Beinlinge aus Leinen um 1400?

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Hallo Wissende... ein befreundeter Darsteller (kein Fori) frug mich, ob ich Beinlinge aus Leinen für eine mitteldeutsche Darstellung um 1400 für denkbar halte. Nun ist das nicht meine Zeit und ich würde mich freuen, wenn meine lose Antwort "Nein, Wolle war das Material" von besser Belesenen bestätigt werden würde. Ich danke schon mal für Eure Mühe... :bye01
 
Die Frage Wolle oder Leinen hatten wir hier schon oft. Und als ernsthafter Darsteller muss man sie wohl immer noch mit "Keine Ahnung" beantworten. Denn sie ist nie geklärt worden. Denkbar ist es. Dagegen sprächen halt, dass Leinen schwer zu färben geht und dass man für eine Flexibilität, wie man sie von 1400 Beinlingen benötigt (und die sitzen wirklich so eng, dass es dir das Blut abschnürt), einen Köper diagonal zugeschnitten verwenden sollte. Und Köperbindung kenn ich eigentlich nur immer in Verbindung mit Wolle.
 
Ich glaub die Frage ist eher, ob es Köperbindung bei Leinen damals schon gab ... Ich tendiere wegen oben genannten Gründen aber auch zur Wolle.
 
Ich schon oft ... Leinen in Köperbindung ... hach wer das schön bequem ... :D
 
Ok also ist für um 1400 Beinlinge aus Leinen eher unrealistisch aufgrund des sehr eng anliegenden Schnittes. Da aber Leinen und die Leinwandbindung ja schon "ewig" bekannt ist, wie sieht es mit Beinlingen aus Leinen früher aus. Da Beinlinge im 12 und 13Jhrd. ja weiter geschnitten waren gibt es da Belege. Ich habe weit geschnittene Beinlinge (die sind auch Super bequem ;) aber für die kalten Tage ungeeignet) und die sind aus mit böser Chemie gefärbtem Leinen. Bin ich jetzt auf dem Holzfuß oder wie sieht es aus ?( Für meine Templerdarstellung ist Leinen zwar fast generell ungeeignet aber für einen Schutzbefohlenen passt es zumindest mit den Leinen. Grüße und Danke
 
Was Beinlinge aus Leinen angeht habe ich da mal was gelesen in der Kleiderordnung von 1206 der Johanniter/Malteser. Inwieweit diese Kleiderordnung nun belegbar ist kann ich aber nicht sagen. da steht jedenfalls folgendes drinn
Unterkleidung Männer 3 Paar weiße Kniehosen (Brouchen) aus Leinen oder Wolle. 3. weiße Hemden aus Leinen oder Wolle 3 Leinen-Unterhemden (Schnitt Untertunika) 2 paar weiße Hosen (Beinlinge) aus Leinen (für warme Gebiete) und ein paar aus Wolle (für kühlere Gegenden)
Also sollte es demnach schon Beinlinge aus Leinen gegeben haben.
 
Supi Danke Cristan ich kenn nur die Templerregel und die redet von Wolle bei den Beinlingen wie bei allen anderen Kleidungsstücken auch, Aussnahme sind ein gewisser Zeitraum im Heiligen Land. :)
 
