Campus Galli - Karolingische Klosterstadt Messkirch

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Das Problem hast Du aber leider nicht nur hier. Wie oft lese ich in der Zeitung Berichte über Mittelaltermärkte, auf denen ja alles so toll authentish ist ;( Aber wirklich mehr als Schade um die Sache und die Gelder, das hätte man nicht nur besser machen können, sondern auch müssen!
 
Da gibt es Vereine, die rennen jahrelang der Gemeinde für ein bisschen Land hinterher für ein kleines, bescheidenes und fundiertes Bauprojekt und bekommen jede Menge Steine in den Weg gelegt und woanders kommt ein Dampfplauderer und bekommt Millionen ohne vorherige Prüfung hinterher geworfen...
 
Dazu passt dann Brittas Bericht über die drohende Schließung von dem Freilichtmuseum in Hitzacker gut (oder meintest Du das auch?), die wären nicht nur mit einem Bruchteil des Geldes gerettet, sondern zeigen auch noch gute Arbeit. Schon traurig!
 
Was sind das Für Journalisten die das Zeug auch noch abdrucken???
Gute Frage,denn ein Journalist,der sich vorher mit dem befasst,was er schreibt,müsste sich fast weigern,so etwas abzudrucken. Naja,das Projekt Klosterstadt dürfte wohl eines sein:zum Scheitern verurteilt!
 
Samstag vor einer Woche (02.11.2013) ist der Wissenschaftliche Beirat des Campus Galli zum zweiten Mal in Meßkirch zusammengetreten. Wie nun der Südkurier online (09.11.2013) berichtet, wurde dabei Prof. Dr. Claus Wolf (Vita bei Wikipedia) zum Vorsitzenden des Wissenschaftsbeirats für den Campus Galli gewählt. Der Wissenschaftliche Beirat hat im Rahmen der Sitzung die fehlende Anbindung der Karolingischen Klosterstadt an den Öffentlichen Nahverkehr kritisiert und eine Petition zur Einrichtung einer Bushaltestelle angeregt. Weitere Themen werden in dem Bericht nicht genannt. Zur Sitzung waren 8 von 18 Beiratsmitgliedern erschienen. Drei Wissenschaftler hatten auf die Einladung nicht reagiert.
 
Zur Sitzung waren 8 von 18 Beiratsmitgliedern erschienen. Drei Wissenschaftler hatten auf die Einladung nicht reagiert.
Und die anderen sieben hatten sich entschuldingt. Ok, richtig gut liest sich das nicht. Aber ich denke mit den Herren Wolf und Becher ist da schon ein kompetentes Team am Start. Die Frage ist aber, wieviel Einfluss hat dieser wissenschaftliche Beirat auf den Gesamtbereich? Sind sie nur in einer beratenden Funktion tätig, oder können sie in aktuellen Geschehnissen eingreifen? Sollte so ein Beirat nicht öfters zusammentreten? Und gibt es im Moment nicht wichtigeres als eine Bushaltestelle?
 
Deine erste Frage wurde bereits anlässlich der ersten Sitzung beantwortet Ulrich:
Der Vorsitzende des Vereins Karolingische Klosterstadt macht aber deutlich, dass die Kompetenzen des Beirats begrenzt sein werden. „Wenn es um die Bebauung des Geländes geht, entscheiden wir“, sagt er. „Und wenn es um Fragen der Wirtschaftlichkeit oder Sicherheit geht, auch.“ Schwäbische Zeitung online, 05.07.2013
In Fragen der Bebauung, der Wirschaftlichkeit und der Sicherheit - der Spielraum für den Beirat scheint mir da recht klein, denn welcher Vorgang betrifft nicht immer mindestens einen der genannten Bereiche?
Und gibt es im Moment nicht wichtigeres als eine Bushaltestelle?
Ja, diese Frage stellte sich mir bei der Lektüre der Zeitungsmeldung auch als erstes, gerade wenn man die Tagesordnung der Sitzung bedenkt: 1. Begrüßung durch Herrn Geurten. 2. Kurze Einführung zum aktuellen Stand des Projektes. 3. Geschäftsordnung. 4. Berufung des Sprechers des wissenschaftlichen Beirats. 5. Terminfestlegung der nächsten Sitzung. 6. Vorlage der Pläne für das nächste Jahr, für die Holzkirche und die Scheune. 7. Verbesserungsvorschläge für den Campus Galli. 8. Vorschläge für archäologische Experimente auf dem Gelände des Campus Galli. 9. Sonstiges. 10. Verabschiedung.
 
