein Riesenpost! Jetz brauch ich erstmal ne Pause... :D
 

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