Glasperlen

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Pazl

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84152 Mengkofen
Hallo, wer weis den mehr über die Herstellung von Glasperlen am offenen Feuer? Hab das Netzt zwar schon durchforstet aber so richtig schlau bin ich noch nicht :( Ich habe nur Anleitungen mit so nen Bunsenbrenner gefunden, mich würde aber mal interesieren wie man das früher gemacht hat , was wurde als Trennmittel benutzt, wie hat man die fertige Perle abgekühlt usw. Wenn jemand mehr weis würde ich mich über eine Antwort freuen, ind diesen Sinne schon mal Danke gruss Pazl
 
Moin zusammen. Ich weiß das dieser thread schon etwas älter ist, aber Fragen zu diesem Thema werden weiterhin an mich heran getragen, und ich denke schon das dies hier die geeignete Stelle ist, mal Erfahrungen aus fast einem Dutzend Jahren preis zu geben. Fange ich mal vorne an – einen Ofen wie in Ribe gab es (nach bisherigem Forschungsstand) nicht. Das ist eine Variante indischer Glasöfen, die funktioniert. Bjarne Fransson erarbeitet vor über 20 Jahren dieses Öfflein im Auftrage des Museums. Das Problem ist, das alle „Herrstllungsplätze“ so weit zerstört sind, das die Feuerstelle nicht nachweisbar ist. In Staraya Ladoga heisst es, wäre eine Werkstatt nieder gebrannt. Es wurden allerdings nur Perlen und die Reste einer Bronzegusswerkstatt gefunden. Man sagt aber: da wurden Perlen hergestellt. Es gibt aber weder Ofen noch Rohstoffe oder Arbeitsabfälle. Damit will ich sagen, das sie viele einfach so eine Werkstatt wünschen. Bjarne nahm sich also den Ofen aus Indien und überlegte sich eine verkleinerte Version – und sie funktioniert. Nur eben ohne einen Nachweis. Die einzig nachweisbare Feuerstelle sind Feuerstellen am Boden wie in Ribe gefunden. Es waren zwei überlagerte Feuerstellen, knapp 30x30cm mit verbranntem Lehmboden. Im www heisst es ja immer wieder das in Haithabu in einem Langhaus ein Kuppelofen zur Perlenherstellung genutzt wurde – es gibt allerdings weder Literatur noch Bilder, besser gesagt IRGENDETWAS, das man verwenden könnte. Ich persönlich warte auf den Tag, an dem diese Informationen endlich zugänglich sind und es mehr als nur eine schwammige Aussage gibt! Das zweite neben der Feuerstelle ist die Luftzufuhr. Eines vorher noch. Ich buddel jedes Mal ein Loch, Blasebalg ran, den Rand und Boden mit Steinen Säumen, und die Hohlräume dazwischen fülle ich mit Lehm/Stroh-Gemisch. Luftzufuhr / Blasebalg / Blasebälge Die Luftzufuhr muss gleichmäßig sein, bei Pausen kühlt das Glas aus, denn - die Hitzezufuhr wird unterbrochen. - man arbeitet ja über dem Feuer, nicht in den Kohlen. Es besteht also nicht die Möglichkeit das Glas vor zu wärmen, Pumpause zu machen und dann eine Perle zu drehen. Das ist als würde man an einem moderenen Brenner die Flamme aus machen. Tja... ansonsten hilft nur üben üben üben. Ach, eines noch. Für eine Vorführung sollte man mindestens 3 Leute einplanen. Blasebalg und Perlenmachen ist je ein verdammt harter Job. Und die Person am Blasebalg hat es einfacher. Derjenige am Feuer hat die ganze Zeit eine Feuerstelle mit etwa 1000° vor sich, sicht gebeugt davor und als Belohnung gibt es dann auch noch den Funkenflug. Springende Holzkohlestücke geben wunderbare Brandwunden. Ich empfehle einen Umwicklung der Handfläche und ein Stück des Unterarmes. So, wenn noch Frage oder Anregungen da sind – nur los. Zur weiteren Lektüre empfehle ich dann noch http://www.derglasperlenmacher.de/ueberglasperlen/herstellungvonglasperlen/herstellungvonglasperlen.html Grüße Torben
 
