Wikingerlegenden

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Kadlin

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Nachdem wir in Kochen und im Wikingerdamenkitguide schon auf ein paar "gängige" Wikingerirrtümer gestoßen sind, dachte ich mir, kann man dieses Thema hier mal aufgreifen. Nur damit Neulinge nicht unnütz Geld für Sachen ausgeben, die dem "fortgeschrittenen Wikinger" schon mal ein Schmunzeln abringen ... 8) Als da wären; Die Zwiebel, die in ettlichen Büchern als Nahrungsmittel erwähnt wird, für die es aber in keiner wikingerzeitlichen Handelsmetropole Nachweise gibt. Die Rus-Hose, deren Existenz auf dem Fund eines ca. 25 x 15 cm großen Stoffstückes zurück geht. Also ich könnte aus so einem winzigen Stoffstück keine Rekonstruktion machen ... (und die oft herbeizitierten Abbildungen auf Runensteinen sind auch nicht wirklich erhellend). Die allseits geliebte Gürteltasche. Fast jeder trägt sie (wo sollte man auch sonst Handy und Tempos unterbringen?) aber Tatsache ist, dass für weite Teile der Wikingerzeit die Existenz von Gürteln nicht für alle Schichten belegt ist. Gürtelfunde bei Frauen sind meines Wissens nach eher die Ausnahme ... Und das Aussehen der Markttaschen ist auch ein ganz anderes als das, was bei Funden zutage kam. Der Hörnerhelm. Wikinger haben Hörnerhelme. Damit wachsen Generationen von Kindern auf. Wikinger hatten KEINE Hörner am Helm. Das ist Grundwissen eines Darstellers =). Aufgekommen ist dieses Märchen u.a. wegen Funden von Kultfigürchen, die am Kopf "Auswüchse" hatten. Daraus wurden dann die im neunzehnten Jahrhundert so hochstilisierten Hörnerhelme. Bis man herausfand, das diese Figuren Odin darstellten, der Munin und Hugin bei sich hatte. Und ... was wäre bei einem Schwerthieb auf einen behornten Helm passiert? Stimmt, das Schwert hätte sich mit aller Wucht am Horn "verhakt" und Schaden anrichten können! Bein einem glatten Helm gleitet das Schwert ab ... und das war ja wohl Sinn eines Helmes, den Kopf des Tragenden zu schützen. Die Wikingerschürze ala Lappen vorn, Lappen hinten und Träger dazwischen. Woher die Idee kam, das die Dinger so aussehen kann ich nur vermuten. Es gibt (ansonsten sehr schön! illustrierte) Kinderbücher, die diese Schürzen zeigen. Ob da wohl ein Wiki-Anfänger ein wenig abgepaust hat?!? 8o Ausserdem die allseits berüchtigten Met-Hörner ... Es gibt Funde von Trinkhörnern. Aber es gibt auch Keramikfunde, sogar Glas hatten die (reichen) Wikinger. Nun ist die Tatsache, dass annähernd jeder Wikinger am Anfang seines Werdens ein Trinkhorn sein eigen nennt für mich kein hinreichender Beweis, das jeder Wikinger eines hatte. Zumal die Nutzung eines Trinkhornes eher unpraktisch war. Man musste es ewig festhalten oder leertrinken. (Sind so etwa die Stehpartys entstanden?!? 8o) Wikinger trinken Met. Wenn man bedenkt, dass es den Beruf des Imkers damals wohl nicht in dem Maße gab wie heute (jedenfalls wurden meines Wissens nach keine frühmittelalterlichen Bienenkörbe gefunden), dann ist es mehr als unwahrscheinlich, das ein Getränk, das aus Honig gewonnen wird und eine relativ lange Herstellungszeit erfordert ein Alltagsgetränk war. Wenn dem so wäre, wären wohl damals die Bienen ausgestorben ... Ich denke eher, es war ein besonderes Getränk für besondere Anlässe und wurde in entsprechend kleinen Mengen genossen. Falls ich etwas vergessen haben sollte, oder falls ich mangels Unwissenheit über neueste Funde einen der o.g. Gegenstände verunglimpft habe, bitte ich um Weiterführung dieser Rubrik ..... :p
 
