Buchmaler und Buchmalerei

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Ydalir

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Hallo, ihr Lieben :bye01 In meiner Vorstellung schrieb ich ja schon, dass ich noch recht orientierungslos bin, was das Mittelalter angeht. Nun kam in dem Vorstellungs-Thread das Thema der Buchmalerei auf, das mich sehr angesprochen hat und mit dem ich mich gerne näher beschäftigen möchte. Authomas war bereits so lieb, mich auf diesen Thread aufmerksam zu machen: Buchmalerei In den letzten Tagen konnte ich dann auch endlich das Internet ein bisschen durchstöbern, habe aber jetzt mehr Fragezeichen vor den Augen, als vorher 8o Es sind einfach wahnsinnig viele Infos und unbekannte Begriffe für einen Mittelalter-Laien. Deswegen würde ich diesen Thread gerne nutzen, um mich nach und nach dem Thema zu nähern, Fragen zu stellen und vllt sogar über ein passendes Gewand zu diskutieren :) Meine allererste Frage hierbei wäre, wer zu mittelalterlicher Zeit überhaupt Buchmaler wurde. Meist liest man ja nur von Mönchen (und Nonnen?), der in dem verlinkten Thread genannte Berthold Furthmeyr scheint aber keinen klerikalen Hintergrund zu haben. Mir ist bewusst, dass sich das Mittelalter über einen langen Zeitraum erstreckt und sich die Berufsstände da natürlich ändern. Auch waren die Übergänge wahrscheinlich fließend und machen die Frage nicht so leicht zu beantworten. Also noch mal ganz knapp: War die Buchmalerei den Mönchen/ Nonnen vorbehalten und erst zur Zeit von Furthmeyer auch "normalen" Leuten als Beruf zugänglich? Oder gab es auch schon früher außerhalb der Klöster Buchmaler? Über Denkanstöße, Infos oder auch Links würde ich mich wirklich sehr freuen :) Ich erwarte auch nichts besonders ausführliches - nur einen Stups in die richtige Richtung. PS: Gibt es hier vllt sogar jemanden, der eine ähnliche Darstellung macht?
 
Ich bin da auf ein Buch hingewiesen worden von jemandem, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Leider bin ich selbst noch gar nicht dazu gekommen, es selbst zu lesen.
Ein wirklich tolles Buch. Die Autorin hat es schon auf den ersten Seiten geschafft mich völlig zu begeistern, da sie wirklich unheimlich detailliert auf die Buchmalerei eingeht. Ich finde das Buch sehr empfehlenswert. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Einführung – Die Bedeutung der Buchmalerei, Die Historischen Grundlagen der mittelalterlichen Buchmalerei, Buchproduktion im Mittelalter – Ein Buch entsteht, Klosterskriptorien und Handwerkerateliers – Die Buchkünstler, Auftraggeber und Sammler – Ein Blick in die Schatzkammern der Bibliotheken, Miniatur, Initiale, Bordüre – Die Grundformen der Buchmalerei, Buchstabenbilder – Die Initiale, Illustration und Illumination – Die Miniatur, Welten am Rand – Rahmen und Bordüren, Geschichte und Entwicklung der mittelalterlichen Buchmalerei, Spätantike Buchmalerei – Vom Rotulus zum Codex, Frühmittelalter – Insulare Prachtseiten, Karolingische Renaissance – Die Hofschulen der Karolinger, Ottonische und salische Prachtcodices – Kunst für Kaiser und Bischöfe, Romanische und gotische Bibeln – Das Buch der Bücher, Hoch- und Spätmittelalter – Romanillustration und Chroniken, Spätmittelalter – Sachbücher und Erbauungsliteratur, Spätmittelalterliche Psalter und Stundenbücher - Andacht und Illustration.
Goldenes Mittelalter – Geschichte der Buchmalerei Anja Grebe Jan Thorbecke Verlag ISBN 978-3-7995-0184-2
 
Toller Tipp, danke schön, Ewaldt, aus meiner "Madria": Buchmaler sind selten personifiziert zu finden. Buchmalerinnen noch seltener. Die Malerin und Schreiberin aus dem 10. Jhd. aus Asturias hieß Eude oder Ende und war eine Monja, also Nonne. Hier zwei Links: https://es.wikipedia.org/wiki/Beato_de_Tábara auf dem rechten Bild ist die gute Dame zu sehen, gleichzeitig auch ein Skriptorium. Die Dame ist im Codex erwähnt, deswegen kennen wir ihren Namen. Auch taucht sie namentlich im Gerona-Beatus auf. Dazu auch: http://www.turismo-prerromanico.com...ito/beato-de-tbara-20130912202324/#ad-image-6 Saludos de Isí
 