Die meisten Kleiderordnungen christlicher gemeinschaften stützten sich auf den regeln des Hl. Benedikt von Nursia aus dem 6. Jh.:
Kapitel 55: Kleidung und Schuhe der Brüder ... 4. Unserer Meinung nach genügen in Gegenden mit gemäßigtem Klima für jeden Mönch Kukulle und Tunika, 5. die Kukulle im Winter wollig, im Sommer leicht oder abgetragen, 6. für die Arbeit ein Überwurf und als Fußbekleidung Socken und Schuhe. 7. Über Farbe oder groben Stoff dieser Kleidungsstücke sollen sich die Mönche nicht beschweren; man nehme alles so, wie es sich in der Gegend, wo sie wohnen, findet, oder was man billiger kaufen kann.... ... 13. Wer auf Reisen geschickt wird, erhält Hosen aus der Kleiderkammer; nach der Rückkehr gibt er sie gewaschen wieder ab.
Quelle: http://www.stiftmelk.at/frame_regula.htm Über die Stoffqualität lässt sich Benedikt nicht aus, äußert aber, dass es billige Stoffe sein sollen, jedenfalls billig für die Gegend, in der der Orden lebt. Hast Du zu der Kleiderordnung der Johanniter auch einen Beleg? Alle Sachen die ich im Netz dazu finden konnte, waren private Homepages ohne Quellenangaben. Die Aussage "Kleiderordnung um 1206 der Johanniter/ Malteser" ist für mich schon insofern unseriös, als das der Orden im 13. Jh. sich noch "Orden vom Spital des heiligen Johannes zu Jerusalem", nannte und seine Kleiderordnung im Jahre 1206 eher als Johanniter/ Hospitaliter-Kleiderordnung bezeichnet werden könnte. Als Malteserorden wird er erst seit seinem Umzug nach Malta im Jahre 1530 bezeichnet. http://de.wikipedia.org/wiki/Souveräner_Malteserorden#Geschichte Also schau bitte einfach, wo Du diese Quelle her hast. Andere Foren oder private HP´s ohne Quellenangaben sind m. E. nach als gute Quellen nicht immer gegeben, ohne hinterfragt zu werden.
 
Da Beinlinge auf Abbildungen des 12. Jahrhunderts eigentlich immer farbig sind, halte ich Leinen für unwahrscheinlich. Die erhaltenen Exemplare sind jedenfalls aus Wolle oder Seide (was aber nur begrenzte Aussagekraft hat, da Leinen im Boden schneller zerfällt, als tierische Fasern).
 
Vielen Dank für´s fleißige Posten! :thumbsup:
 
Da aber Leinen und die Leinwandbindung ja schon "ewig" bekannt ist, wie sieht es mit Beinlingen aus Leinen früher aus. Da Beinlinge im 12 und 13Jhrd. ja weiter geschnitten waren gibt es da Belege.
Wie kommst du darauf, dass die Beinlinge im 12. - 13. Jh. weiter geschnitten waren? Eng mein Freund, eng gebot die Mode ...
 
Amici ich kann nur Erfahrungswerte weitergeben und nicht belegen, allerdings versuche bitte mal eine Lange Wickelbruche unter eng anliegenden Beinlingen zu trangen, is nicht wirklich bequem. Des weiteren je enger die Beinlinge desto weniger praktisch beim arbeiten. Ausserdem wurden im Laufe der Jahre im allgemeinen die Kleidungsstücker enger geschitten. Aber das ist nicht belegbar, da ich keinerlei Quellen zur Hand habe. Wenn ich damit falsch liege würde ich mich aber freuen, wenn es da Quellen gibt die nicht den Adel darstellen, da dieser sicherlich nicht körperlich gearbeitet habt. Ich bin aber noch Anfänger und muss noch verdammt viel lernen. Um dir aber etwas Inhalt zu geben, verweise ich einmal auf das Buch von Bennedikt Hallinger. "Milites Templi, Leben und Ausrüstung der Dienenden Brüder des Templerordens um 1190" ISBN: 978-3-936457-51-3 Er schriebt auf den Seiten 112- 113 über die Beinlinge ...Zitat Seite 112 "Die Beinlinge waren im Orden sicherlich nicht so eng geschnitten wie manche höfische Beinlinge. Lehnart stellt die Vermutung aus, dass viele mittelalterliche Abbildungen die Beinlinge idealisierend enger darstellen, als dies in der damaligen realen Mode der Fall war." Als Quelle bezieht er sich auf Lehnart S.42 Und zur Mode sry aber dem Bauer war die Mode sicherlich egal, da er ca. 80% seiner Zeit sowie seines Einkommen für Nahrung benötigte. Bitte nich böse nehmen aber der letzte Satz ist meine Meinung. grüße p.s. ich will keine Grundsatz A - Debatte anfangen :(
 
Und zur Mode sry aber dem Bauer war die Mode sicherlich egal, da er ca. 80% seiner Zeit sowie seines Einkommen für Nahrung benötigte.
Das machen Sozialbedürftige heute auch und nehmen trotzdem nicht alles aus der Kleiderkammer des DRK, wenn es ihnen nicht ansteht. :D Nach besten Möglichkeiten halbwegs modisch aussehen wollen, ist, denke ich, menschlich. Das ist jedoch :eek:ff1 und ich erinnere: Die Diskussion startete um das Thema "1400- Beinlinge aus Leinen". :bye01
 
