Ötzi ist ja noch Jungsteinzeit, Buntmetall für Nadeln dürfte also wohl eher ausfallen, mit Steinen geschliffene Knochensplitter sind da wahrscheinlicher. Ich denke, die feinen Nähte kommen durch eine ganz andere Technik. Wenn ich nähe, arbeite ich komplett von der Oberseite her, ich steche die Nadelspitze nach unten durch, kippe sie und steche sie gleich durch die sich bildende Falte zurück nach oben, dabei piekse ich mir auch die ganze Zeit in den linken Zeigefinger, der den Stoff straff hält. Die Stichweite ergibt sich vor Allem durch die Stoffdicke, aber unter im Schnitt 4mm komm ich nicht, die Erfahrung zeit allerdings, dass das für eine stabile Naht reicht. Ich arbeite grundsätzlich im Rückstich, weil die kleinen Schlaufen den Stoff am verrutschen hindern, das ist besonders bei flatterigen Stoffen wichtig. Arbeitet man von beiden Seiten, kann man die Nadel durch eine Lücke zwischen den Webfäden schieben und genau in der nächsten Lücke wieder nach oben fädeln, diese Naht ist dann so eng, dass es aussieht wie verwoben, ein Verschieben eines Vorstiches ist nicht möglich und ein Rückstich nicht nötig. Solche Nähte dauern logischerweise sehr lange, sind aber sicher auch mindestens so stabil wie der verwendete Stoff. Für sowas habe ich allerdings weder die Zeit, noch die Geduld. Vielleicht macht mich das zu einem schlechten Reenacter, aber dann ist das halt so. Für mich ist das Kleider tragen halt doch wichtiger als das Kleider herstellen.