ähnliche Darstellung: Unsere Stiftsfrau macht so etwas ähnliches. Es ist aber doch kein Problem für Dich eine Nonne (Buchmalerin) darzustellen, Du mußt ja nicht im wirklichen Leben wie eine Nonne leben... Saludos de Isí
 
@ Ewaldt von Amulunc: Wow, vielen vielen Dank für den Tipp! Das Buch scheint ja ein prima Einstieg in das Thema zu sein :thumbsup: @ Isidorus: Auch dir vielen lieben Dank für die Infos! Wie gut, dass mir Spanisch nicht ganz fremd ist :D Was die Darstellung einer Nonne angeht: Natürlich ist das möglich, aber da ich mich mit dem Thema noch so wenig auskenne, möchte ich wissen, welche Alternativen es gibt, bevor ich mich für etwas entscheide. Dann habe ich ja jetzt Lesestoff, mit dem ich mich beschäftigen kann :D Danke noch mal!
 
Gern geschehen. Wo ich das Buch jetzt schon mal herausgezogen habe, werde ich es mir nun auch mal vornehmen. :D Es gibt da übrigens ein "kleines" Forum rund um das Thema Schreibstube. Klein, weil es nicht viele Mitglieder hat. Dort bekam ich auch den Buchtip. Der Gründer des Forums ist ein Freund von mir. Kannst ja mal reinschauen: http://www.schiffsmond.net/schreibstube/index.php
 
Ah super! Noch was, wo ich in den nächsten Tagen mal vorbei schauen kann :thumbsup: Danke!
 
Universitäten die seit dem 11Jhdt. in ganz Europa gegründet wurden gingen einher mit den ihnen nahegelegen entstehenden Notariaten, professionellen Schreibstuben die ihre Dienste den Lehrenden und der Studenten anboten. Die geübten Schreiber schrieben nicht nur schnell sonder auch schön es wurden z.B. um 1250 in Paris eine Serie wunderschöner Bibeln (Vulgatatext also in Latein) in Paris geschrieben zum Teil auf Vellum (sog. Jungfernpergament) in einem Taschenbibelformat Schreibzeit von ca. 3,5 Jahren in unglaublich kleiner Schrift. Diese Notariate lösten bis ca. 1400 die Scriptorien der meisten Klöster in ihren Aufgaben ab, da die Schreiber der Notariate meist geübter und auch billiger in ihren Diensten waren. Übrigens war in den seltensten fällen Schreiber (Scriptor, Rubrikator) und Buchmaler (Illuminator) in der gleichen Person und oft auch nicht in der gleichen Werkstatt zu finden. Bücher wurden wie viele andere Gewerke oft als Halbzeuge zur nächsten Werkstatt weitergereicht d.h. im Falle des Buches Pergamentherstellung (dazu gehört u. nicht nur die Herstellung des Pergaments sonder auch Zuschnitt und Linierung ), das eigentliche Schreiben übernahm der Scriptor (das Einmalen der Zierinitialen in rot, manchmal auch in blau war Aufgabe des Rubrikators), -> das Ausmalen (Illuminierung = Erleuchtung durch die vielen leuchtenden Farben und reichlich Blatt- und Pinselgold) erfolgte durch den Illuminator -> und auch das Binden erfolgte oft in einer eigenen Werkstatt. Eine besondere Literaturempfehlung ist die 16bändige Reihe : "Die Galerie der Schönsten Bücher " erschienen im leider nicht mehr existierenden Faksimile Verlag Luzern!
 
Jo, aber auch immer eine Frage der Zeit und des Kulturkreises... aber das ist ja klar, Isí, Estudiante de Salamanca, der, dem der Teufel auf den Schatten getreten ist.
 