@ Lorb: Danke! Besinnen wir uns doch bitte wieder auf das Thema Spätmittelalter und lassen mal die nicht vorhandenen Blege aus dem FrüMi und HoMi weg. In diesem Zusammenhang - muss es reines Leinen gewesen sein? Schon mal über Barchent nachgedacht? (Quelle: http://u01151612502.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Hauptseite) Leinen-Baumwollgemische kamen ab dem frühen 14. Jh. immer mehr auf und waren auch leichter zu färben als reines Leinen. So könnte man auch farbige Beinlinge in dieser Zeit außerhalb von Wolle erklären. Leider kommt man heutzutage an echtes Barchent nicht mehr so leicht ran (heute sind das meist Baumwoll-Viskose-Mischungen o.ä.) Hier könnte man aber immer noch sog. Halbleinen verwenden. (http://www.die-leinenweber.de/lexikon_der_leinengewebe_halbleinen_23.html) Habe hier mal was gefunden, was eventuell ginge: http://www.hoffmann-leinen.de/113-0-halbleinen-meterware.html Ob es das allerdings auch in Köperbindung gibt - da muss ich passen!
 
Und zur Mode sry aber dem Bauer war die Mode sicherlich egal, da er ca. 80% seiner Zeit sowie seines Einkommen für Nahrung benötigte. Bitte nich böse nehmen aber der letzte Satz ist meine Meinung.
Dazu empfehlen wir immer gern Jan Keupp "Die Wahl des Gewandes". Es kann überhaupt nicht unterschätzt werden, wie unglaublich wichtig damals Mode und allgemeiner Kleidung war, um sich in ein bestehendes Sozialgefüge sichtbar einzufügen. Wesentlich mehr als heute. Denn von diesem Sozialgefüge hing gelinde gesagt die eigene Lebensgrundlage ab. Es konnte sich sicher kein Mensch leisten, nicht alles zu tun, um gut auszusehn oder passend auszusehn. Aber das ist ot.
 
Gefärbtes Leinen - definitiv ja!!! Gerade um 1400 möglich. Ab dem Ende des 1400 Jhdts häufen sich Berichte über blaugefärbtes Leinen, Köln war dafür zum Beispiel sehr bekannt, der Stoff war unter der Bezeichnung Kogeler ein Exportschlager. Emil von Ploss erwänht in seinem "Buch von alten Farben" eine mittelalterliche Textstelle, in der von gelbem Leinen die Rede ist. Karl der Große war in rote Leinenhosen gewandet, E. Schweppe oder E. Ploss. Im "Fashion in the age of the black Prince" wird grün gefärbtes Leinen erwähnt (Danke an Thorsten P, von dem ich die Info erhielt) Klaus Tidow erwähnt 2007 bei der Untersuchung von Kirchenschätzen blaues, rosa und braunes Leinen Außerdem gibt es auch Erwähnungen über Leinen als Obergewandung, so tauchen in den Rechnungen von Jan van Blois (mitte 14. Jhdt) braune Leinenhosen auf (hab ich allerdings noch nicht selber gelesen), oben erwähnt: Karl der Große mit roten Beinkleidern aus Leinen, die englische Braut Barbarossas hatte Übergewandung aus feinstem Leinem in Ihrer Ausstattung. usw. LG Martina
 
Ja färben ist ja auch möglich, wenn man das Leinen vorbehandelt. Aber Wolle ist halt leichter zu färben, wärmer bei schlechten Wetter und daher gerade für einfaches Volk zu empfehlen. Außerdem ist es durch die Dehnbarkeit der Wolle sparsamer, wo wir auch dann wieder bei einem Gegenargument für Bauern welche sich keine engen Beinlinge "leisten" können bzw. der Frage warum das bei dem Bauern im 15. Jh. anders gewesen sein sollte als bei dem aus dem 12. und 13. Jh ... aber das machen wir denke ich über PN weiter, drakiem. ;)
 

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