[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']Mal ein Beispiel für Kleidungsregeln aus der von Dir angestrebten Zeit: [/font][font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']Statuta primaria Praemonstratensis Ordinis[/font]
[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']Distinctio 4, capitulum 14: De vestitu Lanea autem vestes quibus utimur non sint nimis subtiles nec nimis splendidae nec de foris attonsae. Proposuimus lineis non uti nisi femoralibus. [/font]Sufficiat autem canonico habere duas tunicas cum pellitio, potest tamen ubi opus fuerit concedi et tertia, vel tres sine pelliceo. Pellicium non portetur nisi coopertum tunica[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']. Pellitium brevius sit tunica ut non appareat; tunica non descendat ultra cavillam pedis;[/font]cappa sit aliquantulum brevior tunica. Scapulare eius longitudinis sit, ut accingi possit, quod numquam discinctum portetur[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']. Calligas et soccos habeant prout necesse fuerit et facultas permiserit. Ocreas omnino non habebimus (...) nec chirotecas quinque digitorum nec cingulos contextos.[/font] [font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']Die ersten Statuten des Ordens der Prämonstratenser[/font]
[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']4. Distinction, 14. Kapitel: Über die Kleidung[/font]
[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']Die wollenen Kleider aber, die wir tragen sollen weder allzu fein, oder prächtig, noch außerhalb zugeschnitten sein. Wir setzen fest, dass Leinen außer für Femoralien nicht verwendet wird. [/font]
[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']Dem Kanoniker soll es genügen zwei Tuniken und ein Pellicium zu haben, aber ihm kann wo er Arbeit verrichtet auch eine dritte bewilligt werden, oder drei ohne Pellicium. Ein Pellicium soll man nicht tragen, ohne dass es von einer Tunika bedeckt ist. Das Pellicium soll kürzer als die Tuniken sein, damit es unter diesen nicht hervorschaue; Tuniken sollen nicht über den Fersen reichen; [/font]
[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']Die Cappa sei ebenfalls etwas kürzer als die Tuniken. Das Skapulier sei von der Länge, dass es gegürtet werden kann, weil es nie ungegürtet getragen werden soll. [/font]
[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']Schuhe und „Sokken“ möge erhalten, je nachdem für wen es nötig ist und es ist als Möglichkeit erlaubt. Beinschutz (Beinlinge) sollen wir überhaupt nicht haben. (...) und auch keine Handschuhe mit fünf Fingern oder gewebte Gürtel (aus Borte).[/font]
[font='Geneva, Arial, Helvetica, sans-serif']
Lateinischer Text nach Denifle, Heinrich OP: Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters 1. Berlin 1885. S.784.[/font] Da die Dominikaner die Regel anfangs eins zu eins übernommen hatten, interpretiere ich die Umsetzung der Regel auf Basis der zahlreichen Dominikaner-Quellen (besonders den Skulpturen am Grab des h. Dominikus). Femoralien sind demnach Bruchen. Tuniken haben den "klassischen" Cottenschnitt der Zeit mit Geren, engen Ärmeln und ohne Kapuze. Pellicium ist noch ein kleines Mysterium, nach meiner Interpretation aber ein Kleidungsstück aus Lammfell mit Fell nach innen im Cottenschnitt. Skapulier ist die "Mönchsschürze" aus Vorderteil, Rückenteil und Kapuze. Cappa ist ein an der Brust zugenähter Halbkreismantel mit Kapuze. Sokken müssten kniehohe Strümpfe im Stil der "Frauenbeinlinge" der Zeit sein. Weitere Quellen:
Vita S. Norberti auctore canonico Praemonstrantensi coaevo1
Unum est tamen quod testes resurrectionis angeli in albis apparuisse leguntur; auctoritate vero et usu Ecclesiae, poenitentes in laneis sunt. In laneis similiter in Veteri Testamento exibant ad populum, in sacramento vero, ex praecepto uti consueverant lineis.
Quia vero sanctorum Patrum et praedecessorum nostrorum docet expositio, sanctis praedicatoribus et canonicae professionis utentibus, horum angelorum in typo vicem gerere, de albis vestibus scandalum non generent: et si sunt poenitentes, et si eos ad populum exire suum cogat officium, laneas non abhorreat; quod si ad sanctuarium Dei ingressuri sunt, lineas non praetermittant. (...)
Feminalibus semper uti fratribus suis praecepit; quia semper exhorruit virile rubor animi efferminata mollitie lentescere: non tamen hoc respectu stamina pretiosiora ante oculos interni Judicis approbans.
Quam erat ille ordo religiosus, qui ex sua regula et proposito his carebat: Laneis ad carnem, laneis ad laborem uti, et absque ulla tinctura praecepit; licet asperrimo cilicio assidue vestiretur. In sanctuario vero, et ubi divina sacramenta tractanda fuerant, vel celebranda, propter munditiam et multimodam honestatem, lineis uti voluit, et omni tempore utenda disposuit.
Lebensbeschreibung des Heiligen Norbert des Gründers der Kanonikergemeinschaft der Prämonstratenser
Eindeutig ist trotzdem, dass die Zeugen der Auferstehung den Engel in weißen [Gewändern] erscheinen sahen; nach den Autoritäten2 und der Praxis der Kirche tragen Büßende Wolle. Ebenso Wolle tragend gehen sie3 im Alten Testament zum Volk hinaus, bei den Sakramenten aber waren sie aus den Vorschriften das Tragen von Leinen gewohnt.
Weil aber die Darlegung der heiligen Väter und unserer Vorgänger dies lehrt, wird dem heiligen Stand der Prediger und Kanoniker, deren Anschein ja nach Art der Engel ausgeführt ist, das Tragen weißer Kleider nicht zum Scandalon4 gereichen: und wenn sie Büßende sind, und wenn sie ihre Pflicht zwingt zum Volk hinaus zu gehen, schreckt man nicht vor [dem Tragen von] Wolle zurück; weil sie es, wenn sie zum Heiligtum Gottes eingetreten sind, Leinen [zu tragen] nicht unterlassen. (…)
Unterhosen5 stets zu tragen erlaubte er seinen Brüdern; weil immer die Schamhaftigkeit des Geistes männlich vom verweichlichen durch weibische Schwäche abgeschreckt hat: aber im Hinblick auf solche höchst wertvolle Standhaftigkeit ist diese unter den Augen interner Richter zu beweisen.6
Was wäre das für ein Religiosenorden gewesen, der in seiner Regel dies entbehrte: Wolle auf der Haut, Wolle zur Arbeit und dabei ohne eine Färbung vorzuschreiben; es gebührt stets das raueste Cilicium7 zu Kleidung zu verarbeiten. Im Heiligtum aber und wo sie die göttlichen Sakramente leitend oder mitfeiernd sind wollte er, dass sie wegen der Sauberkeit mannigfachen Ehren Leinen tragen, und hat dies zu tun für alle Zeit angeordnet.
1Migne, Jacques-Paul: Patrologia Latina 170. Paris 1854. Sp.1293 f. 2Also Bibel und Kirchenväter. 3Patriarchen und Propheten. 4Verstoß gegen die gute, gottgewollte Ordnung. 5 6Und nicht indem man auf das Tragen einer Unterhose verzichtet. 7klassisch: Decke aus Ziegenhaar; mlat.: grober, dichter, „härener“ Stoff