Verzierung Wikingergewandung

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teamaster

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Hallo erstmal, ich hoffe, dass meine Frage nicht schon woanders behandelt wurde, oder hier flasch ist, wenn ja, bitte ich um Nachsicht und Verschiebung. Meine Darstellung ist ein Schmied/Handwerker der Rus ohne Anspruch auf 100%ige Authentizität. Ich will mich jedoch doch immer weiter verbessern. Meine Gewandung besteht derzeit aus einer einfachen, naturfarbenen Leinen-Tunika sowie einer braunen Baumwollhose (Ja, ich weiss, die gab es nicht, die Anpassung der Materialwahl ist jedoch dem Umgang mit Feuer und Stahl geschuldet, ausserdem ist es meine erste selbsthandgemachte Hose...) Meine Frage ist jetzt, wie ich die Gewandung standesgemäß und arbeitsangepasst verzieren kann. Meine Idee wäre es, die Tunika in Synchronisation mit dem Rest der Gruppe an den "Stoffrändern" mit dickem rotem Wollgarn zu besticken, evtl im Kreuzerlstick und der Hose unten einen Rand aus andersfarbigem Stoff (evtl. auch rot?) zu spendieren. Mein Ziel ist es, zum einen alles etwas "schicker" aussehen zu lassen und im Rahmen der schmalen Möglichkeiten eines einfachen Schmiedes einen "auf dicke Hose" zu machen, aber ohne das für (damals) teuer Geld eingekaufte, gefärbte Tuch sofort dem Risiko auszusetzen bei der Arbeit ruiniert zu werden. Auf Autos umgemünzt suche ich nach Alufelgen und Rennstreifen für einen alten Polo... (obwohl das im RL nicht auf mich zutrifft...) Kann mir da vielleicht jemand helfen? Viele Grüße Christian
 
Grüß dich :bye01 Nur der Ordnung halber: Suchst du jetzt Ideen zum "aufmotzen" oder jemand der das für dich erledigt? (in letzterem Fall wärst du natürlich unter der Rubrik Suche besser bedient.)
 
Hallo teamaster, empfehlung meinerseits, entweder Sticken oder andersfarbige Stoffe als Besatz an den Arm und Saumrändern sowohl am Halsausschnitt und im unteren Bereich verwenden. Und das mit der Baumwolle ist Dir ja schon bewusst - es geht auch mit Wolle am Feuer - reiner Wolle ohne Synthetikbeimischung- habe es am Sonntag in Neuss noch bei einem Wikingischen Schmied sehen können -er hatte eine Winterwolltunika am Schmiedefeuer allerdings war diese dann entsprechend schmutzig und leicht beschädigt diese war mit Saumbesatz und bestick "ein reicher Schmied"!! Zu der Stichart beim Sticken kann ich allerdings nicht viel sagen - da müßtest Du sebst noch recherchieren entweder in den Haithabubüchern zu den Stofffunden oder bei den Birka Fundbänden, Hilfe können ggf. die Wollverkaufenden Wikingerdamen anbieten - dafür mal auf Märkten wie Freienenfels, Ribe/DK, Jork bei HH, Archeon/NL, etc.. schauen ebenso bin ich z.Z. noch keine Hilfe in Sachen wie authentisch die allerorten sehr beliebte Bestickung dann wirklich für eine Einfache Darstellung sei. Viele Grüße von Olegsson Wikinger aus Düsseldorf
 
Zu der Stichart beim Sticken kann ich allerdings nicht viel sagen - da müßtest Du sebst noch recherchieren entweder in den Haithabubüchern zu den Stofffunden oder bei den Birka Fundbänden...
Für Birka gilt: die einzigen nachweisbaren Stickereien sind aus Metalldraht (Gold, Silber) "angenähte" Verzierungen (wobei, ich meine, dass Seidenfäden auch mal dabei waren), keine "klassischen" Stickereien im Fundgut. Der aufgestickte Hirsch ist aber ziemlich cool. ;) Aber seeehr protzig. An Sticharten wurden Ösenstich, Schlingenstich und Stielstich unterschieden.
 
