Seife bei den Wikingern?

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Alveradis95

Member
Registriert
12. Juni 2014
Beiträge
11
Reaktionspunkte
0
Ort
16552 Schildow
So, Wikinger waren ja nunmal sehr reinlich. Meine Frage war jetzt : WOMIT haben die sich gewaschen? Seifenrezepte gibt es schon seit 500 v. Chr (Assyrer glaub ich), und ich denke dass es gut möglich ist, dass sich in der Zeit von 1400 Jahren diese Rezepte einen Weg in den Norden gebahnt haben (Irgendeiner von den Römern hatte sogar geschrieben dass die Gallier die Seife erfunden hätten, Plinius glaub ich, und von Frankreich ist es nicht weit bis zu den Wikis). Eine Internetseite geht sogar so weit zu sagen, dass die wikis Seife exportiert hätten. (http://www.nornirsaett.de/20-populare-irrtumer-uber-wikinger/ Irrtum Nr. 6) Auf weiteres suchen spuckt das Internet den Begriff Kastanienseife aus. Und wenn man noch weiter geht findet man einige Rezepte für Kastanienseifen, allerdings alle sehr modern und so ganz und gar nicht authentisch. Kann mir da jemand weiterhelfen? Ist Kastanienseife überhaupt vorstellbar? Gibt es Belege dafür? Irgendjemand durch Zufall ein Rezept? :bahnhof :help Beste Grüße, die Biggi :wiki1
 
Zu der Kastanienseife: Rosskastanien enthalten (wie Seifenkraut, Efeu und andere Pflanzen) Saponine. Das Wort sagt schon, dass dies seifenähnliche Stoffe sind bzw. mit einer seifenähnlichen Wirkung. Wenn man Rosskastanien schält, zerkleinert und köcheln lässt, kann man mit der entstandenen Flüssigkeit Textilien waschen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Rosskastaniensud empfohlen für empfindliche Stoffe wie zB Polstermöbel oder seidene Teppiche. Ein Seifenstück erhält man daraus auch nicht, es ist eher eine sehr flüssige Flüssig"seife". Bin aber überfragt, ob die Wikis das schon nutzten bzw. wussten.
 
Das mit den Kastanien möchte ich mal bezweifeln. Kastanien waren - ebenso wie viele andere Baumarten - seit der letzten Eiszeit nördlich der Alpen nicht mehr heimisch und wurden erst im Verlauf des Mittelalters wieder in den Baumbestand eingebracht. Das betrifft auch viele andere Pflanzen, die uns mittlerweile sehr vertraut erscheinen, wie etwa Platanen oder die über 600 Ahornarten, die zu unseren beiden Einheimischen dazugesellt wurden.
 
Wenn Du gar nicht mehr weiter kommst, frag mal hier nach: http://www.drakentrey.de Die machen eine Wikidarstellung und sieden Seifen. Muss also irgendeine Verbindung geben. Schönenn Gruß von mir.
 
Da Du auch nach einer Idee zur Seife fragst: Wenn Seifen in der Wikingerzeit hergestellt wurden, dann vermutlich auch durch das Verseifen von Fetten die bei der Verwertung von Tieren anfielen. Dies nun ohne Belege. Ob es einen Nachweis von zugeschlagenen Duftstoffen oder anderen Substanzen gibt bezweifel ich.
 
Hm. Okay danke erstmal. Also keine Kastanienseife. :nein Dann suche ich mal weiter ob es vllt eine Ein-Fett-Seife aus Rinderfett oder so gab. Ich meld mich wenn ich was neues weiß. :shoot
 
Wer sagt eigentlich, dass die Wikinger sehr reinlich waren? Hab ich ja nix gegen, aber woher weiß man das? (OK, die kleinen Necessaires mit Ohrlöffelchen usw., das wäre ein Hinweis. Und die vielen Kämme- wobei das m.E. wegen der eng stehenden Zinken vor allem Läusekämme gewesen sein müssen. Aber auch damit kriegt man die Haare schön :) ) Zu Deiner Frage: Das Verseifen von Fett und Asche ist ja doch sehr naheliegend. Sowas passiert schon mal aus Versehen, wenn Asche auf einen fettigen Teller neben der Feuerstelle fliegt. Aber Du suchst nach Seifenstücken?
 
@Rhonwen: Ein englischer Bericht beinhaltet neben vielen anderen Dingen die Klage eines Priesters(?),der sich darüber beschwert dass die Skandinavier die örtliche Damenwelt mit unsauberen Mitteln wie einem wöchentlichen Waschgang,sauberer Kleidung und geschnittenen Haaren bezirzen.
 