Laut meiner Bücher waren Bier, Met und Wein die Getränke der Oberschicht. Zumindest in Haithabu, denn andere Bücher besitze ich nicht :D Die Unterschicht trank nur Wasser. Die anderen Getränke waren ihnen nicht "bekannt". Und auch lebte der Wiki damals in recht "sauren" Zeiten, denn nur die Oberschicht konnte ihre Speisen mit Honig süßen. @ Kadlin Vielen Dank für die Ausführungen :) Da kann man mal wieder sehen, was Hollywood so in den Köpfen der Leute festsetzt ;)
 
Nachtrag: Laut Funden im Hafen von Haithabu ist die Schürze mit Lappen vorn und hinten und zwei Trägern dazwischen nicht ganz abwegig. Die Schürze, welche man im Hafen von Haithabu fand, besteht aus zwei an der Seite zusammen genähten Stoffteilen, die eng am Körper anliegend getragen wurde. Am Körper festgehalten wurde die Schürze mit Trägern, welche mit Ovalfibeln geschlossen wurden. Die Schürze wird auch als Trägerrock bezeichnet und war mit Zierflechten besetzt, welche aus 6 Fäden geflochten wurden. Gefunden wurden in Haithabu Zierflechten aus roten und gelben Wollfäden. Die Schlaufen, mit welchen der Rock gehalten wurden, waren unterschiedlich lang. Die vordere Schlaufe war kürzer als die hintere, wobei die hintere vom Rückenteil über die Schultern nach vorne reicht. Auch geht man davon aus, dass die Frauen aus Haithabu Gürtel getragen haben, denn an der im Hafen gefunden Schürze fand man im Bereich der Taille (also da wo Gürtel sitzen) Abnutzungsspuren.
 
Hallo Solveig, könntest Du (soweit vorhanden) mal Bilder des Haithabu-Fundes hier einbinden? Denn in den Fundberichten "aus den Gräbern" und "aus dem Hafen" von Haithabu fällt mir jetzt spontan nix ein, was auf eine zwei-Lappen-Schürze schließen ließe ... und Du schreibst ja selbst, "zwei an der Seite zusammen genähte Stoffteile" was dagegen spricht, das es zwei einzelne Lappen gegeben hat. Ist die Angabe aus dem roten Buch, was die Ausgrabungsergebnisse zusammenfasst und für Museumsbesucher aufarbeitet? Wenn ja, wäre ich da vorsichtig, weil die nur Informationen bündeln und teilweise verallgemeinern. Naja, wenn es Abbildungen gibt, dann wissen wir demnächst mehr und ich kann heute abend ja mal in die beiden oben genannten Bücher reinschauen, ob da was erhellendes drinsteht, was ich bisher überlesen habe ... 8o Grüße Kadlin
 
Nun, ein Foto der Schürze kann ich dir nicht bieten, da das Foto nicht meinem Copyright unterliegt. Aber du kannst unter diesem Link http://www.lodur-sippe.de/startframe_real.htm in der Kategorie "Bekleidung" gucken. Da steht auch, dass die Kenntnisse über diese Schürze aus dem Buch "Ausgrabungen in Haithabu, Bericht 20, Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu" stammen.
 
Aber ein Bild von dem Fund wäre doch sicher möglich? Die Schürze bei Lodurs sieht gut aus,aber ich wüsste gern auf welchem Fund (und wie der aussah ) sie beruht.
 