Der Campus Galli hat am gestrigen Sonntag (10.11.2013) das Ende seiner ersten Saison begangen - mit einem verkaufsoffenen Sonntag in der Meßkircher Innenstadt. Die Handwerker präsentierten sich und ihre Gewerke in diversen Einzelhandelsgeschäften, so kam die Spinnerin etwa beim Frisör unter und in einem Elektronik-Fachgeschäft konnte man sich das Brettchenweben erklären lassen. Zum Abschluss feierte man bei bei Tavernen- und Marktmusik der Spielleut Feuer & Stein, Schlachtplatte und dem Anstich des ersten Fasses Campus-Galli-Bier im alten Hotel Löwen. Hier überwintern die Angestellten der Klosterstadt, deren Arbeitsverträge nicht zum 31. Dezember enden. Die Handel- und Gewerbetreiben zeigten sich von dem Tag begeistert - der Termin sei ideal, um das Weihnachtsgeschäft einzuläuten. Weiterführende Links: Südkurier, 11.11.2013: Campus Galli-Mitarbeiter bereichern verkaufsoffenen Sonntag Schwäbische Zeitung, 10.11.2013: Die Handwerker beziehen ihr Winterquartier Fotostrecke beim Südkurier.
 
Dann warten wir mal ab welche Hiobs-Meldungen nach der Überwinterung kommen. :S Immerhin "gibt" es jetzt einen wissenschaftlichen Beirat. Ich selbst sitze in mehreren Beiräten (durch meinen Beruf bedingt) und weiß, dass diese je nach Institution teilweise sehr unterschiedlich eingebunden werden. Momentaan sehe ich hier eher schwarz, aber ich hoffe der ein oder andere MA von Campus Galli liest hier mit und nimmt sich die bisher konstruktive Kritik zu Herzen. Sonst ist nächstes Jahr Schicht im Schacht :bye02
 
Servus zusammen, ich hab' da als "Seiteneinsteiger" zu genau dem Campus-Galli-Projekt ein paar Fragen. Interessiert an Handwerksgeschichte war ich Ende Oktober dort und was ich da so gesehen und in den Gesprächen mit den dort tätigen Handwerkern erfahren habe, hat mir als Zimmermeister mächtig zu denken gegeben. Eigentlich war der Plan, beim Aufrichten der Holzkirche und später bei den Dächern zu helfen (und davon hätte ich jede Menge Plan) aber ich bezweifle, ob das mit dem Material, das sie bisher so mühsam vorbereitet haben und mit der Art und Weise, wie die zur Verfügung stehenden Ausrüstung verwendet wird, überhaupt was werden kann. Die zwei Schreiner, die als Zimmerer fungieren, bemühen sich wirklich, keine Frage - aber so wird das doch nix. Im Januar hätte ich die Möglichkeit, mit den "Machern" ein Gespräch zu führen und könnte dazu jede Menge Familien-Input (noch drei Zimmerer, einen Bauingenieur und eine Architektin) mitbringen... ... die Frage nach all den vorstehenden Beiträgen ist jedoch: bringt's das überhaupt? Ist ein solches Vorhaben mit unserem Bürokratenapparat überhaupt sinnvoll umsetzbar? Wo ist in einem solchen Fall (Leben und Arbeiten auf Hochbaustellen) ein sinnvoller Kompromiss zwischen authentisch und (mit heutigem Verständnis) sicher zu finden? Schließlich unterscheidet sich dieses Vorhaben erheblich von "Ritterspielen" und "Mittelaltermarkt"... Ihr seid die Experten für gelebte Geschichte und es hätte mich interessiert, ob sich echtes Engagement hier lohnen könnte.
 
Im Januar hätte ich die Möglichkeit, mit den "Machern" ein Gespräch zu führen
Das direkte Gespräch mit den "Machern" zu suchen ist in diesem Fall der allerbeste Schritt. Danach wirst du sicherlich wissen, inwieweit ein weiteres Engagement für dich "was bringt" oder nicht.
Schließlich unterscheidet sich dieses Vorhaben erheblich von "Ritterspielen" und "Mittelaltermarkt"...
So war es zumindest einmal geplant :S
 
