Ich find's halt nur irgendwie immer etwas seltsam, wenn eine Gruppe von sich behauptet, so historisch korrekt wie möglich zu sein und dann jeden auf gälisch begrüßt...
Ja, so sind sie, die Reenactor...
Egal wie groß man das A auf seiner eigenen Fahne schreibt, es gibt dann doch immer einige Faktoren auf die 99% der Menschen schlichtweg pfeifen. Und ich rede nichtmal vom A-Papst der am Lagerfeuer auf der Wandergitarre "Was wollen wir trinken" spielt, sondern eben vom Thema Sprache. Eine wirklich konsequente Darstellung sollte doch eigentlich nicht bei einem so zentralen kulturellen Thema auf einmal Halt machen. Es wird gerne übersehen, aber gemeinsame Sprache ist eines der wichtigsten und zentralsten kulturellen Güter - in der Praxis natürlich wichtiger als Kleidung. Sollte man da nicht auf meinen, dass man in der Darstellung zumindest ein KLEINwenig des Aufwandes den man in seine Kleider steckt auch in halbwegs plausible Sprache stecken könnte? Mir ist klar, dass nicht jeder Linguist ist und daran Interesse hat - das ist natürlich ein Thema für Spezialfreaks, aber wenn ich dann Leute treffe die meinen besondere Authentizität zu fördern mit Aussagen wie "Brille tragen geht einfach nicht, auch wenn man keine Kontaktlinsen verträgt", aber sich dann nicht mal die Mühe gemacht haben ein paar Phrasen auf Standard-Mittelhochdeutsch (oder was auch immer) auswendig zu lernen und damit viel mehr zur historischen Atmosphäre beizutragen, dann finde ich das schon lachhaft. Wenn man aber keinen Deutschen spielt, sondern einen Kelten, dann ist es natürlich sprachlisch direkt für viele Spannender, weil ganz und gar fremd. Und fremd ist nunmal fremd, das reicht doch, oder? Da darf es ruhig mal Irisch sein, wenn man einen Gallier darstellt. Fällt bestimmt keinem auf... Ebenso wenig wie es keinem auffällt, dass mindestens 99% dieser Menschen unter GARANTIE nichtmal zeitgenössisches Irisch verwenden sondern einfach modernes. Und das finde ich dann im Endeffekt sogar schlimmer, weil es nicht nur faul sondern schon irgendwie schon fast lachhaft ist. Kann in meinen Augen nur noch getoppt werden durch jemanden der einen Angelsachsen darstellt und dafür schon fleißig modernes Englisch spricht mit gelegentlichem "thou, thee, thy". Hab ich 'ne Aussage mit diesem Posting? Ja: Alles doof!
Hab ich 'nen konstruktiven Vorschlag: Ja: Mal versuchen mit fachlicher Hilfe ein paar Phrasen in Sprache oder sogar konkretem Dialekt der gespielten Zeit und Region zusammenzubasteln. Auswändig lernen und in angemessenen Situationen raushauen und eine schöne Atmosphäre erzeugen. Macht Spaß! Echt!
*sprach's und machte sich wieder an die Rekonstruktion hessischer Mundart um 1300*
Gälisch war nie fast tot, ist in irischen Familien immer gesprochen worden und nur durch die englischen Invasoren unterdrückt
Und ist dadurch de facto mittlerweile fast tot, ja. Natürlich gibt es noch Sprecher, auch welche die es von Kindesbeinen an lernen und der prozentuale Anteil der Sprecher steigt wieder an, ist aber im Vergleich mit dem englischen verschwindend gering. Meinen Informationen zufolge ist der Prozentsatz von Menschen die NUR Gälisch sprechen 0,0% - es ist eher eine Frage von patriotischer Kulturgutpflege. Die irischen Gaeltachtaí sind im 20. Jahrhundert
drastisch kleiner geworden. In Wales (wo man eben nicht Gälisch sondern Britannisch spricht) soll die Lage da aber deutlich besser sein, so weit ich weiß.