Mhhhh .... wenn ich jetzt die Lodur-Seite lese, die Abbildungen anschaue, dann komme ich nur auf die Schlußfolgerung, dass es ein geschlossenes Kleid/Schürze gewesen sein muß. Denn was will ich bei einem Lappen abnähen?!? 8o Denn ein Abnäher (unter der Zierborte) dient dazu, Stoff auf Körpernähe zu bringen, da das bei einem Front- und Backlappen nicht machbar ist, bräuchte ich auch keinen Abnäher ... Ausserdem würde die Art der Schlaufen auch auf was körperbetontes, geschlossenes schließen lassen, eben weil zwei Lappen, die nur durch verschieden lange Schlaufen gehalten werden durch das Gewicht der Schalenfibeln haltlos nach vorn rutschen würden ... 8o Könnte zwar für den männlichen Wiki ganz nett anzuschauen sein, ist aber in der Praxis wohl nicht tragbar :D Kadlin
 
:DDu meinst doch nicht etwa:Schwiegervater mach die Augen zu ich muss mich bücken? (=Minirock auf Suaheli) :D
 
Ich will jetzt nicht kleinlich sein, aber die Rus-Hosen gab es sehr wohl, bloss das was alle als Pluderhosen bezeichnen gibt es wohl nicht, siehe Interpretation der Bildsteine (Proportionen etc.)... es sind keine Rus-Hosen!!! Wenn es solche voluminösen Hosen gab, dann maximal in Birka... und wer jemals versucht hat damit zu Reiten weiss was ich meine. Doswidanje Vladislawa
 
Recht hast Du ,aber das es die Hosen nicht gab hat ja auch keiner gesagt. :D
 
Ist ja auch kompliziert.Übrigens hab ich zwar das Birka-Buch über die Stoffunde nicht,aber die Pluderhose hab ich sonst nirgendwo erwähnt gefunden. :D
 
Hallo Vladislawa, ich wollte damit nienicht sagen, das es die "Rus-Hose" nicht gegeben hat, sondern andeuten, das aus einem relativ kleinen Stoffstück keine Rekonstruktion einer kompletten Hose machbar ist! Nicht umsonst gibt es die Dinger, bei denen ab dem Knie enge Stoffröhren angenäht werden (und ich habe schon mal einen Schnitt dazu "geerbt", der aus einem Burda-Schnitt für einen Hosenrock abgeleitet war!!!) und es gibt Anhänger der Theorie, das das enge Bein nur durch die Wicklung um die Wade herum entsteht. Beides hat was für sich, aber was richtig ist, werden wir wohl nicht rausfinden, wenn nicht ein gut konservierter Rus-Wikinger aus einem Moor gefischt wird 8o. Schade übrigens, das wir uns in Freienfels nicht mal live begegnet sind, aber wir waren wohl immer zur falschen Zeit im Community-Lager ... :( Liebe Grüße Kadlin PS.; Und was das Reiten mit Pluderhosen anbelangt ... bis in die fünfziger Jahre ritten Reiter mit Jodphurhosen, die bis zum Knie weit und ab der Wade eng waren ... sie mussten nur gut geschnitten sein, dann ritt man sich auch keinen "Wolf" ... 8) Das jetzt zwar etwas ot aber ein Denkanstoß .... 8o
 
Da ich der Meinung bin dass es keine Rus-Wikinger gab :D :D :D und es genug Quellen zu den ich sag jetzt einfach mal "richtigen" Hosen gibt, hab ich damit kein Problem *zwinker*. Die Dinger mit den Röhren finde ich äußerst amüsant. Und damit kann man nicht reiten, glaubs mir. Mit Jodhpurs mag das sein, aber nicht mit drei Tonnen Stoff um die Beine. Worum es mir eigentlich ging, war die Unterscheidung zwischen Rus-Hose und Pluderhose :D 8) sönst nüscht ;) Ja, das mit FF ist schade. Hab dich irgendwie tagsüber auch nicht gesehen und lag am letzten Tag irgendwie wegen des Sonnenstichs neben der Spur... :rolleyes:
 