Holzwurm, als Dipl.Ing (Tu) Hüttenwesen, Fachrichtung Verformungskunde (Diplom-Schmied), der sich als Schüler sein Taschengeld als Dachdeckerhelfer verdient hat, habe ich gelernt, das die Handwerkzeuge der Zimmerer sich eigentlich seit der Völkerwanderungszeit nicht wesentlich geändert haben. Von der Schrotsäge bis zu den Beilen, alles schon sehr lang in Gebrauch, nicht immer, aber bekannt wars schon. Wir hatten das in "Verformungskunde" , Geschichte der selben und wie macht (e) man sowas. Holz ist ein Werkstoff, den die Menschheit seit 5 min 50 000 Jahren nutzt (so umgearbeitet, als Konstruktionselement), Stahl gibts auch seit weit über 2000 Jahren, da können in den letzten paar Jahrhunderten( 10-12) ja auch nicht viele beonders dolle Erfindungen mehr im Handwerkzeugbereich gemacht worden sein. Und da die Leute früher wie heute gerne leben, gab denn auch "Schutzhelme" , im Bergbau der Kelten ist eine Bergmannskappe mit Heufüllung nachgewiesen, wie sie im Harz noch in der frühen Neuzeit verwendet wurde, ist zwar nicht nach DIN, aber wirkt, mindstens so gut wie ein eineinhalbkrmpiger Hut mit solcher Füllnung (der auch zusätzlich noch die Schultern vor Einschlägen schützt ,was ein Schutzhelm nicht tut). Auch andere Kleidungsstücke aus dem MA sind praktischer als unsere heutigen Maßnahmen (ordentliche Wadenwickel schützen SEHR gut vor Schien und Wadenbeinbruch). Nägel dürften auf einer M Baustelle nicht rumgelegn habn, ergo auch keine durchtrittsichere Sohle, gut , und wer läßt sich schon mit "Hausschuhen" nen Balken auf die Füße fallen?? Bei den modernen Schuhen rettet die Stahlkappe zwar die Zehennägel, aber der Mittelfußknochen ist ab. Mit Heu /Stroh in den Schlappen aber nicht unbedingt ;-) Wie gesagt, die waren nicht doof damals, weswegen im Handwerk gilt , je mehr "A", um so sicherer. Die haben das nämlich vor uns ausprobiert und für gut befunden, da muß ich nichts neu erfinden, gabs schon... Ob Du allerdings selbst mit historischer Vorbildung und Deinem Wissen als Zimmermannsmeister (ist ja fast Baumeister) da ins Geld kommst und keinen Herzinfarkt wegen des Erfindungsreichtums der Mitarbeiter dort glücklich werden könntest, mußt du nach dem Gespräch entscheiden. Ganz viele "moderne " Menschen sind nach meiner bescheidenen Erfahrung in Bezug "mittelalterlicher Handwerkskunst" außerordentlich beratungsresistent. Schön wäre ja, wenn mal Fachkompetenz und Quellenstudium vereint dem Projkt Beine machten... Denn , was ich auf den Bildern der HP gesehn habe, "segge man your Muddern , dat wart nist"
 
Nun Holzwurm, aus meiner persönlichen Erfahrung heraus würde ich dir als erstes das raten, was auch die mir bekannten Lieferanten des Campus Galli alle tun: Alle Leistungen grundsätzlich nur gegen Vorkasse! Versuch macht kluch...
 
Sicher lässt das Deutsche Baurecht weniger Kompromisse zu, wie in anderen Ländern und dadurch muss man hier mit mehr Einschränkungen leben, die bei so einem Projekt natürlich auf Kosten der Authentizität gehen können. Aber nach allem, was ich bis jetzt so mitbekommen habe, liegt das Projekt leider nicht in den Händen von Menschen, denen es als solches wichtig ist. Vielmehr geht es hier allem Anschein nach um Selbstdarstellung des Hauptmachers und die kommerzielle Ausbeutung seitens der Stadt. Nimm zum Beispiel den verkaufsoffenen Sonntag für den die Darsteller verheizt werden. Wenn es für Dich keine großen Umstände macht, würde ich das Gespräch trotzdem führen, dann kannst Du Dir ein besseres Bild machen und weißt endgültig woran Du bist.
 
Martina, so frühmittelalterliche Gebäude sind zum Großteil so überdimensioniert, die gehen quasi ohne Prüfung durch.Die sind alle nach den"allgemein anerkannten Regeln der Baukunst" oder so gebaut. Das einige Problem bei Fachwerk ist die Pfostengründung (keine Fundamente) und die dazugehörige Baugrunduntersuchung. Und was die Nutzungsdauer bei so einem Gebäude angeht, 60 Jahre. Und umstricken darf man die Pläne nicht, sonst gibt s Probleme. Also nix mit "schöner oder besser" bauen. Was vor 1500 Jahren und vor 1000 Jahren gehalten hat, soll wohl auch heute halten. Also hör Dir das erstemal an, bleib mit Deiner Meinung "So geht das nicht"erstemal zurückhaltend und bilde Dir Deine eigene Meinung. Mit 30 Jahren Berufserfahrung kennt man ja seine Schweine am Gang. Auch die Macher dieser Gebäude sind nur ganz normale Bauherren, Flausen im Kopf und und wenig Ahnung von den Gewerken.
 