Hab grade gesehen, das Pazl ja auch nach Trennmittel fragte. Ich habe dummerweise den längeren Artikel vor kurzem von meiner HP genommen, daher mag das jetzt grad schwammig klingen, ist aber bei T. G. Aschenbrenner nach lesbar. Frau Aschenbrenner hat nach ihren Aussagen in den Perlen genau so ein Trennmittel entdeckt, wie wir es heute benutzen. Einen Tonschlicker. Ich habe es mal mit normalem feinen Lehm probiert, aber das Trennmittel riss dann andauernd. Auch Salz soll gehen, bei unseren Versuche: nicht Knochenleim hat auch mal jemand behauptet, ich habe aber keinen und es daher nicht ausprobiert. Tja... aber da Aschenbrenner ja darauf verweist das in den Perlenköpern alter Perlen auch noch eingebrannter Tonschlicker zu finden ist - nehme ich halt modernen Tonschlicker. Der ist zwar sicher etwas reiner, aber wer misst schon die metallische Zusammensetzung von Original und den heutigen Bronzeabgüssen ? Literatur - Tine Gam Aschenbrenner: Glasperlefremstilling i yngre jernalder og vikingetid in: Eksperimental Arkaeologi1991, Studier teknologi og Kultur, Lejre 1991 - Tine Gam Aschenbrenner: Should we believe in exmperiments in: RASMUSSEN, Marianne, LUND HANSEN, U., NÄSMAN, Ulf, Glass Beads: cultural history, technology, experiment and analogy. Proceedings of the Nordic Glass bead Seminar 16. - 18. october 1992 at the HAF Lejre, Denmark. Studier i Teknologi og Kultur. Lejre: Historical-Archaeological Experimental Centre, 123-127.
 
So, hier etwas über die Glasperlenwerkstatt im Römischen Reich, die in industriellen Ausmaßen Glasperlen fertigt.e Im Vicus des Militärlagers von Tibiscum in der Provinz Dacia wurde ein Werkstattbereich freigelegt, in dem Fensterscheiben und verschiedenartige Gefäße aus Glas hergestellt wurden. An zwei Plätzen im Vicus wurde Glasschmuck hergestellt. Eine dieser Werkstätten fiel im 3. Jahrhundert einem Feuer zum Opfer. Hier wurden nur runde, mattweiße Perlen produziert. Die zweite Glasperlenwerkstatt wurde auf die Zeit Trajans (98 - 117 n. Chr.) datiert und befand sich in einem Holzgebäude. Auch diese Werkstatt brannte zur Mitte des 2. Jahrhunderts nieder. Teilweise erhalten blieben zwei kleine Öfen zum Einschmelzen des Glases. Die Ofenwände sind mit einer Höhe bis zu 25 cm erhalten, das Bodenmaß betrug 40 x 28 cm. Die Öfen waren wahrscheinlich zur Seite offen. Neben den Öfen wurden viele mißlungene weiße Perlen, Glastropfen und Schmelztiegelbruchstücke gefunden. Neben dem zweiten Ofen befand sich ein zerbrochener Tonbehälter mit weißem und durchsichtigem Glasbruch. In der folgenden Wohnperiode zur Zeit des Marcus Aureilus (161 - 180 n. Chr.) wurde ein Steinhaus errichtet, welches ebenfalls den Flammen zum Opfer fiel. In diesem Steingebäude waren vier Räume, von denen nur zwei Räume Perlenfunde beinhalteten, einer davon ohne Handwerksmerkmale. Aufgrund der Perlen wird aber für diesen Raum der Handel mit Perlen vermutet. Des Weiteren befanden sich hier Amphoren mit Spuren von kobaltblauer und weichselroter Farbe, die als Färbemittel für das Glas gedient haben könnten. Im Werkraum fanden sich Produktionsabfälle, Metallstäbe, Messer, Tiegel mit Farbresten (weiß, blau, grün, schwarz) sowie in feinen Sand gelegte Perlen. Zu den Produkten dieser Werkstatt gehörten Glasringe, Ringsteine, Millefioriplättchen und Perlen. Das interessante der zweiten Perlenwerkstatt ist zum einen eine feine Sandschicht unter Tonziegel. Dieser Sand diente höchstwahrscheinlich zum Abkühlen der Perlen. Desweiteren fand sich ein Stück eines Eisendorns, auf dem eine Glasperle emialliert anhaftete. Literatur: Benea, Doina: Die Glasperlenwerkstatt von Tibiscum und die Handelsbeziehungen mit dem Barbaricum in: U.v. Freeden und A. Wieczorekg (Hrsg.): Perlen - Archälogie, Techniken, Analysen. Kolloquien zur Ur- und Frühgeschichte I, Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn 1997. Tja.. ich werde bei meiner buddel-baustellen-Feuerstelle bleiben, ist weniger zu schleppen. Meine Erfahrungen mit Sand habe ich ja auch schon geschildert. Ach ja, wir nehmen dabei ein HOHES Tongefäß wo die 4cm langen Dorne oben rausgucken - aber man nicht sieht das wir modernes Kühlgranulat verwenden... Kompromisse an die Neuzeit. Ich verwende auch Grillanzünder - immerhin zeige ich wie man Perlen macht und nicht wie man Feuer macht!
 
mir ist da grade in einem eigentlichem sehr gutem Buch etwas untergekommen... was ich aber mal zum Anlass nehme... - es ist eine vollkommen unbegründbare Behauptung das immer Sklaven an den Blasebälgen saßen, es ist immer hin der bequemere Job - ich möchte nie mals sehen das jemand die Blasebälge gegen einen Fön oder ähnliches neuzeitliches austauscht. Das ist weder Living History noch exp. Archäologie... Dinge gibt es...
 

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