Isidorus: "aus meiner "Madria": Buchmaler sind selten personifiziert zu finden. Buchmalerinnen noch seltener. Die Malerin und Schreiberin aus dem 10. Jhd. aus Asturias hieß Eude oder Ende und war eine Monja, also Nonne. Hier zwei Links: es.wikipedia.org/wiki/Beato_de_T%C3%A1bara" Manchmal werden Buchmalerinnen eben doch bekannt z.B. "Gisle" die ein Graduale als eine Liederhandschrift mit 1500 Gesängen wundervoll ausgeführt hat! http://www.quaternio.ch/der-codex-gisle
 
Zum Thema vielleicht noch einige Literaturhinweise: "Schreibkunst Mittelalterliche Buchmalerei aus dem Kloster Seeon" Haus der Bayrischen Geschichte Hrsg. Josef Kirmeier Pustet Verlag 1994. Das Buch gibt einen sehr anschaulichen und umfassenden Überblick über die Entstehung mittelalterlicher Prachthandschriften! "In mittelalterlichen Schreibwerkstätten" Alfred Czech gleiches Thema wie das erste Buch aber nicht ganz so ausführlich. "Europäische Buchmalerei" Klára Csapodi-Gárdonyi Gustav Kiepenhauer Verlag . Ein vergleichender Überblick über die Buchmalerei Europas mit ausführlichen Erläuterungen und Beispielen aus 11 Jahrhunderten.
 
Für wahre Liebhaber mittelalterlicher Handschriften lohnt sich eine Fahrt nach Maastricht http://www.tefaf.com von 10 weltweit agierenden Händlern mittelalterlicher Handschriften sind wenigstens 4 nämlich: http://guenther-rarebooks.com/index.php?id=15 http://www.lesenluminures.com http://www.antiquariat-bibermuehle.com http://www.samfogg.com vorhanden. Die Tefaf ist eine der Weltweit etabliertesten Kunstmessen mit ausschließlich Originalen von der Antike bis heute die zum Verkauf angeboten werden!!! Ein so umfassendes Museum über die Kunst kommt nur zu solchen Gelegenheiten zusammen. Wenn der Eintritt auch fürstlich zu nennen ist so ist er doch seinen Preis wert !!!!!! Übrigens ist es an den oben aufgeführten Ständen z. T. möglich unter Aufsicht mit BW-Handschuhen in den oppulenten Werken zu Blättern !
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ganz herzlichen Dank für die vielen tollen Tipps, guter Zwerg, davon können wir alle profitieren, wobei ich mein Interesse stark auf die Zeit zwischen 850 - 1300 einschränke, geographisch bleibe ich gerne dort, "wo selbst die Römer besser schmecken" (Asterix in Iberien) inkl. Catalunya u. Sur de Francia.. Saludos de Isí
 
Da wirst du auf der Seite des Sammlers Martin Schoyen durchaus fündig der hat Objekte über einen Zeitraum von 5000 Jahren und aus jedem Kulturkreis zusammengesammelt!
 
Eine zwar schon etwas ältere aber doch sehr fundierte Darstellung über das Buchwesen im Mittelalter ist " Das Schriftwesen im Mittelalter" von W. Wattenbach (Verlag von S. Hirzel Leipzig 1871)
 
Miniaturen aus dem späten Mittelalter. Handschriften der Bibliotheque Royale Brüssel. Büttner, Frank Olaf. Dassel Büttenpapierfabrik Hahnemühle, 1973 Aus dem Inhalt: 1. Philipp der Gute, Herzog von Burgund, läßt sich und seinem Hofstaat vorlesen (Golles de Rome, De regimine principium). 2. Kalvarienberg und typologische Motive aus dem Alten Testament (Psalter aus Peterborough). 3. König David beim Glockenspiel (Psalter aus Peterborough). 4. L. Annaeus Seneca. Szenen aus dem Leben des römischen Philosophen (Seneca, Epistolae morales ad Lucilium). 5. Die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten (Les tres belles heures des Johann von Berry). 6. Christine de Pisan. Die französische Dichterin in ihrem Studio (Christine de Pisan, Le livre de la mutacion de fortune). 7. Abenteuer des mythologischen Helden Jason (Jean Mansel, Le fleur des histoires). 8. Philipp II Augustus. Szenen aus dem Leben des französischen Königs (Jean Mansel, Le fleur des histoires). 9. Fortuna und Virtus, die Personifikationen von Glück und Tugend (martin Le Franc, L'estrif de Fortune et de Vertu). 10. Sizilien im ersten Punischen Krieg (LeonardonBruni, De primo bello punico). 11. Der Kirchenvater Augustinus. Christus erscheint dem Heiligen in einer Vision). 12. Verkündigung an Maria- Herzog Philipp der Gute im Gebet (Traite sur la salutation angelique) Mit ausführlicher Einleitung und Beschreibung und Erläuterung der Darstellungen ! Über ZVAB meist um die 20€ zu erwerben.
 

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