Estmal: Schmiede waren bei den wikingerzeitlichen Skandinaviern sicher keine "armen Leute" - Eisen war eine teure und begehrte Handelsware, und wer wusste, wie man aus dem Eisen einen guten Stahl ausschmiedet, dem wurden seine Erzeugnisse mit Silber aufgewogen. Ok, vielleicht nicht eins zu eins, aber Metallprodukte waren ziemlich teuer. Ein Kettenhemd zum Beispiel war teurer als eine Kuh. Der Schmied als "armer" Beruf ist erst etwas relativ modernes! Dann: Wolle war auch zur Wikingerzeit nicht das billigste, aber in vielen breiten immernoch günstiger als Leinen und Leder. Leinen wärmt weniger, brennt besser (Wolle verschmort, es gibt ein Brandloch und fertig) und verrottet schneller - als Unterwäsche ideal (weil es zum Teil sehr angenehm auf der Haut ist) und im Sommer in der heißen Schmiede vermutlich praktisch (weil dann ist Schwitzen angesagt, da kann man die gute Aufnahme von Feuchtigkeit durch Leinens gebrauchen), aber nicht im Winter und erst recht nicht als Hauptkleidungsstück alleine - zumindest wenn es annähernd historisch korrekt sein soll. Schließlich: Brandschutz in der Schmiede. Zu einem Schmied gehört ein Kleidungsstück wie kein zweites: eine Schürze. Egal wo man heute in die Schmieden schaut, eine Art Feuerschutz, den sich der Schmied vor Brust und Oberschenkel bindet findet man meistens. Häufig ist es Leder. Das hat ein paar praktische Gründe: Leder brennt nicht, wenn es mit Funken und heißem Eisen in Kontakt kommt und hält eine derartige Misshandlung recht lange stand. Mir sind zwar keine Funde von wikingerzeitlichen Schürzen bekannt, aber wenn du einen Schmied in dieser Epoche darstellen willst, solltest du dich vielleicht in diese Richtung schlaumachen. Vielleicht irre ich mich, aber ich kann mir ziemlich gut vorstellen, dass auch ein wikingerzeitlicher Schmied in Skandinavien (wie schon sein römischer Kollege einige Jahrhunderte vor und tausende Kilometer Südlich von ihm) eine Schürze oder ein ähnliches Kleidungsstück getragen hat. P.S.: Seide ist auf jeden Fall belegt, nur ob es ein Zierstich war, weiß ich grade nicht mehr. Generell sollte man aber kein Wollgarn auf Leinen nehmen, denn das zieht sich in der Wäsche anders zusammen und kann dadurch nach dem ersten Waschen schon ganz anders aussehen als vorher. Wolle läuft nämlich ein, Leinen weniger, Seide meies Wissens nach sogar fast garnicht...
 
Im Fundmaterial von Haithabu finden sich nur Besätze und eine Zierflechte, keinerlei Stickereien. Aber du schriebst ja, dass du eigentlich Rus darstellen möchtest. Da wird dir Birka und Haithabu nicht viel weiterhelfen, nur eine Recherche in die richtige Richtung. Vielleicht hat ja ein Rus-Darsteller hier ein paar Tipps oder Literaturempfehlungen für dich. Gruß, Dave
 
Erstmal vielen Dank für die Antworten! Ich suche Ideen, diese ausführen kann ich selber, falls ich meine Freundin nicht dazu überreden kann ;) Rus ist eine Vorgabe der Gruppe, wobei kleinere "Abweichungen" nicht soo schlimm sind. Von daher wäre auch ein Blick nach Birka sicher nicht ganz verkehrt. Zur Tunika: Da wir nur in der meist warmen Jahreszeit lagern, war die Temperatur an der Esse ausschlaggebend für die Wahl von Leinen, es trägt sich einfach angenehm, und die Problematik des Schwitzens ist nicht so ausgeprägt. Zur Hose: Dass Wolle auch zum Schmieden geht war mir jetzt nicht so bewußt, die nächste Hose wird aber definitiv aus Wolle sein! Eine neue zu nähen kommt aber im Moment nicht infrage dank dringenderer Bastelarbeiten und einfach viel zu wenig Zeit, aber das kennt man ja ;) Von daher muss die alte noch ein klein wenig durchhalten. Schürze ist klar, ist nötig und auch vorhanden, also keine Sorge diesbezüglich :) Dass ein Schmied, also ein angesehener und in der damaligen Gesellschaft sehr wichtiger Handwerker, nicht am Hungertuch nagen musste, ist auch logisch, ich würde es für mich aber, in Gedanken an den/die teuren Einkauf/Herstellung von Rohstoffen und Werkzeug, nicht so auslegen, dass jegliches übriges Geld in die eigene Dekoration gesteckt würde. Mir erscheint eine maßvolle und risikolose Verschönerung der eigenen Person nach erfolgter Reinvestition ins Geschäft und natürlich Dekoration der Dame des Hauses deutlich sinnvoller... Aber wenigstens sind meine Überlegungen nicht völlig falsch... Ich werde mich dann mal weiter auf die Suche nach Quellen und auch Material machen, alle weiteren Anregungen werden natürlich auch weiterhin ernst genommen. Viele Grüße Christian
 