Slava Kadlin, falsch!!! Es gibt Funde die die Rushose komplett rekonstruieren lassen!! (Quelle: Ukrainian Chronicle of Clothing I und die Kolcin Buchreihe) Stoffröhren ab dem Knie gab es nicht! Hierbei ist es egal ob bei der so genannten Rushose oder Pluderhose oder der Birkahose, keine dieser Hosen hatte angesetzte Stoffröhren!! Das enge ab dem Knie kommt entweder durch Beinwickel oder durch hohe Stiefel zustande, sonst durch nichts. Jodphurhosen erst mal völliger Humbug, denn diese waren an der Innenseite der Schenkel auch enger geschnitten als der Außenseite....... Und wenn man dann noch bedenkt ohne Sattel oder mit einem Sattel vor dem Jahr 1000 zu reiten ist es unmöglich in zu weiten Hosen zu reiten. Ich habe sowohl ohne Sattel als auch mit einer Sattelrekonstruktion (datiert auf ca. 950) versucht mit einer „Pluderhose“ zu reiten, das Ergebnis war beide mal ein richtig übler Wolf auf der Innenseite der Schenkel als auch stellenweise an der Innenseite der Wade. Nur mal um komischen Hosentheorien entgegenzuwirken.... die der Liebe Herr Ibn Fadhlan schon damals aufgestellt hat und sich mehr als 1000 Jahre anscheinend gehalten haben. :D Doswidanje Stanislav p.s. Rus waren keine Wiikinger 8o
 
*g* Gebissene Hunde bellen ... so kommt mir dieser doch recht spassig gedachte Thread langsam vor ... Gedacht war er als Denkanstoß, um ein paar eingebürgerte Irrtümer über Wikinger mal in ein rechtes Licht zu rücken. Nun hat es (nicht unerwarteterweise 8)) ein paar sehr aufgeregte Antworten gegeben ... Aber meiner Meinung nach keine sehr erhellenden, zumindest nicht für den interessierten Aussenstehenden. Was ich damit meine? Es werden Quellen genannt, die dies und das belegen sollen. Aber man sieht diese Quellen nicht. Meine Meinung dazu ist, wenn ich Beweise habe, das etwas (z.B. Rus-Hose) tatsächlich existiert hat, weil es Funde gibt die keinen Spekulationsraum bieten, dann stelle ich diese Fundberichte bzw. Beweise hier so ein, das jeder sich davon überzeugen kann, das ich recht habe. Jetzt nur wieder zu schreiben; "das steht da und da" reicht wohl nicht, denn nicht jeder rennt dann los und kauft sich das (u.U.) doch recht teure Fachbuch ... 8o Denn fruchtlose Diskussionen nutzen uns hier nicht, Fakten und Tatsachen hingegen schaffen mit der Zeit eine Datenbank, die anderen Darstellern hillfreich sein kann ... Also Stanislav, würde ich Dich bitten, hier einzustellen, was Du in Deinem Beitrag gemeint hast, sofern es wegen dem Copyright möglich ist. So haben wir ALLE etwas davon 8o Im Voraus schon mal Danke für Deine Mühe! Wenn wir es in Zukunft dann immer so halten, wird dieses Forum bald wirklich mit richtigem Wissen angefüllt sein und nicht mit Behauptungen und Vermutungen. Kadlin PS.; Die Jodphurhose war als Beispiel genannt, das es sehr wohl möglich ist, eine Art Reithose zu haben, die nicht (wie die heutigen Reithosen) überall am Bein eng anliegt. Das die Hose im Bereich des Innenbeines (also am Sattel) glatt sein muß, ist jedem klar, der schon mal den Cowboygang geübt hat, weil er falsche Hosen zum Reiten anhatte ... :(
 
Hallo Stanislav, ich habe jetzt auch herausgefunden, warum Du so vehement darauf bestehst, das Rus keine Wikinger waren ... Der Rus-Wikinger in meinem Vor-Text war ein Freudscher Verschreiber, gemeint waren schlicht die Krieger, die diese Hosen wohl anhatten ... 8) Aber das Thema hatten wir auch schon im Historecon, oder? Und ich gestehe, ich schreibe manchmal schneller als ich denke und da kommen dann solche Sachen bei raus ... Kadlin
 
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