Ibn Fahldan (ihr wisst wen ich mein auch wenn ich den Namen nicht richtig geschrieben hab ^^) hat auch darüber geschrieben dass die Nordmänner ungewögnlich reihnlich gewesen sind. Mit irgendwas müssen die sich ja gewaschen haben. Kastanie fällt ja nun schonmal raus, also vermutlich eine Fett-Asche-Seife oder eine Ein-Fett-Seife. Hmmm. Also dankedankedanke schonmal für eure Beiträge, das hilft wirklich! :allah
 
Birkenblätter enthalten auch Saponine. Zumindest laut Lehrbuch, im Bushcraft ist es als Seifenersatzstoff (und natürlich zum essen) Und in Skandinavien wachsen einem die Birken ja förmlich aus den Ohren. Außerdem scheint die Birke der dortige lieblingsbaum zu sein ( MoraMesser mit Birkenholzgriffen, Griffe aus Birkenrinde, Gefäße aus Birkenrinde, zumindest in Russland Birkensaft zum Trinken etc.) Vor allem merkt man sicher beim färben mit Birkenblättern, dass dabei die Hände sauberwerden/ es zumindest schäumt wie die damals sicher bekannte Fettseife. Sonst eben Asche und Rinder. Ja, ich buddel in letzter zeit viele alte Threads auf :D Ich bin nämlich gerade dabei, das Forum durchzulesen, weil ich sehr viel zeit am PC verbringe in der etwas im Hintergrund laden muss. ich hoffe mal die Frage hatte sich noch nicht erledigt und ich konnte helfen
 
Wäre dann eine Birkenteerseife nicht naheliegend? Die gibt es heute noch und die Herstellung ist nicht sonderlich schwierig.
 
Zu diesem Thema hatte ich mich vor längerer Zeit auch schon einmal umgesehen. Zu Nachweisen der Seifenherstellung und/oder Verwendung konnte ich bislan nichts finden. Was laut des Archäobotanikers vom Vikingecenter Ribe/DK verwendet wurde, war Seifenkraut: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gewöhnliches_Seifenkraut (Quelle Wikipedia)
 
Hier ist eine recht guter Aufsatz zur Seifenherstellung im Mittelalter. Darin wird zwar Hartholz als Grundstoff für die Asche zur Laugenherstellung geannnt, ein weicheres Holz wie Birke tut es sicher auch. Zusätzlich wird noch die etwas ältere Technik der Birkenpechgewinung benötigt. Die Vorstufe für das Pech, der Birkenteer, kommt für den Duft und die Wirkung in geringen Beimengungen in die Seife hinein. (Birkenseife hilft bei Hauterkrankungen, wirkt leicht antibakteriell und soll diese kleinen blutsaugenden Quälgeister fernhalten.) Soll die Seife zusätzlich eine leicht scheuernde Wirkung haben, kann noch gemahlene/ zerstoßene Kohle aus der Teergewinnung (weiter unten beschrieben) mit hinein. Der Teer wird durch Trockenpyrolyse gewonnen. Jetzt kommt es darauf an ob es mehr oder minder "A" oder unter erleichterten Bedingungen mit modernen Gerätschaften erzeugt werden soll. In beiden Fällen Birkenrinde, eigentlich nur den Bast, evtl. Wurzeln und Blätter in einen luftdicht schließendes Gefäß geben und (wenn es "A" werden soll) über einem Feuer erhitzen bis sich eine schwarz- braune Flüssigkeit am Topfboden gesammelt hat, bleibt es länger auf dem Feuer gibt es Pech, viel zu lange ergibt Asche. Für die Seife wird nur der Teer benötigt. Der eigentlich kein Teer, sondern eine Sammlung der in der Birkenrinde enthaltenen ätherischen Öle ist. Etwas einfacher geht es mit einer Destilliervorrichtung. Auch da die Grundstoffe in ein luftdichtes Behältnis erhitzen, die austreteneden Gase durch einen Kühler leiten. Die entstehende braune Brühe ist der Birkenteer. Vorsicht bei der Methode! Die bei Holzverkokung entstehenden Gase sind hoch entzündlich! Wenn das jetzt zu knapp war einfach die allwissende Datenmüllhalde anwerfen, es finden sich einige Anleitungen zur Herstellung von Teer/ Pech. :) Zurück zu Seifenherstellung. Wie im PDF geschildert vorgehen (oder auch hier im Internet recherchieren) und in die enstehende abgeschöpfte Matsche den Birkenteer zufügen. In Formen füllen, ein paar Wochen aushärten lassen und fertig ist die Seife. Mit Naturseifen und der modernen Art deren Herstellung hatte ich mich vor einigen Jahren intensiv beschäftigt und Leimseifen für den Eigenbedarf produziert. In allen erhältlichen Seifen sind in unterschiedlichen Konzentrationen Konservierungsmittel, Farb- und Duftstoffe enthalten. Blöd wenn man auf etwas aus dem Mix allergisch reagiert. Eine Seife nach nach obigem verlinkten historischen Vorbild herstellen wäre ein interessantes Experiment. Bleibt natürlich die Frage ob es für einen noch früheren Zeitraum für die Wikinger belegt werden kann. Gemäß einem Eintrag in der Wikipedia gab es Seifen nach noch heute üblicher Herstellunsgweise bereits im 7. Jahrhundert. Es wäre es durchaus möglich, dass Seife als Handelsgut den Weg nach Nordeuropa gefunden haben könnte. Oder die Art der Herstellung.
 

Neueste Beiträge

Oben