Vielleicht mag sich ja noch jemand beteiligen, der sich mit den Funden in Nowgorod, Minsk usw. auskennt? Das wäre dann in direktem Bezug zu Deiner Darstellung. Denn Parallelen zu Birka kann man wohl erkennen, aber das Fundbild ist halt doch wieder anders.
 
Rus hatten ebenso keine Stickereien. Die kamen erst um einiges später auf. Belegbar sind andersfärbige Besätze, meist aus Seide, aber auch keine Zierborten.
 
kannst ja mal aufm nächsten Markt bei einem Tuchhändler nach Resten fragen, viele bieten ne Reste-Kiste an, aus der du dich gegen Spende bedienen kannst wir fischen uns dort gerne mal Fischgrat-Verschnitte raus und benutzen die als Besatz, ist ein schöner Kontrast zum restlichen einfarbigen Stoff und ein günstiger Borte-Ersatz, wobei das ganze eher weniger a ist von den Slawen weiß ich, dass sie an allen Öffnungen ihrer Leibhemden (Rubashka) rote Verzierungen bestickt hatten, die böse Geister davor abhalten sollen, in den Körper einzudringen
 
Das stimmt so nicht ganz. Bestickte Schuhe hat man gefunden! Die sind gerade für Slawen sehr belegt. Ich hab auch russische Funde (allerdings auf russisch was ich nicht lesen und verstehen kann, aber die Daten kann ich lesen), wo zwar die meisten Stickereien auf 11.-12. Jh. datiert sind, aber gibt auch welche die auf 10. Jh. Wobei auch anfang 11. noch frühmi ist, was es auch gibt. Und Zierborten gab es sehr wohl bei den Slawen. Die mir bekannteste ist die Moscevaja balka Borte.
 
Die Funde von Moscevaja Balka würde ich nicht als repräsentativ für Slawen und Rus einstufen. Falsche Region, falscher Kulturkreis. Sonst müssten alle Slawen mit Seidenkaftanen herumgelaufen sein, was definitiv von der Hand zu weisen ist.
 
natürlich kommt es auf den Ort drauf an! Ich sprach auch nicht von Rus, sondern Russland und Slawen. Und es gibt nunmal nicht nur die Ostslawen. Für die westslawen und die im südl. Bereich ist es sehr wohl repräsentativ.
 
Die Bestickungen bei den Slawen gelten aber erst ab Mitte 11.Jahrhundert.
Ja sorry, war :eek:ff2 da du das geschrieben hattest. Hatte mich nur darauf bezogen. :back Und wie gesagt, ich kenn da halt Funde aus Russland, aber ob das wirklich Rus sind, weiß ich nicht. Aber die hatten auch verzierte/bestickte Reiterstiefel, soviel ich weiß.
 
vielleicht sollte Teammaster sich mal mit den Leuten von www.rusvarg.de in Verbindung setzen oder zumindestens sich auf deren Seite informieren,wäre eher seine *Baustelle*, die sind sehr nett und helfen gerne weiter :)
 
@ Kampfrausch: kein Problem, mich plagt auch die Suche nach Quellen, die nicht auf russisch sind. Da können wir aber nächstes Jahr auf der HIKG mal bei nem gepflegtem Bier miteinander plaudern. Immerhin haben wir heuer schon gemeinsam unsere Flanke gedeckt am Sonntagtraining ;-) Ja, bei Rusvarg wird einem geholfen, der Ormenwolf kennt sich da sehr gut aus. Wobei eigentlich noch genug alte Beiträge hier im Forum sein müssten, die in diese Richtung gehen...
 

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