Hmmm, was die Art und Verwendung des Werkzeuges, die verwendeten Materialien, die Holzbautechniken und die Arbeits-Klamotten angeht, sehe ich das exat auch so, dass die Leut damals nicht blöd waren und sie haben es sich nicht schwerer gemacht, als unbedingt nötig... Viele der Werkzeuge hab' ich selbst ausgiebig im Einsatz und die Verbindungstechniken folgen den Möglichkeiten - das ist also nicht das Problem. Ich will auch nicht mit einem Taferl "Des wird so nix" um den Hals zu der Besprechnung gehen, das wäre sicher kontraproduktiv. Vielmehr benötige ich rüttelfeste Argumente auf historischer Basis um Überzeugungsarbeit zu leisten, damit zumindest die Zimmererarbeiten nicht ganz so vermurkst werden und viele davon stehen ja hier den ersten zehn Seiten :) Vielleicht hat jemand von euch Erfahrung im Umgang mit solchen Experten-Gremien und kann mir Tips für den Umgang damit geben...
 
HAllo Holzwurm, so gern wir hier immer über den Campus schimpfen, ich denke, es wäre unrecht, dir jetzt dein Vorhaben auszureden, gerade, weil wir eine sehr stark vorgefertigte Meinung zu dem Projekt haben. Drum versuch ich es jetz mal so Objektiv wie möglich: Das Projekt wird sehr zentral von der Vereinsleitung gesteuert, wenn man wo ansetzen kann mit Verbesserungsvorschlägen, auf jeden Fall dort. Der wissenschaftliche Beirat scheint nicht großartig in die Steuerung involviert zu sein. Allerdings sind schon einige an der Beratung der Vereinsleitung gescheitert, einfach wird es also sicher nicht. Die Vereinsleitung scheint besonders außenstehenden gegenüber sehr ablehnend und kritisch zu sein, du wirst sicher erst einmal Vertrauen gewinnen müssen, bevor du zu ändern anfängst. Ich weiß nicht genau, was du mit "so wird das nix" meinst, bin ja auch kein Schreiner, aber ich denke, wenn du Veränderungen bewirken willst, kommst du dort am Besten weiter, wenn du ihnen relevante Vorteile einer anderen Arbeitsweise aufzeigst, die folgendes beinhalten: Wie ich mit der Änderung Kosten spare, Wie ich mit der Änderung Zeit spare, Wie ich mit der Änderung den Besucher begeistern kann, Wie mir die Änderung die Arbeit erleichtert. Wenn du Tipps zu historischem Arbeiten brauchst, Andreas ist ja schon eine ganz gute Anlaufstelle, aber ich schätze, das Handwerk hat sich kaum verändert während der letzten 800 Jahre.
 
Schließlich unterscheidet sich dieses Vorhaben erheblich von "Ritterspielen" und "Mittelaltermarkt"...
Hallo Holzwurm, dazu würde ich dir einen Blick in den Handout meines Vortrags in Potsdam empfehlen, bei dem mir der Campus Galli als Fallbeispiel für Qualitätskontrolle diente. Neben den ausgewählten Beispielen in Punkt 3.1, in welchem Maß die Klosterstadt von historischen Vorlagen abweicht, zeige ich dort in Punkt 3.3, dass ein bedeutender Teil der Abweichungen vom Vorstand bewusst gewollt ist - aus rein ökonomsichen Gründen. Führt man den Gedanken zu Ende, hat man mittelerweile gute Gründe, um den Campus Galli nicht mehr als Freilichtmuseum oder archäologisches Experiment, sondern als einen mittelalterlichen Themenpark zu bezeichnen. Insofern solltest du nicht nur prüfen, ob du dich für ein solches "mittelständisches Unternehmen" engagieren möchtet, sondern insbesondere auch genau darauf achten, ob historische Lösungen im konkreten Fall überhaupt gewollt sind und nicht nur in erster Linie Arbeitkräfte und Know How für Lau. Unterlagen zum Download: living history = p ast ÷ me4 × αuthenticity. Didaktik und Qualitätssicherung performativer Geschichtsdarstellung. Ringvorlesung „Inszenierte Vergangenheit”: Reenactment in Medien, Kunst und Wissenschaft. Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, WS 2013/14, 13.11.2013.
 
Die Vereinsleitung scheint besonders außenstehenden gegenüber sehr ablehnend und kritisch zu sein, du wirst sicher erst einmal Vertrauen gewinnen müssen, bevor du zu ändern anfängst.
Was sich schon als schwierig erweisen könnte, wenn man sich vorab Beratung bei scharfen Kritikern einholt. Man sollte nämlich nicht vergessen: hier kann jeder mitlesen...
 

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